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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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freilich die Subroutinen, die in Intervallen von einer Millisekunde den Zustand des Instrumentenpakets kontrollierten. All diese Routinen waren sorgfältig konzipiert worden, um die Funktionsfähigkeit der interstellaren Raumsonde während des fünfzig Jahre dauernden unbemannten Flugs nach Alpha Centauri zu gewährleisten. Jede Subroutine würde die Entfernung des Instrumentenpakets als ein Systemversagen interpretieren und versuchen, die ausgefallene Komponente zu überbrücken. Und wenn das auch nicht funktionierte, wusste Gott allein, wie sie reagieren würden. Die meisten Routinen für die Zustandsüberwachung vermochte man natürlich einfach zu deaktivieren. Die meisten - aber nicht alle. Manche waren für den ordnungsgemäßen Betrieb der Boosterrakete unerlässlich. Und die Ermittlung, in welche Kategorie jede Routine fiel, war das eigentliche Problem bei diesem Job.
    Seit der Rückkehr noch Phobos hatte Tory nach dem Frühstück bis in die späte Nacht am Computer gearbeitet. Sie holte den Zeitverlust zwar nicht mehr auf, verhinderte mit den Überstunden aber ein weiteres Zurückfallen im Zeitplan. Sie wusste schon gar nicht mehr, was für ein Gefühl es war, ausgeruht zu sein. Die Müdigkeit wirkte sich natürlich auch auf die Arbeit aus und verringerte die Produktivität; dadurch musste sie länger arbeiten, was sie noch mehr erschöpfte. Dieser Teufelskreis, in dem sie steckte, war ihr durchaus bewusst. Allerdings waren die Erkenntnis und die Fähigkeit, entsprechend zu handeln, zwei Paar Schuhe.
    Die einzige Flucht vor der Tyrannei des Computers bestand in den Mahlzeiten, die sie am Arbeitsplatz hinunterschlang und in den beiden Stunden, die sie täglich in die Beantwortung von Garth Van Zandts Fragen investierte. Er arbeitete auch viele Stunden, um sich in sein neues Kommando einzuarbeiten. Sie beneidete ihn nicht um diese Aufgabe. Obwohl sie die Entstehung von Starhopper schon seit drei Jahren intensiv verfolgt hatte, versuchte sie noch immer, den Bau der Boosterrakete bis ins kleinste Detail nachzuvollziehen. Und Van Zandt blieben weniger als sechs Wochen, um sich das Wissen von drei Jahren förmlich in den Kopf zu prügeln. Außerdem war er dadurch gehandicapt, dass er nicht einmal ein Computerimplantat hatte. Zumal er auch gar keine Zeit gehabt hätte, sich mit der Benutzung eines solchen Implantats vertraut zu machen, wenn er denn geglaubt hätte, eins zu brauchen.
    Tory rieb sich die Augen und richtete die Aufmerksamkeit wieder auf den Bildschirm. Eine schematische Darstellung der Starhopper- Boosterrakete erschien in räumlicher Tiefe. Einem ungeschulten Beobachter hätte die Abbildung wie ein chaotisches Gewirr bunter Linien erscheinen können. Doch für Tory war dies die einfachste Schemazeichnung, mit der sie die laufende Simulation zu verfolgen vermochte. Es war ihr eine Hilfe, dass der Projektcomputer die mehrere tausend Parameter überwachte, welche durch die Änderung betroffen waren, die sie gerade am Steuerprogramm vorgenommen hatte. Trotzdem war die ganze Angelegenheit so komplex, dass selbst jemand, der erwiesenermaßen immun gegen den Lawineneffekt war, noch Kopfschmerzen bekam.
    Nachdem sie für eine Viertelstunde eine in Millisekunden skalierte Projektion des Plasmaflusses in den Energiekonverter der Boosterrakete verfolgt hatte, wurde sie sich bewusst, dass jemand hinter ihr stand. Sie schaute über die Schulter und erkannte Ben Tallens schlanke Gestalt.
    »Ben!«, rief sie erschrocken. »Schleich dich das nächste Mal nicht so an, sonst bekomme ich noch einen Herzinfarkt.«
    »Verzeihung«, sagte er. »Du warst so in die Arbeit vertieft. Ich wollte dich nicht stören.«
    »Seit wann bist du denn hier?«
    »Ich bin mit der Abendfähre angekommen und gleich hierher gefahren. Hast du schon gegessen?«
    Sie schüttelte den Kopf und verspürte plötzlich ein flaues Gefühl im Magen.
    »Wie wär's, wenn du mich zur hiesigen Futterkrippe fuhrst?«
    »Dafür habe ich eigentlich gar keine Zeit«, sagte sie und rieb sich die müden Augen. »Ich muss heute Abend noch vier Computeralarme überprüfen, bevor ich >Feierabend< machen kann.«
    »Aber du musst doch auch mal etwas essen.«
    »In Ordnung. Gib mir noch zehn Minuten, damit ich mich vergewissern kann, dass die Prüfungen ordnungsgemäß laufen.«
    »Was machst du hier überhaupt?«, fragte er und zeigte auf die Grafik auf dem Bildschirm.
    »Ich ändere den Bustakt für die Steuerleitungen der Boosterrakete, um eine Kompatibilität mit

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