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Die Seherin von Garmisch

Titel: Die Seherin von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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Schwemmer.
    Von Pollscheidt sah überrascht auf und erhob sich.
»Herr Hauptkommissar Schwemmer, wie nett, Sie zu sehen … Aber ich suche gar
nicht … also nicht, was Sie denken. Ist ja auch gar nicht mein Job,
nicht wahr? Sie suchen, ich erklär Ihnen, was Sie gefunden
haben.« Er lachte.
    »Und nach was suchen Sie hier?«
    »Das sind alles Alfa-Teile, die hier rumliegen.«
    »Ja, und?«
    »Na ja, ich hab seit Jahren einen Spider von
dreiundsiebzig bei meinen Eltern in der Scheune stehen, da könnt ich schon das
ein oder andere gebrauchen … Aber diese Haube stammt von einem GTV , wenn ich nicht irre. Auch ein
tolles Auto. Waren eigentlich alle toll, aber der Rost … ich kann Ihnen sagen
…« Er unterbrach sich mit einem Räuspern. »Aber Sie möchten wahrscheinlich etwas
über den Fuß wissen.«
    »So ist es.«
    »Ich auch.« Wieder lachte er. »Größe vierundvierzig,
schätze ich, nimmt man noch den ungepflegten Zustand der Nägel dazu,
höchstwahrscheinlich männlich. Alles andere frühestens übermorgen.« Er grinste
gut gelaunt. »Immerhin stellen Sie mir hier mal eine richtige Aufgabe. Eine
Kugel im Kopf, wie bei dem Jungen gestern, stellt ja für unsereinen keine
richtige Herausforderung dar … Falls der Kollege Dräger Weiteres findet: Ich
bin hier hinten.«
    Schwemmer grummelte was zum Abschied und ging zurück
zur Absperrung. Die Zahl der Journalisten schien immer noch zuzunehmen, was er
einigermaßen gelassen nahm, bis er Högewald entdeckte, der weit hinten mit
einem aufgeregt wirkenden, hageren Mann sprach.
    Es war Herr Gärtner. Der Satanistenjäger.
    * * *
    Johanna starrte auf den Fernseher. Die Rundschau war
vorbei, und jetzt lief eine Sendung über bayrische Bräuche zur Maifeier, so als
sei nichts gewesen, als sei nicht gerade in Grainau ein Haus explodiert – ein
Haus, in dem eigentlich Severin hätte proben sollen.
    Sie saß auf dem Sofa und war von Herzen froh, dass
Danni vom Sport nach Haus gekommen war und sich nun an sie kuschelte.
    Es war ausgerechnet Frau Speck gewesen, die angerufen
hatte. Sie hatte es im Radio gehört und sich Sorgen gemacht, weil die Buben
doch da ihren Proberaum haben, in Grainau am Depot; sie, die noch gar nicht
wusste, was Johanna längst wusste; der noch niemand gesagt hatte, dass ihr Sohn
tot und zerschrammt irgendwo lag, in einem Kühlfach in München, wahrscheinlich.
Der seltsame Mann vom BKA war
gerade ein paar Minuten weg gewesen, als sie anrief. Johanna hatte ihr
versprochen, sich zu melden, sobald sie etwas von Oliver hörte, und dann sofort
Severin angerufen; nicht einmal Zeit für ein schlechtes Gewissen der armen Frau
Speck gegenüber hatte sie gehabt, und sie konnte sich nicht erinnern, je einmal
so erleichtert gewesen zu sein wie in dem Moment, als der Seve sich an seinem
Handy meldete.
    Danni saß stumm neben ihr und sah den Trachtlern zu,
die bunte Bänder um einen Maibaum flochten. Johanna schloss für einen Moment
die Augen und rief sich den Feuerball wieder in Erinnerung, durchsuchte die
Bilder nach Hinweisen. Hätte sie erkennen müssen, welches Haus das war, das
dort explodierte? Aber der Adler hatte ihr nichts gezeigt, außer dem Feuerball.
    Das hatte sie auch dem Herrn vom BKA erzählt. Er hatte ihr zugehört, so
verständig und freundlich, wie ihr noch nie jemand zugehört hatte, dem sie vom
Adler erzählt hatte. Selbst Theo hatte nie ganz den Zweifel aus den Augen
halten können. Auch wenn er sie immer ernst genommen und unterstützt hatte.
Aber dieser Bredemaier schien ihr jedes Wort zu glauben, hatte überhaupt keine
Zweifel, dass sie ihm die Wahrheit sagte, fragte und fragte, überhaupt nicht
zweifelnd, sondern voller Interesse und Neugier. Bis dann sein Handy geläutet
hatte und er plötzlich fortmusste, kurz bevor Frau Speck anrief.
    Johanna griff nach der Fernbedienung und rief den
Videotext auf. Aber es war noch dieselbe Meldung wie vor einer Viertelstunde,
dass zu Grainau ein Haus explodiert sei und man nichts Genaues wisse.
    Aber dass Severin lebte, war Johanna Kindel erst
einmal genau genug.
    * * *
    Severin saß auf dem Gang vor den Büros. Ständig gingen
oder liefen Beamte in Uniform und in Zivil an ihm vorbei, ohne dass er beachtet
wurde. Vor einer Viertelstunde hatte ein Beamter die weinende Frau Speck in das
Büro gegenüber geführt. Severin war erleichtert gewesen, dass sie ihn nicht
wahrgenommen hatte – er hätte nicht gewusst, was er hätte sagen sollen zu ihr.
    Auch hatte er keine Ahnung, was genau man von

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