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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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Toilette herein und schob sie an ihren Platz hinter dem Sichtschutzvorhang. Dann drehte sie sich um und half Ben, sich seines Anzugs zu entledigen. Das war ein hartes Stück Arbeit für die beiden, zumal die Bewegungsfreiheit durch die ganzen Vorräte im Zelt eingeschränkt wurde. Sie brauchten dann noch einmal zwanzig Minuten, um alles so weit zu sortieren, dass zumindest halbwegs Ordnung herrschte. Ben war damit beschäftigt, die elektrisch beheizten Schlafsäcke zu entrollen, während Tory zwei Fertigmenüs in die Mikrowelle schob.
    »Und war es den Aufstieg wert?«, fragte Ben zehn Minuten später, während er auf dem zähen Hähnchenschenkel herumkaute, der laut Verpackung in Currysauce schwimmen sollte.
    »Findest du nicht? Wo sonst hätte man eine so spektakuläre Aussicht?«, fragte sie und deutete auf die untergehende Sonne. Sie hatte das Zelt auf volle Transparenz geschaltet, sodass sie nach draußen schauen konnten. Wegen des Staubs in der Luft waren Marssonnenuntergänge immer ein fantastischer Anblick.
    Er lächelte. »Zu viel Rot, wenn du mich fragst.«
    »Das Gleiche würde ich wohl zum Blau und Grün sagen, wenn ich einmal auf der Erde wäre.«
    »Möchtest du darauf wetten?«, fragte er. Darüber hatten sie früher schon gestritten. Ben behauptete, dass diese Liebe zu Bäumen und Wasser der Menschheit in den Genen läge, während es für Tory nur eine antrainierte Präferenz war. »Wie war dein Besuch zu Hause?«
    »Nicht das, was ich mir erhofft hatte«, sagte Tory. Ihre Eltern hatten sich zwar gefreut, sie zu sehen, aber es hatte keine zwanzig Minuten gedauert, bis ihr Vater sie inquisitorisch gefragt hatte, wo sie die nächsten drei langen Jahre abbleiben würde. Sie hatte ihm die Geschichte aufgetischt, dass sie einen Dreijahres-Vertrag bei einer Asteroiden-Bergbaugesellschaft abgeschlossen hätte und sofort nach dem Start von Starhopper bei der Firma anfangen würde. Ihr Vater hatte sie rücksichtslos genannt, weil sie es ihnen nicht schon früher gesagt hätte, während ihre Mutter und Schwester ein großes Trara um sie gemacht hatten.
    Sie war drei Tage bei ihren Eltern geblieben und hatte dann Ben angerufen und ihn gefragt, ob er einen Campingurlaub machen wollte. Es hatte danach noch zwei Tage gedauert, um ein Transportmittel zu finden und die Ausrüstung zu mieten. Allerdings war >Camping< auf dem Mars kaum mit der gleichnamigen Freizeitbeschäftigung auf der Erde zu vergleichen.
    Nach dem Essen lagen die beiden auf die Ellbogen gestützt auf dem Boden und schauten sich an. Ben betrachtete sie mit ernstem Blick. »Was ist?«, fragte sie, als sie seinen Blick bemerkte.
    »Du bist noch schöner, wenn du rot bist.«
    Sie lachte und schaute flüchtig an sich entlang. Der Marsstaub hatte die gleiche Konsistenz wie Talkumpuder. Er überzog die Anzüge und das Innere des Zelts mit einer feinen ockerfarbenen Schicht, und trotz aller Vermeidungsstrategien waren sie beide auch von Kopf bis Fuß bestäubt.
    »Findest du?«, fragte sie.
    »Ja. Mir ist auch aufgefallen, wie sehr du dich seit der Universität verändert hast.«
    »Inwiefern?«, fragte sie ihn — und sich, worauf er überhaupt hinauswollte.
    »Du bist reifer geworden. Du scheinst dir weniger Gedanken darüber zu machen, was die Leute über dich denken.«
    »Ha!«, sagte sie. »Ich bin immer noch am Boden zerstört, wenn jemand auch nur die geringste Kritik an meiner Arbeit äußert.«
    »Na ja, auf jeden Fall merkt man es dir nicht mehr sofort an. Ich erinnere mich noch an eine Zeit, als du es allen unbedingt recht machen wolltest.«
    »Das sagt gerade der Richtige«, sagte sie. »Wer war es denn, der partout diesen neuen Taschencomputer haben musste, weil Bill Arnes sich auch einen gekauft hatte?«
    »Das ist nicht das Gleiche«, sagte er mit einem Grinsen. »Ich war schlicht und einfach neidisch. Es war mir egal, was Arnes von mir hielt — ich wollte nur nicht, dass er einen besseren Computer hatte.«
    »Na gut, ich will das mal so stehen lassen.«
    Die Sonnenuntergänge waren in der dünnen Marsatmosphäre ebenso spektakulär wie kurz. Als es so dunkel geworden war, dass sie sich kaum noch sahen, richtete Ben sich auf den Knien auf und schaltete die Glühlampe am Zelthimmel ein. Gleichzeitig schaltete Tory das Zelt wieder auf »Silber Intransparent«. Sie mussten nachts wegen des Wärmeverlusts aufpassen. Bei ihren Verrichtungen trafen sie sich in der Mitte des Zelts, wo Ben sie in die Arme schloss und küsste.
    »Wer ist Gloria?«,

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