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Die Sehnsucht der Konkubine

Die Sehnsucht der Konkubine

Titel: Die Sehnsucht der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Furnivall
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nicht.«
    »Es hat keinen Sinn zu warten.«
    »Doch.«
    »Er wird nicht kommen, Mädchen. Nicht heute Abend. Er kann nicht. Er hat dir doch gesagt, dass er rund um die Uhr überwacht wird.«
    »Du kennst ihn nicht.«
    Ein leises Glucksen. »Nein, aber ich kenne die Männer. Selbst die ergebensten würden nicht einfach in die Höhle des Löwen spazieren, wenn das bedeutet, dass sie nicht mehr heil herauskommen. Gib ihm Zeit. Du hast es einfach viel zu eilig.«
    »Chang An Lo ist nicht wie andere Männer.«
    »Das sagst du.«
    »Es stimmt, Elena.«
    Plötzlich gab es ein schläfriges Schnaufen von Liews Seite am anderen Ende des Vorhangs. Sie hatten ihn mit ihrem Gerede geweckt. »Jetzt reicht’s. Schlaft endlich. Alle beide.«
    »Halt die Klappe, alter Ziegenbock«, erwiderte Elena liebevoll, und die Bettfedern quietschten, als sie sich neben ihrem Liebhaber ins Bett legte.
    Lydia beugte sich auf ihrem Stuhl am Fenster nach vorne und blies die Kerze aus, die auf dem Fensterbrett stand. Doch sie blieb dort sitzen und starrte in die Dunkelheit.
    Chang sah das Licht. Er stand unten im Hof, ein schwarzer Schatten inmitten der Dunkelheit. Er konnte nicht wissen, ob es ihr Fenster war oder ihre Kerze, doch er war sich dessen so sicher, wie er seinen eigenen Herzschlag kannte.
    Er wusste, dass sie wartete, doch er kam nicht näher. Ein bitterkalter Wind fuhr ächzend unter die Dachziegel, und die Geister der Nacht drängten ihn weiter, versuchten seine Sinne zu betören, sein Blut in Wallung zu bringen. Dennoch blieb er vollkommen reglos auf dem Kopfsteinpflaster des Hofes stehen und spürte durch die Fußsohlen, wie sich ganz allmählich ein Teil von ihm davonstahl, wie er sich erhob, als wäre er Rauch im Wind, und zu der Fensterscheibe hinüberwehte, nach Rissen darin suchte, durch die er hineinkönnte, leise wie ein Flüstern.
    Es war riskant hierherzukommen, aber er konnte nicht anders. Es hatte ihm keine Mühe bereitet, durch das Bad seines Hotelzimmers hinauszuschlüpfen, am Regenfallrohr hinunterzurutschen und sich wie eine Katze auf Beutezug davonzustehlen. Nein, das war nur eine unbedeutende Gefahr gewesen. Die große Gefahr lauerte hier, auf ihrer Schwelle. Glaubte sie denn wirklich, sie könne sich mit einem Mitglied der Parteielite anfreunden, dem Mann mit den Wolfsaugen, und keinen Preis dafür zahlen? Sie würde überwacht werden. Von nun an jeden Moment. Es würde jemanden geben, der darüber Bericht erstattete, mit wem sie sich traf, wohin sie ging, was sie tat, und vor allem, wer zu ihr in die Unterkunft kam. Ob bei Tag oder bei Nacht. Hier in den Schatten jedoch war er unsichtbar.
    Meine Lydia, mein Liebes. Pass auf dich auf.
    Er kehrte auf demselben Weg in sein Hotel zurück, den er gekommen war. Während er in das Badezimmer kletterte, lauschte er, doch alles war ruhig. Es war vier Uhr früh, und die Gäste des Hotels schliefen tief und fest unter ihren dicken Daunenbetten.
    Noch im Badezimmer zog er die Nachtwäsche an, die er in seinem Lederrucksack auf dem Rücken getragen hatte, und verstaute an ihrer Stelle die Schuhe und Kleidung darin. Er ließ Wasser laufen, um den Mitlauschern zu verstehen zu geben, dass das Bad in Benutzung war, atmete tief durch und öffnete die Tür. Auf dem Flur war es leer. Auf bloßen Füßen tapste er leise in sein Zimmer zurück, schlüpfte hinein und schloss die Tür hinter sich.
    »Du bist also zurück.«
    Blitzschnell fuhr Changs Hand im Dunkeln zu dem Messer an seiner Taille, während er mit der anderen das Licht einschaltete.
    »Kuan«, sagte er. »Was machst du in meinem Zimmer?«
    Sie hatte in seinem Stuhl gesessen und war aufgestanden. Ihr Gesicht war gerötet, und er kannte sie gut genug, um zu wissen, dass es Zornesröte war.
    »Ich warte auf deine Rückkehr.«
    »Jetzt bin ich da.«
    »Wo bist du denn gewesen?«
    »Das ist meine Sache, Kuan, nicht deine.«
    Sie trug ein schlichtes Wickelkleid aus blauer Baumwolle, und er sah, wie sie die Hände in die Taschen steckte und zu Fäusten ballte, doch ihre Stimme war leise und kontrolliert.
    »Chang An Lo, man hätte dich festnehmen können für das, was du heute Nacht getan hast.«
    Chang holte langsam und tief Luft. Traurigkeit schwappte über ihn hinweg, und er spürte, wie sie sich durch seine Adern in den ganzen Körper ergoss. Jetzt würde sie ihre Worte nicht mehr zurücknehmen können.
    »Wir alle könnten für das, was du heute Abend getan hast, festgenommen werden«, fuhr sie fort. Ihre Stimme war nur

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