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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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erinnerte sie an einen Witz, den sie einmal gehört hatte: >Du weißt, dass es ein schlechter Tag wird, wenn du mit dem Gesicht in der Gosse liegst und nicht mehr weißt, wie du dorthin gekommen bist!< Und dann - als ob dieser Gedanke eine katalytische Wirkung gehabt hätte - gab ihr träges Gehirn einen anderen Speicher frei.
    Sie lag im Kälteschlaf-Tank im umgebauten Schlafraum der Austria! Sie versuchte diese Tatsache noch einzuordnen, als ein fleischfarbener Schemen ihr Sichtfeld ausfüllte. In weiter Ferne ertönte ein leises klickendes Geräusch, und die Sicht klärte sich plötzlich, als die gläserne Abdeckung sich in der Führung zurückzog. Ein paar Kondenswassertropfen gerieten durch die plötzliche Bewegung in Wallung. Sie schwebten auf und davon und bestätigten nur das, was Torys Körper ihr schon seit ein paar Minuten mitgeteilt hatte: Das Brummen der Motoren war verstummt, und es herrschte Schwerelosigkeit im Schiff. Sie hatte auch keine Zeit mehr, sich zu fragen, ob das nun gut oder schlecht war, denn schon beugte eine hagere Kit Claridge sich über sie.
    »Wie fühlst du dich?«, fragte die Ärztin.
    Tory ließ die Wörter ins Gehirn einsickern und versuchte ihre Bedeutung zu erschließen. Erst nachdem ihre seltsam trägen geistigen Prozesse die Töne in Worte umgewandelt hatten, fragte sie sich das auch: Wie fühlte sie sich?
    Da war natürlich die Kälte; aber das war ein äußerer Reiz und zählte eigentlich nicht. Sie versuchte zu schlucken und spürte, dass Rachen und Mund genauso trocken waren wie Marsstaub und der Magen sich zu einem kleinen harten Knoten verdichtet hatte. Sie wurde sich eines dumpfen Schmerzes bewusst, der die Muskeln peinigte, und eines stärkeren Schmerzes, der von den verschiedenen Stellen ausging, wo die medizinischen Manschetten ihre Gliedmaßen umgaben. Die Fußsohlen brannten auch — aus unerfindlichen Gründen.
    Sie atmete mit einem raspelnden Geräusch tief durch. »Mir ist kalt«, krächzte sie.
    Der besorgte Blick der Ärztin verwandelte sich flugs in ein Lächeln. »Zum Teufel, wem ist hier nicht kalt? Warte, ich helfe dir aus dem Tank!«
    Kit nahm außerhalb von Torys Sichtfeld eine Verrichtung vor, und der lange zylindrische Deckel klappte nach oben und ermöglichte ihr den Ausstieg. Die Ärztin half ihr dabei, Arme und Beine von den Manschetten zu befreien, und dann beugte sie sich zu ihr herunter und hob sie aus dem Behälter.
    »Wo ist Garth?«
    »Oben in der Zentrale und arbeitet die Mails ab. Du bist als Dritte aufgeweckt worden. Eli ist der Letzte.« Während dieser Erläuterungen bugsierte Kit Torys schwerelosen Körper zum Sanitärbereich.
    Tory quittierte die Mitteilungen mit einem Kopfnicken. Bei dieser Bewegung schwappte die Flüssigkeit im Innenohr unangenehm. Sie fragte sich, ob sie das Implantat aktivieren sollte, und schob diesen Gedanken dann beiseite, als ihr eine andere Frage in den Sinn kam.
    »Wie lange?«, wisperte sie. Bei dem rauen Hals war nicht mehr als ein Flüstern drin.
    »Fünfhundertzwölf Tage«, sagte Kit. »Wir liegen exakt im Zeitplan.«
    »Und das Alien?«
    »Schon viel näher als vorher, aber längst noch nicht auf der Zielgeraden.«
    »Dann haben wir es also geschafft!«
    Die Ärztin nickte. »In einer Woche leiten wir das Bremsmanöver ein.« Sie bugsierte Tory zur Null-g-Dusche des Schiffs. Dort angekommen, hielt sie sich an einem Knauf fest und schubste Tory in die Duschkabine. »Ich habe die Dusche auf schnelles Aufwärmen programmiert«, erläuterte sie und schloss die wasserdichte Tür.
    Tory hatte gerade die Haltestangen in der Kabine gepackt, als ein Schwall lauwarmer zerstäubter Flüssigkeit aus der Decke strömte. Das Wasser erwärmte sich schnell, als es in Sturzbächen an ihr hinablief und sich in der Duschwanne sammelte. Ein kräftiger Luftstrom entsorgte die Flüssigkeit.
    Tory hob den Kopf in den Wasserschwall. Sie öffnete den Mund und streckte die Zunge heraus, um den Durst zu stillen. Dann erschlaffte sie und hielt sich an den Stangen fest, während der belebende Wasserfluss die Kälte aus ihrem Körper vertrieb.
    Als sie schließlich die Dusche verließ, stand Kit mit einem großen flauschigen Handtuch bereit. Sie wickelte sich darin ein. Nach dem schmeichelnden warmen Wasserschwall war die Rückkehr in die kalte Kabine ein Schock.
    »Woran erinnerst du dich?«, fragte die Ärztin und verabreichte Tory eine Handvoll Pillen, die sie an Ort und Stelle schlucken sollte.
    »Ich erinnere mich an den Start

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