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Die Seherin von Knossos

Die Seherin von Knossos

Titel: Die Seherin von Knossos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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Tag! Ein Tag des Tanzes, der Freude, bei dem sie im Mittelpunkt stand. Zum ersten Mal in ihrem Leben schauderte Ileana bei dem Gedanken, dass die Blicke von Hunderten und Tausenden, die zu der heiligen Höhle der Insel geströmt waren, nur um sie zu sehen, auf ihr liegen würden.
    Die Tür, die von ihren Gemächern zu jenen von Zelos führte, sprang auf. Mit einem Fingerschnippen schickte er ihre Leibeigenen davon und ließ sich schwer am Rande ihrer Wanne niedersinken. Auch wenn Hreesos immer noch golden, immer noch begehrenswert war, so zogen tiefe Falten sein Antlitz erdwärts, und Kummer verhüllte seinen Blick.
    »Noch einer aus meinem Hekatai ist gestorben, Ileana.«
    »Noch einer?«
    »Der siebte in den vergangenen zwanzig Tagen.«
    »Es waren alles alte Männer, Zelos.«
    Er senkte den Blick, und Ileana fiel ein, dass die Männer in seinem Kabinett alle in seinem Alter gewesen waren. Nur wenige Jahre älter als sie selbst, dachte Ileana angeekelt. »Hast du einen Verdacht?«
    »Welchen Sinn hätte das? Phoebus wird herrschen und seinen eigenen Hekatai einrichten. Welches Motiv könnte es geben, außer Aztlan selbst zu verletzen?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Ileana ungeduldig. »Doch ich muss mich für den heutigen Tag bereit machen.«
    »Iii ... einer deiner liebsten Tage, Muttergöttin? An dem man dich anbetet und verehrt? Wie du dich danach verzehrst.«
    Zu müde zum Kämpfen, sah Ileana ihn nur mit zornlodernden Augen an. Zelos stand auf und kehrte zurück zu der offenen Tür, wo er im Türrahmen strauchelte.
    Entsetzt verfolgte Ileana, wie er sich an der Tür einhielt und sie dabei aus den Angeln riss. Der Lärm ließ die Leibeigenen herbeieilen, doch keiner wagte, sich Hreesos zu nähern. Mit bedächtigen Bewegungen richtete er sich wieder auf, schleuderte die Tür beiseite und stapfte ohne einen einzigen Blick zurück in seine Gemächer davon.
    Ileana stieg aus ihrer Wanne und blieb stehen, bis ihr Leibeigener sie abgetrocknet und eingeölt hatte. Dann schnippte sie nach Federn, um ihr Haar zu schmücken.
    Woran waren die Männer aus dem Hekatai gestorben?
    Hatte Phoebus vielleicht die gleiche Krankheit und lag bereits im Sterben? Bitte Kela!
    KAPHTOR
    Cheftu blickte auf das Gewirr leerer Boote im Hafen von Am-nisos. Wo waren die Menschen? Er drehte sich zu Y’carus um. »Ist irgendwas passiert?«
    »Nein, Ägypter. Es ist nur der Beginn der Aussaat. Sie sind alle in Knossos.« Mit scharfen Befehlen lenkte der Kapitän das Aztlantu-Schiff an seinen Platz, um dann die Segel einholen und den Anker auswerfen zu lassen. Die Männer wirkten unruhig, und Cheftu fiel auf, dass sie immer wieder sehnsüchtig zum Land hinübersahen. Eigenartigerweise war hier keine Asche gefallen.
    Er konnte erkennen, dass Kaphtor ein schönes Land war. Kaphtor bildete die Wurzel des Wortes »Kolumne«. In der Bibel wurde Kaphtor mit Griechenland und den umgebenden Inseln gleichgesetzt. Das hier war nicht Griechenland; dazu waren sie nicht lange genug gesegelt. Nach einem aufmerksamen Blick über den einwandfreien natürlichen Hafen, die schneebedeckten Berge am fernen Horizont und die über den weißen, goldenen, roten und schwarzen Gebäuden aufragenden Zypressen und Fichten mutmaßte er, dass sie sich auf einer griechischen Insel befanden. Das tiefe Blau der Ägäis stand in scharfem Kontrast zu dem frühlingshaften Grün. Cheftu kniff die Lippen zusammen und ließ den Gelehrten zurücktreten, während sich gleichzeitig der unglückliche Liebende in den Vordergrund schob. Wie hätte dieser Anblick Chloe gefallen! Ihr künstlerischer Blick hätte in den Farben und Kontrasten geschwelgt .
    Cheftu schob den Gedanken beiseite und half einem Matro-sen, ein paar Leinen straff zu ziehen. Wieso zitterten die Hände des Seemannes? Y’carus ging auf dem Deck umher und überprüfte alles, ehe er den Männern erlaubte, an Land zu gehen.
    Noch nie hatte Cheftu irgendwelche Soldaten so enthusiastisch antreten sehen wie diese Männer!
    Sie standen in Habachtstellung, den Wind in ihren kurzen grünen Schurzen und in dem langen Haar. Y’carus drehte sich zu Cheftu um und winkte ihn heran. An dem Band um seinen ägyptischen Schurz zupfend, ging Cheftu über die Planke auf den Kai.
    Das Tempo, mit dem sie diesen Ort durchquerten, ließ ihm kaum Zeit zum Beobachten. Aber es hatte ohnehin kein Geschäft geöffnet. Stramm marschierten sie zwischen geschlossenen Läden und Buden hindurch. Cheftu spürte seine mangelnde Übung, sein

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