Die Segel von Tau-Ceti
vierten Besatzungsmitglied?«
»Das wäre der Linguist. Wir sind noch auf der Suche nach einem qualifizierten Kandidaten. Irgendwelche Vorschläge?«
»Es wäre mir daran gelegen, die Kandidaten zu begutachten, bevor irgendwelche Angebote unterbreitet werden.«
»Natürlich, Kapitän.«
»Und wir bräuchten vielleicht noch jemanden, der mit den Außerirdischen verhandelt, nachdem wir den Kontakt hergestellt haben.«
»Falls wir nicht noch eine weitere Planstelle bekommen, befürchte ich, dass diese Aufgabe Ihnen zufallen wird, Kapitän Van Zandt. Glauben Sie, dass Sie dem gewachsen sind?«
»Ich kann's ja mal versuchen. Welche Änderungen werden sonst noch an der Korvette vorgenommen?«
Sadibayan nannte etliche Systeme, die für die lange Reise aufgerüstet wurden. Dazu gehörte der Zwillingscomputer von Starhopper, der im Laderaum Nummer eins der Korvette installiert wurde. Außerdem wurde eine große Mikrowellen-Funkantenne an der Schiffshülle verankert.
»Wieso Mikrowelle?«, fragte Van Zandt. »Ein Kommunikationslaser wäre über diese große Entfernung doch viel effizienter.«
»Ein Kommunikationslaser hat zu große Ähnlichkeit mit einer Waffe. Ein Laser, der stark genug wäre, eine Nachricht von jenseits des Pluto zu übermitteln, wäre auch geeignet, das außerirdische Schiff zu perforieren.«
»Im Grunde ist es auch egal«, sagte Van Zandt nachdenklich. »Wir werden sowieso zu weit entfernt sein für eine Zwei-Wege-Kommunikation.«
»Er soll auch nicht der Kommunikation dienen. Wir wünschen eine kontinuierliche Übertragung Ihrer Annäherung an das Alien.«
»Für den Fall, dass sie uns zerstören, meinen Sie?«
Sadibayan nickte. »Das wäre natürlich sehr bedauerlich.«
»Ich würde es als große Tragödie bezeichnen.«
Der Staatssekretär schüttelte gewichtig den Kopf. »Es wäre nur dann eine große Tragödie, Kapitän, wenn sie Sie zerstören und wir nicht erfahren, wie es geschehen ist.«
5
Moskau hatte seine Sankt-Basilius-Kathedrale, Paris den Eiffelturm und San Francisco die Golden Gate Bridge. Jede große Stadt besaß ein für sie typisches Monument oder architektonisches Meisterwerk — ein Bauwerk, das als ihr Wahrzeichen galt. Olympus auf dem Mars machte da auch keine Ausnahme. Die Struktur, die das Wahrzeichen der marsianischen Hauptstadt bildete, erhob sich volle zwei Kilometer über den nördlichen Rand des Vulkankraters. Seine Erbauer hatten ihr den Namen Schlechtwetter-Kommunikationseinrichtung verliehen. Im Volksmund hieß die Anlage schlicht und einfach Aerie.
Die Kommunikation zwischen der Oberfläche und den orbitalen Übertragungssatelliten erfolgte über Kommunikationslaser. Kein anderes Übertragungsmedium verfügte über die Bandbreite, das erforderliche Informationsvolumen zu handhaben. In der Frühzeit der Kolonie hatten Staubstürme die mit sichtbarem Licht arbeitenden Laser manchmal für Wochen und sogar für Monate geblendet. Deshalb hatte die Kolonie sich notgedrungen wieder auf Funkverbindungen verlegt, die allerdings im Frühjahr und Herbst auch nicht allzu zuverlässig waren, wenn der Marsstaub wieder in Wallung war.
Weil der Kraterrand von Olympus Mons sich bereits fünfundzwanzig Kilometer oberhalb der willkürlichen »Bodenhöhe null« befand - die das Äquivalent des Meeresspiegels auf dem Mars war —, hatten die Stadtväter von Olympus City einen Funkturm errichtet, der über den dichtesten Staub hinausragte. Die Kommunikationslaser auf dem Turm waren im Stand-by-Modus und würden einspringen, falls die bodengestützten Gegenstücke ausfielen. Die Glaskugel, die sie beherbergte, beinhaltete darüber hinaus ein Restaurant, eine Bar und eine kleine Banketteinrichtung. Das machte den Aerie zu einer beliebten Restauration für Erdtouristen und die Oberen Zehntausend der Marsianer.
Kurz nach seiner Fertigstellung hatte Victoria Bronsons drittes Semester den Aerie besucht. Sie waren mit dem Aufzug zwei Kilometer an der Seite des Turms hinaufgefahren, hatten sich die Nasen an der gewölbten Glaswand platt gedrückt und bei dem Panoramablick bewundernde und erstaunte Rufe ausgestoßen. Und nun ließ Tory selbst den Blick über die beleuchteten Kuppeln von Olympus schweifen. Diesmal war sie wegen der Reise, die sie in Kürze antreten würde, tief in Gedanken versunken. Deshalb hörte sie auch nicht, wie Praesert Sadibayan sich ihr von hinten näherte, bis er sie ansprach.
»Ach, Miss Bronson, da sind Sie ja! Darf ich Ihnen Kapitän Garth Van Zandt von
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