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Die Seherin von Garmisch

Titel: Die Seherin von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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sie in oder aus Autos,
betraten Hotels oder verließen Restaurants. Auch schienen die Fotos an den
unterschiedlichsten Orten aufgenommen worden zu sein. Einmal erkannte sie ein
grünes New Yorker Straßenschild, auf einem waren Ladenschilder zu sehen in
einer Schrift, die sie für indisch hielt, und einmal war es das »Vier
Jahreszeiten« in München.
    Und dann, bei einem, das ein blaues Taxi in einer
gesichtslosen Hotelvorfahrt zeigte, zuckte sie zusammen. Ein blasser,
hellblonder Mann warf gerade die Tür des Taxis zu, er wirkte skandinavisch. Er
trug helle, locker fallende Sommerkleidung. Aber Johanna hatte keinen Zweifel.
    Dies war der Mann .
    Der Mann, der Spacko erschossen hatte.
    Sie sah Bredemaier entgeistert an, und fast noch mehr
entgeisterte es sie, dass er überhaupt nicht überrascht schien, sondern
gelassen und sehr zufrieden von seinem Scotch trank.
    »Welcher ist es?«, fragte er nur, und sie zeigte ihm
das Foto. Er warf einen beiläufigen Blick darauf.
    »Das war einer von dreien, die ich nach Ihrer
Beschreibung in der engeren Wahl hatte«, sagte er.
    »Wer is des? Was hat der mit am Spacko zum Tun?«
    »Nichts«, sagte Bredemaier. »Dieser Mann tut solche
Dinge für Geld. Es ist sein Beruf.«
    Sie versuchte zu verstehen, was sie gerade gehört
hatte, es zu verarbeiten, Schlüsse zu ziehen, aber ihr Verstand wollte sich
nicht bewegen.
    »Aber wer zahlt denn dafür, so an jungn Buam zum
derschiaßn?«, stieß sie endlich hervor.
    »Das«, sagte Bredemaier und nahm genießerisch noch
einen Schluck Scotch, »ist die nächste Frage.«
    * * *
    Schwemmer kniff die Augen zusammen und rieb sich die
Stirn. Burgl saß neben ihm auf dem Bettrand und beobachtete ihn skeptisch.
    Frau Isenwald hatte am Telefon zwar voller Mitleid
zugesagt, auf seinen Zustand Rücksicht zu nehmen, aber schon nach wenigen Sätzen
war sie in Tempo, Tonhöhe und Lautstärke wieder auf ihrem Normallevel
angekommen.
    »Hauptkommissar Schafmann leistet wunderbare Arbeit,
da sind wir uns einig, Herr Schwemmer, da gibt es gar keine Diskussion zwischen
uns. Aber was ich vermisse, wenn Sie nicht da sind, ist ein bisschen … so die
Kreativität.«
    »Genau damit kann ich gerade auch nicht dienen«, sagte
Schwemmer schwach.
    »Wir müssen uns dringend Gedanken über mögliche Motive
machen. Wir müssen irgendwas anbieten können, wenn wir wirklich morgen eine PK machen wollen.«
    »Was soll das heißen, wenn ?«
    »Wir haben fast nichts«, sagte Isenwald. »Die
Laborergebnisse kommen nicht vor Mittag, und die müssen ja auch erst mal
interpretiert werden.«
    »Ich lass nicht zu, dass Oliver Speck posthum als
Satanist denunziert wird«, sagte Schwemmer, lauter, als er beabsichtigt hatte.
    »Denken Sie an Ihren Kopf, Herr Schwemmer«, sagte
Isenwald denn auch prompt.
    Und sie hatte völlig recht, wie Schwemmer spürte.
    »Ich mach morgen Mittag eine PK , mit Ihnen oder ohne Sie«, sagte er. Burgl sah ihn an,
als traue sie ihren Ohren nicht, aber sie stand an seiner Seite: Tapfer reckte
sie den rechten Daumen in die Höhe.
    Sogar Frau Isenwald schwieg eine Sekunde lang, dann
lachte sie auf. »Oho«, sagte sie. »Da geht’s aber jemandem besser.«
    »Das kommt davon, wenn man mich bemitleidet«, sagte
Schwemmer. »Das kann ich nicht ab. Was ist eigentlich mit Hauptkommissar
Bredemaier? Was treibt der? Hat der nichts beizusteuern?«
    »Tja, da fragen Sie mich ehrlich gesagt zu viel. Ich
glaube, sein Status ist mehr der eines … Beraters.«
    »Ist das so oder sieht er das so?«
    »Das sollten wir nicht am Telefon besprechen«, sagte
Frau Isenwald ungewohnt ernst.
    »Na schön. Wir sehen uns ja morgen.«
    »Das klang gerade zumindest ganz so. Dann weiterhin
gute Besserung.«
    Frau Isenwald legte auf, und Burgl beugte sich über
ihre Sessellehne zu ihm.
    »Du kommst ja tatsächlich wieder in Form«, sagte sie
und küsste ihn. »Möchtest du was essen?«
    »Ein Steak mit Fritten, schön blutig«, sagte er und
wartete ihren entgeisterten Blick ab, bevor er sagte: »Warn Scherz. ‘ne Scheibe
Toast mit Margarine könnte ich mir eventuell vorstellen.«
    * * *
    »Leck?«, fragte Johanna. »Wie ›Leck am Oarsch‹?«
    »Schleswig-Holstein«, sagte Bredemaier. »Da stamm ich
her. Meine Mutter lebt da. Es ist ein schönes, großes Haus. Meine Großeltern
haben da noch Landwirtschaft betrieben. Die Eltern haben es dann umgebaut, zum
reinen Wohnhaus. In meiner Kindheit hatten wir noch zwei Mietparteien drin,
später dann Ferienwohnungen. Aber seit mein

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