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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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...«
    »Das ist ein Befehl, Chefingenieur.«
    »Aye, Aye, Captain.«
    »Gut. Und nun bleiben Sie brav sitzen, während ich noch einen Drink bestelle. Wir sind schließlich hier, um die Montage der Austria zu feiern. Kit, möchten Sie auch noch einen?«
    »Aye, Aye, Captain«, sagte die ältere Frau in gespielter Demut.
    Bald amüsierten die drei sich über eine von Van Zandts Schoten, und Tory spürte, wie die Last von ihren Schultern abfiel. Vielleicht wusste der Alte - aber nannte man den Kapitän heute überhaupt noch Alter? — doch, was er tat.
    Tory hörte das Blut in den Ohren rauschen, als sie die Flanke des Bergs erklomm. Der stoßweise Atem wurde vom Surren des auf Volllast laufenden Ventilators untermalt. Erbsengroße Schweißperlen standen ihr auf der Stirn, tropften in die Augenbrauen und wurden schließlich vom Kopfband des Helms aufgesogen. Ohne dieses notwendige Accessoire hätte sie längst nichts mehr gesehen.
    Sie stapfte die letzten paar Meter zu der flachen Stelle, die sie seit über einer Stunde anvisiert hatte. Als sie sie erreichte, drehte sie sich um und schaute bergab auf Ben Tallen, der den Ausrüstungsschlitten zog. Ihr Blick folgte der mäandernden Spur ihres Aufstiegs im ockerfarbenen Staub bis zum Fluchtpunkt und dann ganz nach unten bis zum gemieteten Mars-Rover, den sie am Fuß des Bergs geparkt hatten. Das große Fahrzeug wirkte von ihrem Standort wie ein Spielzeugauto.
    »Wie geht's, Schnapsnase?«
    »Alles klar, Vogelscheuche!«, kam die atemlose Antwort.
    Sie wartete, bis Ben zu ihr aufgeschlossen hatte, bevor sie das Zugseil hinter ihm ergriff und den Schlitten auf die ebene Fläche zog, die vom dünnen Marswind planiert worden war. In stummer Übereinkunft plumpsten die beiden auf das große Bündel, das auf dem Schlitten befestigt war und verschnauften erst einmal. Tory ließ den Blick über das spektakuläre Panorama schweifen.
    Im Osten erhob sich Olympus Mons — sein Fuß war hinter dem stark gekrümmten Horizont verborgen. Nur das obere Drittel des Vulkanschildes war zu sehen und zeichnete sich gegen den fast schwarzen Himmel ab. Der Berg, auf dem Tory saß, war ein kleiner Vulkan am Rand der Ebene der Amazonen. Sie befanden sich ungefähr zwanzig Kilometer unterhalb des Gipfels von Olympus, sodass sie die Caldera natürlich nicht sahen. Doch bei angestrengtem Hinschauen erkannte man zumindest die senkrechte Nadel des Aerie.
    Unter ihnen und um sie herum erstreckte sich die rote Oberfläche des wüstenartigen Mars-Hochlands. Es war Sommer in dieser Region, was bedeutete, dass der Wind nur schwach wehte und der Staubflug minimal war. Die Sicht war in der dünnen Atmosphäre fast so gut wie auf Luna, wobei die Details der Landschaft in der Ferne nur leicht verschwammen — und es fehlte natürlich das Blau, das für die Erdatmosphäre charakteristisch ist.
    »Wir sollten uns die Füße vertreten, damit wir keinen Wadenkrampf bekommen«, sagte Ben, nachdem sie sich fünf Minuten lang ausgeruht hatten.
    »Gut«, erwiderte sie ohne allzu große Begeisterung. Als die Gelenke im Anzug knackten, rief sie sich in Erinnerung, dass dieser Ausflug in die Wildnis ihre Idee gewesen war.
    Gemeinsam zogen sie das Druckzelt vom Schlitten und entfalteten es. Nach ein paar Versuchen hatten sie es so ausgebreitet, dass keine Falten mehr im schweren Zeltboden waren. Dann verankerten Tory und Ben — wobei sie in entgegengesetzte Richtungen gingen - das Zelt im Abstand von zwanzig Grad am Umfang, indem sie Heringe tief in den bröckeligen Boden trieben. Schließlich schloss Ben die Sauerstoffversorgung an und betätigte einen Schalter. Das Zelt blies sich langsam auf.
    Nach zehn Minuten hatte das Zelt sich zu einem silberfarbenen Iglu aufgeplustert, das an seiner Vertäuung zerrte. Ben montierte das Gestänge für die Versteifung des kurzen Luftschleusentunnels, während Tory den Proviant und die anderen Vorräte vom Schlitten ablud. Sie stapelte die Kisten in der Luftschleuse, kroch dann selbst hinein und versiegelte die äußere Zeltklappe hinter sich. Anschließend öffnete sie das Ventil für die Luftzufuhr aus dem Hauptzelt. Sie schob die Vorräte hinein und folgte nach.
    Drinnen schälte Tory sich aus dem Anzug und warf ihn auf den Boden. Sie versiegelte die innere Luftschleusenklappe wieder und bedeutete Ben, dass er nun hereinkommen könne. Er holte die chemische Toilette vom Schlitten und wiederholte Torys Übung mit der Luftschleuse. Sie entsiegelte die innere Klappe, zog die

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