Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
Vom Netzwerk:
herab. Vor zweiundsiebzig Stunden hatte er noch mit seinem Schiff in der Erdumlaufbahn gestanden und sich auf den Urlaub gefreut. Doch statt in die Brandung vor Hawaii zu surfen, hatte er die letzten drei Tage angeschnallt auf der Beschleunigungsliege eines Raum-Schnellboots verbracht. Das Anti-Beschleunigungspräparat hatte in den Augen gebrannt, die Nasenhöhlen ausgetrocknet und ihm nicht mehr als ein paar Stunden unruhigen Schlafs ermöglicht. Die Unannehmlichkeiten der Reise waren aber nicht der eigentliche Grund seiner momentanen Verärgerung. Dass man ihm keinerlei Hinweise bezüglich der Abkommandierung zum Mars gegeben hatte, trug auch nicht gerade dazu bei, seine Stimmung aufzuhellen.
    Ein schlanker, blonder Mann mit einer selbstgefälligen Attitüde wartete direkt hinter der Absperrung, die den Zollbereich vom eigentlichen Raumhafen abtrennte.
    »Kapitän Van Zandt?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Ich bin Benjamin Tallen, der Assistent des Staatssekretärs Sadibayan.«
    »Freut mich, Ihre Bekanntschaft zu machen.«
    »Hatten Sie einen guten Flug?«
    Van Zandt lachte zum ersten Mal seit drei Tagen. »Mr. Tallen, offenbar sind Sie noch nie in den Genuss der vielen Annehmlichkeiten an Bord eines Schnellboots gekommen. Sie bestehen hauptsächlich aus Ablassschläuchen in Bug und Heck, Rationen, die wie in Hundepisse eingeweichte Pappe schmecken, und man hat das Gefühl, als ob einem ein Sumo-Ringer auf der Brust hockt. Ich habe den Flug ungefähr genauso genossen wie die Zeit, die ich irgendwann mal nach einem Beinbruch im Streckverband verbracht hatte.«
    »Tut mir leid, das zu hören. Es hätte auch nicht geschadet, wenn Sie die Reise im Erd-Liner unternommen hätten, aber die Dinge nähern sich dem Siedepunkt. Der Staatssekretär legt großen Wert darauf, dass Sie von Anfang an in die Planungen involviert sind.«
    »Planungen wofür, Sir?«
    »Das werden Sie vom Staatssekretär persönlich erfahren. Müssen Sie noch Gepäck abholen?«
    Van Zandt zeigte ihm die kleine Reisetasche, die er dabeihatte. »Das ist alles, was ich in der Kürze der Zeit zusammenpacken konnte.«
    »Wir richten bei der Mars-Bank ein Girokonto für Sie ein. Morgen nehmen Sie sich die Zeit für die Beschaffung einer ordentlichen Ausstattung.«
    Van Zandt lachte glucksend. »Ich habe schon von diesen Reptilien-Fonds gehört, hätte aber nie gedacht, dass ich sie einmal selbst benutzen würde.«
    »Diese Geschichten sind wilde Übertreibungen, zumal man die Kosten angesichts des Nutzens vernachlässigen kann. Sie müssen bedenken, dass Sie die Erde repräsentieren. Die Leute, mit denen Sie es zu tun bekommen, haben wenig Grund, uns zu lieben, Kapitän. Umso wichtiger ist es, dass Sie einen guten Eindruck machen.«
    Der jüngere Mann führte ihn zu einem Fahrzeug, das sie in hohem Bogen über Olympus Mons beförderte, bevor die Transportröhre in eine der kilometerhohen Druckkuppeln in der Neustadt mündete. Das Fahrzeug setzte sie in der Lounge eines Luxushotels ab. Wie allen Einrichtungen in der Kuppel fehlte auch der Lounge eine Decke.
    »Ich hoffe, dieses Etablissement findet Ihre Zustimmung«, sagte Tallen.
    »Es entschädigt mich fast für die Reise«, erwiderte Van Zandt und ließ den Blick durch einen weiten Raum schweifen, der überall von poliertem Quarz funkelte.
    »Gut. Wir melden Sie an und begeben uns dann ins Untergeschoss.«
    Das Ritual der Hotelanmeldung hatte sich in einem halben Jahrtausend nicht grundlegend geändert. Es dauerte insgesamt eine Viertelstunde, bis Tallen Van Zandt in die Suite des Staatssekretärs führte. Praesert Sadibayan hatte gerade am Computer gearbeitet. Er kam seinen Besuchern entgegen und begrüßte sie.
    »Kapitän Van Zandt? Staatssekretär Sadibayan vom Wissenschaftsministerium. Ich freue mich, dass Sie so schnell kommen konnten.«
    »Mein Admiral sagte, es sei dringend.«
    »Das ist es in der Tat.«
    Sadibayan ging zum Schreibtisch zurück und legte die Hand auf eine Scannerplatte. Ein leises Klicken ertönte irgendwo im Schreibtisch, und eine Schublade öffnete sich. Sadibayan holte eine versiegelte Mappe heraus, die von mehreren amtlichen Symbolen geziert wurde. Er drückte auf den Punkt, der den Selbstzerstörungsmechanismus deaktivierte, und entnahm ein paar Computerausdrucke.
    Der Staatssekretär öffnete das Dossier und zitierte daraus: »Garth Martin Van Zandt. Alter: 36. Geboren: 9. Januar 2204 in New Aberdeen, South Wales, Australasiatische Konföderation. Abschluss an der irdischen

Weitere Kostenlose Bücher