Die Segel von Tau-Ceti
Hauptterminal wechselte, entdeckte Tory zu ihrer Überraschung Kit Claridge unter den Leuten, die auf die ausschiffenden Passagiere warteten.
»Kit! Was machen Sie denn hier? Gibt es ein Problem?«
»Kein Problem«, versicherte die Ärztin ihr. »Ich hörte, dass Sie hierher unterwegs seien, und wollte nur einmal sehen, ob die Verschreibung auch geholfen hat.«
»Verschreibung?«
»Wie war Ihr Urlaub?«
Tory lächelte. »Großartig. Ben und ich hatten eine wundervolle Zeit. Es war fast wie in unserer Hochschulzeit.«
»Was habt ihr beide denn unternommen?«
»Ob Sie es glauben oder nicht, wir haben einen Campingurlaub gemacht! Wir haben zwei Tage in Umweltanzügen mit einer Wanderung durchs Vorgebirge von Olymp verbracht. Wir haben den Sonnenuntergang von der Spitze von Sutter's Peak beobachtet und uns dann die ganze Nacht in einem Druckzelt aneinandergekuschelt.«
»Jedem das Seine. Ich persönlich hätte die Annehmlichkeiten der Zivilisation bevorzugt.«
Tory lachte. »Wir haben es nicht die ganze Zeit so wild getrieben. Ben ist auch ins Theater und in die Oper mit mir gegangen.«
»Das sieht ihm schon eher ähnlich. Welche Oper?«
»Barbier von Sevilla.«
»Mit Standish Barnes als Vorsänger?«
»Der und sonst keiner.«
Kit seufzte. »Ich habe ihn vor zehn Jahren in Carmen gesehen. Sieht er noch immer so umwerfend aus?«
»War schwer zu sagen bei der ganzen Schminke.«
Sie gingen los und unterhielten sich dabei. »Wie stehen die Dinge zwischen Ihnen und Ben?«, fragte Kit, als sie das Hauptterminal von PhobosPort betraten. Plötzlich klang sie wie eine Ärztin, die bei einem Patienten eine Diagnose stellte.
Tory zuckte die Achseln. »Er möchte, dass wir wieder zusammenkommen. Ich habe ihm gesagt, dass wir bis nach meiner Rückkehr warten sollten. Und wenn wir beide dann noch immer interessiert sind, werden wir weitersehen.«
»Ein kluges Manöver. Bei einer dreijährigen Trennung kann viel geschehen.«
»Wie weit sind die Startvorbereitungen schon gediehen?«
Kit seufzte. »Ich hätte nicht gedacht, dass es mit einem solchen Aufwand verbunden wäre, ein Raumschiff startbereit zu machen. Wir sind im Zeitplan ... so la la. Alle Vorräte sind bereits verladen worden außer dem Antimaterie-Treibstoff und der Wasserstoffreaktionsmasse. Garth hat übrigens eine ganze Woche Onboard-Simulationen eingeplant. Sie beginnen morgen um null-achthundert. Wenn er mit den Ergebnissen zufrieden ist, betanken wir das Schiff in zehn Tagen und starten in zwölf.«
»Und die Programmzertifizierung?«
»Geht klar, soweit ich weiß. Garth trifft sich täglich mit Vance Newburgh. Falls es irgendwelche Auseinandersetzungen gegeben hat, sind sie hinter verschlossenen Türen ausgetragen worden.«
Tory machte sich im Geiste eine Notiz, mit Vance über das Implant Kontakt aufzunehmen, sobald sie allein war. »Was ist mit Guttieriz? Hat er sich schon blicken lassen?«
Kit nickte. »Er hat ein früheres Schiff bekommen und ist vorgestern angekommen.«
»Wie macht er sich?«
»Zuerst war er etwas zugeknöpft, aber nach zwei Tagen hat er sich dann locker gemacht. Ich glaube, dass er alles auf die Reihe bekommt.«
»Besser wäre das. Jenseits des Pluto-Orbits Ersatz für ihn zu beschaffen, das würde sich nämlich schwierig gestalten.«
»Es gäbe immer noch die Luftschleusen-Lösung.«
Tory schauderte. »Bei dieser erbaulichen Vorstellung gehe ich wohl lieber nach Hause.«
»Brauchen Sie Hilfe mit dem Gepäck?«
»Nein, so viel habe ich nicht dabei.«
»In Ordnung«, sagte Kit. »Ich sehe Sie also morgen um null-achthundert beim Schiff. Übrigens soll ich Ihnen vom Kapitän ausrichten, dass Sie die Nacht durchschlafen sollen. Er sagt, Sie hätten das nötig.«
»Sagen Sie ihm, dass ich genau das vorhabe.«
Tory holte ihr Gepäck ab und schwebte dann den einen Kilometer zu ihrer Wohnung in langen Sturzflügen durch Tunnels, die schnurgerade in den Mond getrieben worden waren. Sie machte sich nach der Ankunft nicht einmal die Mühe, die Reisetasche auszupacken. Sie warf sie einfach in eine Ecke, machte sich zehn Minuten im Badezimmer »bettgehfertig« und legte sich dann auf den Felssims, der in Phobos' schwachem Schwerefeld als Nachtlager vollkommen ausreichte. Sie schnallte sich locker an, legte sich zurück und schloss die Augen. Aber sie vermochte nicht einzuschlafen. Sie war einfach zu aufgeregt.
Sie standen zu viert in Vakuumanzügen an der Basis der Starhopper und betrachteten ihr neues Zuhause. Die Austria
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