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Die Seherin von Garmisch

Titel: Die Seherin von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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halten.
    Schafmann trat zu Schwemmer und sah sich um.
    »Jesusmariaundjosef«, murmelte er, als er das Ausmaß
der Zerstörung erfasste.
    Die Feuerwehr hatte die kleineren Brände gelöscht, die
sich um das explodierte Gebäude herum entzündet hatten, dort, wo brennende
Trümmerteile aufgeschlagen waren. Das Gebäude selbst brannte nicht. Es hatte
aufgehört zu existieren. Dort, wo die alte, kleine Backsteinhalle gestanden
hatte, klaffte ein schuttgefüllter Krater im Erdreich. Die angrenzenden
Grundstücke und Wiesen waren übersät mit unterschiedlich großen Brocken
Mauerwerks und, was dem Ganzen noch eine zusätzlich absurde Note gab, Dutzenden
von Karosserieteilen: Türen, Kotflügeln, Motorhauben unterschiedlichster Farben
und Bauarten, dazu zersprungenen Windschutzscheiben und verschlissenen Reifen.
    Schafmann kickte mit dem Fuß gegen eine Stoßstange,
die vor ihnen im Gras lag.
    »Was ist das für Schrott?« Unabhängig von den
Verformungen durch die Explosion war zu erkennen, dass es sich um ein ziemlich
gebrauchtes Teil handelte.
    »Da war wohl ein Lager«, sagte Schwemmer.
    An den umliegenden Gebäuden gab es keine intakte
Fensterscheibe mehr. Bei der Herfahrt hatte Schwemmer auch an der Kirche
kaputte Scheiben gesehen.
    Mehrere Ambulanzen und Notarztwagen standen herum,
deren Personal im Akkord Schnittwunden versorgte.
    »Hast du mal ‘ne Zigarette?«, fragte Schwemmer.
    »Nein«, sagte Schafmann. »War jemand drin?«
    »Wissen wir noch nicht.«
    »Das ist die Halle, wo die Band probt, oder?«
    »War. Es war die Halle.«
    »Die müssen aber wirklich jemanden geärgert haben.«
    Schwemmer sparte sich Bemerkungen zu bisher fehlenden
Hinweisen auf ein Verbrechen oder Ähnliches. Wenn gestern der Schlagzeuger
erschossen wurde und heute der Proberaum in die Luft flog, musste man einen
Zusammenhang nicht konstruieren.
    »Ist der Besitzer informiert?«
    »Da ist keiner zu Hause«, sagte Schwemmer.
    Er kaute auf der Unterlippe. Ein Mord und ein
Bombenanschlag innerhalb von vierundzwanzig Stunden waren nicht nur in
Garmisch-Partenkirchen ungewöhnlich. Dies hier hatte eine Dimension, die neu
war in seiner beruflichen Erfahrung.
    Einer der Feuerwehrmänner kam mit ruhigen Schritten
auf sie zu. Es war Hasenberg, der Kommandeur der Freiwilligen, den Schwemmer
von anderen Einsätzen her schon kannte.
    »Das sollten Sie sich ansehen«, sagte er und wies in
Richtung Waldrand, wo er hergekommen war.
    »Was Ernstes?«, fragte Schafmann.
    Hasenberg nickte. »Da am Wald stehen auch Gaffer.
Halten Sie Ihre Reaktionen deshalb bitte unter Kontrolle.«
    Schwemmer und Schafmann tauschten einen resignierten
Blick.
    »Könnt wieder eine lange Nacht werden«, sagte
Schafmann.
    Schwemmer sagte nichts. Er hatte Burgls Hühnersuppe
Adieu gesagt, noch bevor er an der Wache in den Streifenwagen gestiegen war.
    Sie erreichten einen Flecken Wiese, wo ein weiterer
Feuerwehrmann neben einem gelben Kotflügel wartete, gute dreißig Meter vom
Krater entfernt, nur wenige Schritte vom Waldrand weg, wo fast ein Dutzend
Menschen stand und zu ihnen herüberstarrte.
    Die beiden Feuerwehrmänner schirmten die Stelle wie
zufällig gegen das Publikum ab. Hasenberg wies auf den Kotflügel, der andere
bückte sich und hob ihn an.
    Darunter lag, schwarz verkohlt, ein menschlicher Fuß.
Er war am Knöchel abgerissen, ein paar abgebrochene Knochen standen hervor.
    Schafmann räusperte sich.
    Schwemmer tastete seine Schläfe ab. »Die Leute da
müssen weg«, sagte er.
    »Ich kümmer mich drum«, sagte Schafmann.
    Schwemmer klopfte Hasenberg auf die Schulter. »Sie
wissen, was Sie zu tun haben?«, fragte er.
    »Natürlich«, erhielt er zur Antwort.
    Schafmann zog sein Walkie-Talkie aus der Manteltasche
und gab Order, die Absperrung weiter zu ziehen. Das löste bei den Uniformierten
keine Freude aus, ließ sich aber nicht vermeiden.
    »Fangt am Waldrand an. Dann das Depot und den
Parkplatz«, sagte er in das Funkgerät. »Und wo steckt Dräger?«
    »Im Krater«, war die Antwort.
    »Na klar«, sagte Schafmann zu Schwemmer. »Mittendrin,
wo sonst?«
    »Dräger soll sofort zum Waldrand kommen,
Hauptbrandmeister Hasenberg wartet auf ihn. Da brauchen wir auch die
Rechtsmedizin, sobald die auftauchen.«
    »Verstanden«, krächzte es aus dem Gerät. »Hier vorn an
der Absperrung ist ein junger Mann, der behauptet, in dem Gebäude sei sein
Proberaum. Wollen Sie mit dem reden?«
    »Wie heißt der?«
    »Kindel, Severin.«
    »Wir kommen«, sagte Schafmann und

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