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Die Segel von Tau-Ceti

Die Segel von Tau-Ceti

Titel: Die Segel von Tau-Ceti Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael McCollum
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Phela war genauso kunstvoll verwoben wie das der Erde. Zu dem Zeitpunkt, als die menschliche Kultur die Azteken und Römer, Wikinger und Sioux, Han und Zulu hervorgebracht hatte, hatte auch Phela schon den Aufstieg und Fall von Zivilisationen gesehen. Die Phelaner waren genauso wenig ein monolithisches Volk wie die Menschen. Sie hatten auch eine jahrhundertealte Galerie von Heiligen und Sündern, Helden und Schurken, Freiheitskämpfern und Tyrannen. Wie die Menschen wurden sie weniger durch die Zivilisation gebändigt als vielmehr durch die schiere Notwendigkeit, miteinander zu kooperieren.
    Dennoch gab es auch ein paar allgemeine Feststellungen, die man in Bezug auf die Phelaner zu treffen vermochte. Sie wirkten etwas besonnener und nicht so emotional wie Homo Sapiens. Ihre Geschichte wurde weniger durch Krieg und Zwist geprägt. Infolgedessen hatten sie die Leiter der Zivilisation etwas schneller erklommen. Aber nicht, dass die frühen Phelaner nun Pazifisten gewesen wären. Die paar Kriege, die sie ausgetragen hatten, waren grausame Gemetzel gewesen, wobei auf den Sieger eher die Bezeichnung »Überlebender« als »Gewinner« zutraf.
    Die Phelaner hatten sich dann kurz nach dem Eintritt ins Raumfahrtzeitalter vom Kriegshandwerk verabschiedet. Das erste phelanische Raumschiff hatte im Jahr 1625 menschlicher Zeitrechnung abgehoben, und zur Zeit der amerikanischen Revolution hatten die Phelaner bereits große Teile des Tau-Ceti-Systems kolonisiert. Die Zukunft war ihnen als ein stetiger Strom des Fortschritts erschienen, und die Wissenschaftler der Phelaner visierten bereits die große Dunkelheit an, die außerhalb von ihrem kleinen Stern lag.
    Dann war es in einem Zeitraum von mehreren Jahren zu Wetteranomalien gekommen. Der Grund für diese Veränderung war schnell ermittelt: Die von Tau Ceti ausgesandte Strahlungsenergie schwankte plötzlich erratisch. Die Schwankungen waren allerdings nicht stark, im Gegenteil — es war schwierig, sie überhaupt zu entdecken. Und sie verletzten jede bekannte Theorie bezüglich des Verhaltens von Sternen der Hauptreihe. Es hatte mehrere Jahre gedauert, bis die Astronomen schließlich herausfanden, dass die Oberflächenschwingungen Symptom eines tiefer liegenden Problems im Innern des Sterns waren. Aus unerfindlichen Gründen wandelte der Kern plötzlich größere Mengen Helium in Kohlenstoff um, als es für einen Stern in der Wasserstoff-Brennphase normal gewesen wäre. Diese extreme Energieerzeugung beeinträchtigte die Stabilität des Kerns, und wenn es den Wissenschaftlern nicht irgendwie gelang, den Kern zu stabilisieren, würden die Schwingungen sich langsam aufschaukeln, bis Tau Ceti zur Nova wurde.
    Ein kleines Geschöpf namens Delwin war ihr Lehrer in phelanischer Geschichte. Als Delwin an den Punkt gelangte, wo die Astronomen sich bewusst wurden, dass ihre Welt unrettbar verloren war, sprang Faslorn als Referent ein. Weil nämlich, wie Faslorn mit bekümmerter Stimme erklärte, ein Zeitalter der Schande gefolgt sei. Bei dieser Nachricht waren die doch so vernünftigen und friedfertigen Phelaner zu Berserkern geworden. Eine Kultur, die dem Krieg seit einem halben Jahrtausend abgeschworen hatte, war in unzählige zerstrittene Splittergruppen zerfallen. Und jede versuchte, die Kontrolle über die Ressourcen zu erlangen, die für den Bau von Evakuierungsraumschiffen benötigt wurden, mit denen man der Zerstörung ihres Sterns zu entkommen vermochte.
    Der Krieg hatte fast zwanzig Jahre getobt. Die Phelaner nannten ihn die Zeit der Fährnisse. Als er schließlich zu Ende war, lag der größte Teil des Heimatplaneten und der Kolonialwelten in Schutt und Asche; und die Sieger mussten erkennen, dass ein Großteil dessen, was sie für die Flucht benötigt hätten, bei den Kämpfen zerstört worden war. Als die Oberflächenschwingungen des Sterns sich schließlich derart verstärkt hatten, dass Phela praktisch unbewohnbar war, hatte man erst vier Fluchtschiffe fertig gestellt. Jedes dieser Schiffe war von den Phelanern mit einer handverlesenen Besatzung aus hunderttausend Personen bemannt worden. Die Schiffe waren unter großen Feierlichkeiten verabschiedet worden und hatten sich dann so positioniert, dass die bald ausbrechende Nova sie zu den Sternen katapultieren würde.
    Vier Schiffe waren auf der Schockwelle der Nova zu vier verschiedenen Sternen geritten und hatten Milliarden Tote hinter sich gelassen.
    »Sie hatten für den größten Teil ihrer Geschichte doch einen so

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