Die Segel von Tau-Ceti
wirkte wie ein Fremdkörper auf der Boosterrakete. Die Flotten-Korvette bestand aus drei kugelförmigen Modulen, die von einem Gitterrohrahmen fixiert wurden. Aus der Hülle wuchsen die üblichen klobigen Mechanismen, die den meisten Tiefraumschiffen eine Anmutung verliehen, als ob sie auf einem Schrottplatz zusammengedengelt worden wären. Ein Dutzend Triebwerkscluster waren seitlich an der Korvette montiert, und große Hitze abweisende »Flügel« waren für den Start zusammengefaltet. Ein langer Ausleger ragte rechtwinklig aus der mittleren Kugel. Am Ende war die Parabolantenne montiert, die ihre primäre Kommunikationsverbindung mit der Erde darstellte.
Die Korvette war mit hochfesten Kabeln an der Boosterrakete verankert worden, und ein Gewirr aus Glasfaserleitungen verlief von der hinteren Luftschleuse der Korvette zur interstellaren Boosterrakete. In der Ladebucht Nummer eins der Austria waren beide Hauptrechner von Starhopper untergebracht. Obwohl die ursprüngliche Ausrüstung der Austria zum größten Teil entfernt worden war, um das Schiff leichter zu machen, hatte man die Triebwerke der Korvette behalten. Das Kriegsschiff war damit in der Lage, sich von der Boosterrakete zu trennen und selbstständig zu manövrieren, wenn die Delta-V-Anforderungen nicht zu hoch waren.
Garth wandte sich den drei Mitgliedern seiner Mannschaft zu und gab bekannt, dass er zuerst gehen würde. Er trat vor und schob seinen Panzerhandschuh durch eine Schlaufe, die am schrägen Kabel hing, das von der Luftschleuse mittschiffs in der Korvette zu einem Ankerpunkt hinter ihnen verlief. Der Haltegurt war an einer Kabelzugvorrichtung befestigt. Als Garth das Kabel berührte, wurde er von den Füßen gerissen und am Haltegurt himmelwärts gezogen.
Er erinnerte Tory an einen Zirkusartisten, wie er dort an einem Arm hing und in einer langsamen Pendelbewegung hin und her schwang. Der Lift hielt an, als Garth den Landesteg vor der Luftschleuse freimachte. Er nahm den durchhängenden Gurt ab und schickte die Zugvorrichtung für den nächsten Transport zurück. Ein paar Sekunden später verschwand er durch die Luftschleuse.
Tory war die Nächste, die die Fahrt in den schwarzen Himmel antrat. Auch sie schickte den Aufzug zurück, bevor sie die Handfläche auf die Luftschleusensteuerung legte. Die Außentür öffnete sich, sie schritt über ein Süll und schloss die Tür hinter sich. Ein paar Sekunden später wurde sie von einem starken Wind herumgestoßen, als die Schleuse sich mit Luft füllte. Ein grünes Licht leuchtete über ihr auf und signalisierte ihr, dass sie die innere Tür nun sicher öffnen konnte.
Sie fand Garth in der Luftschleusen-Vorkammer, wo er sich seines Anzugs bereits zur Hälfte entledigt hatte. Er wartete, bis sie den Helm abgenommen und ihn an seiner Sicherheitsleine hatte fallen lassen.
»Sind Sie bereit, an die Arbeit zu gehen?«
»Bereit.«
»Sobald Sie den Anzug verstaut haben, kommen Sie in den Kontrollraum und starten die Diagnoseroutinen. Ich will ab sofort bis zum Start eine ständige Zustandsüberwachung aller Systeme. Falls irgendetwas schiefgeht, sollte es vorzugsweise geschehen, während wir noch auf diesem großen Felsen hocken.«
»Richtig.«
Sie zog den Anzug aus und schlüpfte in den Schiffsanzug, der für die nächsten drei Jahre ihre Standardbekleidung sein würde. Zu ihrer Überraschung machte Garth keinen Versuch, sich als >Spanner< zu betätigen. Für zehn lange Sekunden schubberten sie beide mit den Schulterblättern in der Unterwäsche aneinander und ignorierten sich geflissentlich.
Tory war gerade mit dem Umkleiden fertig, als das dritte Mitglied ihrer Gruppe aus der Luftschleuse hereinkam. Sie wartete auch, bis er den Helm abgesetzt hatte.
»Sie müssen Professor Guttieriz sein. Ich bin Victoria Bronson, die Chefingenieurin.«
»Hallo, Miss Bronson«, sagte er und schüttelte ihr die Hand. »Da wir für einige Zeit miteinander auskommen müssen, können Sie mich auch Eli nennen.«
»Ich bin Tory. Leider konnte ich Sie nicht schon bei Ihrer Ankunft auf Phobos begrüßen.«
»Kein Problem. Ich weiß ja, dass Sie auf dem Mars waren.«
Sie nickte. »Eine kleine Ruhepause und Entspannung vor der großen Reise.«
Er lachte. »Ich hatte mein Leben lang den Wunsch, einmal den Mars zu sehen. Da bin ich nun, und er ist trotzdem nicht in Erfüllung gegangen. Na ja, ein andermal.«
»Kit muss noch durch die Schleuse«, sagte Garth. Die Umkleidekammer hatte die Größe einer Funkbude und
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