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Die Seherin von Garmisch

Titel: Die Seherin von Garmisch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Schueller
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Oberschenkeln liegen. Er hatte eigentlich nicht teilnehmen wollen,
wegen Magenbeschwerden, aber Frau Isenwald hatte ein Tütchen mit Magenmittel
aus ihrer schicken Handtasche gezogen und es Schafmann auf den Tisch geknallt.
Danach hatte er sich nicht mehr getraut, sich zu drücken.
    Schwemmer hatte sich den Trick für die Zukunft
gemerkt. Aber ein bisschen in Sorge war er doch, denn als Leiter der SOKO würde Schafmann die ein oder andere
Frage gestellt bekommen. Er hoffte, das Lampenfieber würde ihn dann nicht
völlig lähmen.
    Schwemmer erläuterte den Zuhörern so wortreich wie
möglich, was sie bis jetzt wussten, was leider nicht viel war. Auch den von
Bredemaier erwähnten Namen würden sie noch lange nicht veröffentlichen können.
Er verbrämte ihren mageren Wissensstand mit einer polizeitaktischen Nachrichtensperre
und kam dann umgehend zu seinem Anliegen.
    »Eine der wenigen Sachen, bei der wir sicher sein
können, ist, dass die Band ›Rattenbrigade‹ und ihre Mitglieder nicht, ich
wiederhole: nicht in irgendeinem Zusammenhang mit Satanismus stehen oder
standen und im gesamten Fall keinerlei Hinweise auf Okkultismus, Satanismus
oder Ähnliches aufgetaucht ist. Die Mitglieder der Gruppe und im Besonderen den
getöteten Oliver Speck mit Satanismus in Verbindung zu bringen, wäre von daher
üble Nachrede.«
    In der zweiten Reihe saß Högewald unter seinem
unvermeidlichen Gamsbart-Hut und hob die Hand. Das maliziöse Lächeln auf seinem
Gesicht ließ nichts Gutes ahnen, als er aufstand, um seine Frage zu stellen.
    »Ein Zeuge hat ein Pentagramm im Keller des
gesprengten Hauses gesehen«, sagte er. »Was ist damit?«
    »Zum einen«, antwortete Schwemmer, »ist noch unklar,
ob es sich um eine Sprengung, also eine absichtlich herbeigeführte Explosion
oder um einen Unfall handelt. Von daher bitte ich, dieses Wort vorerst zu
vermeiden. Zum Zweiten: Die Zeugenaussage ist uns bekannt und wurde im Rahmen
einer anderen Ermittlung bereits vor dem Mord an Oliver Speck und damit
auch vor der Explosion überprüft. Dabei wurde von uns festgestellt, dass es
sich nicht um ein Pentagramm, sondern um einen sogenannten Anarcho-Stern
handelte. Auch im Proberaum selber wurden keinerlei Hinweise auf Satanismus
gefunden.«
    »Was für Ermittlungen waren das respektive was für ein
Fall?«, fragte Högewald.
    Das Grinsen hing immer noch in seinem Gesicht, und nun
wusste Schwemmer auch, wieso.
    »Darüber kann ich aus ermittlungstechnischen Gründen
hier und jetzt keine Auskunft geben«, sagte Schwemmer. Er merkte, wie steif das
klang, aber eine bessere Formulierung war ihm nicht eingefallen. Frau Isenwald
hüstelte.
    »Können Sie bestätigen, dass es in unmittelbarer
Umgebung des gesprengten Hauses eine Grabschändung gab?«
    Im Saal gab es Gemurmel. Schwemmer bemerkte den
Seitenblick Isenwalds. Es ärgerte ihn, dass Högewald einfach weiter von
Sprengung sprach, aber wenn er jetzt noch mal darauf einging, war er der
Kleinliche, der sich hinter Formalien verschanzte.
    Schwemmer räusperte sich. »Kein Kommentar«, sagte er
dann ins Mikrofon, und das Gemurmel nahm noch einmal zu. Er wollte das Wort
weitergeben, aber Högewald hob noch einmal die Hand.
    »Sie behaupten, die Mitglieder seien keine Satanisten.
Wie geht damit überein, dass Severin Kindel heute Morgen auf dem Schulhof des
Werdenfels-Gymnasiums in aller Öffentlichkeit eine Mitschülerin mit einer
okkulten Formel verflucht hat?«
    »Er hat was ?«, entfuhr es Schwemmer.
    Das Gemurmel verwandelte sich in Durcheinanderreden.
Schwemmer musste mehrfach um Ruhe bitten, um dann, als sie endlich hergestellt
war, gestört zu werden von einem Kollegen aus dem K 3, der Schafmann
dringend von der Bühne holen musste.
    Ein junger Mann in einer der hinteren Reihen meldete
sich. Mit seiner Hornbrille wirkte er auf Schwemmer wie ein Praktikant in der
Redaktion einer evangelischen Kirchenzeitung, und er erteilte ihm eilig das
Wort.
    »Wie muss man sich diesen Anarcho-Stern denn
vorstellen?«, fragte er mit so dünner Stimme, dass Schwemmer nachfragen musste,
um ihn zu verstehen.
    Schwemmer beschrieb den fünfzackigen schwarzen Stern
auf rotem Grund mit weißem A in einem Kreis in der Mitte.
    »Und wie groß war der Stern?«
    Schwemmer wiegte den Kopf. »Schon ziemlich groß. Eins
fünfzig vielleicht.«
    »Wurde der Staatsschutz eingeschaltet?«, fragte
Högewald, ohne sich gemeldet zu haben.
    »Kein Kommentar«, sagte Schwemmer.
    * * *
    »Selten so gelacht«, sagte Isenwald. Sie

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