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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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und den Flug zum Rand des Sonnensystems.«
    »Erinnerst du dich auch noch daran, wie du dich in den Tank gelegt hast?«
    Tory konzentrierte sich. Sie glaubte, sich zu erinnern, aber nur verschwommen. Sie hatte sich gefürchtet - daran erinnerte sie sich allerdings gut. Nach ihrem Dafürhalten hatte der Kälteschlaftank eine unangenehme Ähnlichkeit mit einem Sarg gehabt. Und dann war da noch etwas gewesen ...
    Als sie im Schlafraum angekommen war, war ein Tank bereits belegt und der Deckel eingetrübt. Als ältestes Besatzungsmitglied hatte Eli Guttieriz die Ehre, zuerst in den Tank zu kommen und zuletzt wieder heraus.
    Sie erinnerte sich daran, wie Kit ihr gesagt hatte, sie solle sich ausziehen - und ihr eine Handvoll Medikamente zum Einnehmen gegeben hatte, als sie nackt neben dem offenen Tank schwebte. Sie hatten die Reisegeschwindigkeit zwei Tage zuvor erreicht und die Motoren abgeschaltet. Tory erinnerte sich an die Berührung mit der weichen Innenpolsterung des Tanks, als sie die Füße in die Halterungen am Boden schob. Kit hatte ihr geholfen, die Arme in die Halterungen zu schieben. Kurz darauf hatte Tory einen plötzlichen Nadelstich verspürt, worauf sie vom Hals abwärts jedes Gefühl verlor. Sie erinnerte sich an Kits Erklärung, dass das Narkosemittel ihr eine schmerzlose Intubierung ermöglichte.
    »Also dann«, hatte Kit gesagt und auf ihre Patientin hinabgelächelt. »Bereit fürs Traumland?«
    »Ich glaube schon.«
    »Gut, dann starte ich jetzt den Zyklus. Du wirst in einer Minute oder so einschlafen. Versuch, so lange an etwas anderes zu denken.«
    »Zum Beispiel?« Tory spürte, wie ihre Hemmungen allmählich von ihr abfielen, als die Präparate ihre Wirkung im Kreislauf entfalteten.
    »Das ist egal. Eli hatte sich abgelenkt, indem er mich fragte, ob ich seine Kabine mit ihm teilen würde.«
    »Und was hast du ihm gesagt?«
    »Ich sagte ihm, dass wir nach dem Aufwachen darüber sprechen würden.«
    »Und wirst du es tun?«
    Kit leuchtete Tory mit einer Lampe in die Augen. »Vielleicht. Man fühlt sich einsam hier draußen.«
    »Das stimmt.«
    »Du könntest doch den Kapitän fragen.«
    »Könnte ich das?« Ihre Stimme wurde undeutlich und die Augenlider immer schwerer. Wie war das in der Schwerelosigkeit überhaupt möglich?
    »Das würde die Dinge weniger kompliziert machen.«
    Tory erinnerte sich auch noch an ihre Verwirrung, als die Stimme der Ärztin immer leiser wurde und schließlich verstummte.
    Die »aktuelle« Kit schlug auf Torys bloßes Knie, sodass sie mit dem Fuß austrat. »Ich hatte gefragt, ob du dich daran erinnerst, wie du dich in den Tank gelegt hast?« Mit einem besorgten Gesichtsausdruck wartete sie auf Torys Antwort. Es war nämlich schon vorgekommen, dass Leute nach einem Aufenthalt im Tank deutlich an Intelligenz eingebüßt hatten.
    »Ich erinnere mich. Wir hatten davon gesprochen, dass ich den Kapitän fragen sollte, ob er wollte ...«
    »Ob er was wollte?«, ertönte Garth' sonore Stimme außerhalb der Kabine.
    Tory war überhaupt nicht peinlich berührt bei dem ganzen Chemikaliencocktail, der in ihren Adern kreiste. Dennoch wusste sie, dass es ihr hätte peinlich sein sollen. Die Ärztin sprang für sie in die Bresche. »Nur >Girlie-Talk<, Garth. Nichts, was deine Autorität in Frage stellen würde.«
    »Wie geht's der Patientin?«
    »Sie scheint sich wieder zu berappeln. Es wird aber noch ein paar Stunden dauern, bevor sie sich wieder wie ein richtiger Mensch fühlt.«
    Garth sah Tory an und grinste. »Wenn du wieder fit bist, komm rauf in den Kontrollraum und schau dir das Lichtsegel an. Es ist hundertmal heller als zu dem Zeitpunkt, als du es zuletzt gesehen hast.«
    Tory wachte wieder auf und wusste diesmal sofort, wo sie war. Sie hing am Schott ihrer eigenen Kabine und hatte eine unbestimmte Zeit geschlafen. Sie fühlte sich schon besser, was bedeutete, dass sie sich zuvor lausig gefühlt hatte. Sie löste sich vorsichtig vom Schott und bewegte sich zur Waschstation. Dort musterte sie sich erst einmal im Spiegel.
    Sie verzog das Gesicht. Es war genauso eingefallen wie die Gesichter von Kit und Garth. Sie wusste, dass diese Hohlwangigkeit eine Nebenwirkung des Kälteschlafs war. Nach ein paar Tagen guter Kost hätte sie wieder volle Wangen — aber wie lange würde es dauern, um diese Müdigkeit zu überwinden? Sie nahm ihre Haarbürste und bürstete sich die Locken. Das Haar war gerade so viel länger, um zu bestätigen, dass sie anderthalb Jahre im Winterschlaf

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