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Die Sehnsucht der Konkubine

Die Sehnsucht der Konkubine

Titel: Die Sehnsucht der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Furnivall
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noch ein angespanntes Flüstern. »Dass du das Hotel klammheimlich verlässt, deutet darauf hin, dass du etwas im Schilde führst, von dem die Behörden nichts wissen dürfen.«
    »Kuan«, sagte er so leise, dass sie mehrere Schritte auf ihn zukommen musste, um ihn hören zu können, »wenn dieses Zimmer abgehört wird, was sehr wahrscheinlich ist, dann hast du uns mit deinen Worten gerade in ein Arbeitslager nach Sibirien gebracht.«
    Sie errötete noch mehr. Mit weit aufgerissenen Augen blickte sie im Zimmer umher, als könnte man die Abhörwanzen sehen.
    »Chang«, flüsterte sie. »Es tut mir leid.«
    »Geh jetzt auf dein Zimmer. Versuch, ein wenig zu schlafen.«
    »Wie kann ich schlafen, wenn …«
    Er machte die Tür auf. »Gute Nacht, Tang Kuan.«
    Ohne ihn anzuschauen verbeugte sie sich, schlüpfte durch den Türspalt und verließ das Zimmer. Er schaltete das Licht aus, setzte sich aufs Bett, schloss die Augen und richtete all seine Gedanken auf Lydia. Plötzlich war sie ihm wieder ganz nah, er spürte, wie sie in seinen Armen lag und mit ihm tanzte, wie ihr flammendes Haar jegliches Gefühl für Gefahr in ihm wegbrannte und ihre bernsteinfarbenen Augen seinen Geist zu sich heranzogen und das Band zwischen ihnen enger knüpften. Er sah sie vor sich, wie sie den Kopf drehte, das Kinn hochgereckt; wie ihre Mundwinkel nach oben zeigten, auch wenn sie nicht lächelte. Genüsslich verweilte er in Gedanken bei dem Gefühl seiner Hand auf ihrem Rücken, während sie sich über den Tanzboden bewegten, daran, wie er mit jedem Zoll seiner Haut ihre jungen Muskeln spürte, die sich unter seinen Fingern bewegten, jede ihrer Rippen, jeden Wirbel ihres langen, geraden Rückens.
    Im Namen Chinas, im Namen des Landes, das er liebte, hatte er sie bereits einmal aufgegeben. Nicht wieder. Nicht dieses Mal, mochten ihm die Götter vergeben. Er öffnete die Augen und starrte in die Finsternis hinaus.
    Die Kälte war wie ein Schlag ins Gesicht für Lydia, als sie auf den Hof hinaustrat. Es war noch dunkel, und es würde noch Stunden dauern, bis der Morgen kam, weshalb auch der Hofwart, der sich sonst meistens auf seine Schaufel lehnte, eine Zigarette rauchte und sich über die Frauen beklagte, die Wasser auf den Pflastersteinen verschütteten, noch nicht an seinem Platz war. Eis vom Boden wegzuhacken erschwerte ihm die Arbeit. Liew behauptete, alle Hausmeister stünden auf der Gehaltsliste der Geheimpolizei, indem sie ein wachsames Auge auf all das Kommen und Gehen der Bewohner ihres Gebäudes hatten, doch egal ob das stimmte oder nicht, bemühte sich Lydia stets, den lüsternen Blicken des Mannes auszuweichen.
    Sie schritt schnell davon und versuchte, den Weg zurückzuverfolgen, den sie und Elena zum Wohnungsamt gegangen waren. Der Nachthimmel hatte aufgeklart, Sterne glitzerten so hell und zahlreich am Firmament wie die Pailletten auf Antoninas schwarzem Kleid gestern Abend im Hotel Metropol. Dass Antonina und Alexej zusammen gewesen waren, war ein Gedanke, bei dem Lydia nicht gerne verweilte, doch an der Frau war dennoch etwas, das sie mochte. Antonina war ein Individuum, das nicht gewillt – oder unfähig? – war, sich anzupassen, und das noch nicht in die Gussform der sowjetischen Elite gepresst worden war, obwohl sie mit einem ihrer Mitglieder verheiratet war. Und außerdem hatte Lydia jetzt die Gewissheit, dass Alexej nach Moskau unterwegs war.
    Beeil dich, Bruder. Ich werde warten. Heute an der Kathedrale, ich verspreche es dir.
    »Junge! Wach auf!«
    Lydia trat gegen das Kartonhaus. Es geriet ins Wanken, brach aber nicht zusammen.
    »Steh auf!«, rief sie. »Ich möchte mit dir reden.«
    Sie stand vor der Nische, bereit, jeglichem Fluchtversuch vorzubeugen, doch nichts bewegte sich.
    »Jetzt bring deine Knochen in Bewegung und lass mich ja mit deinen Zähnen in Frieden«, sagte sie barsch.
    Allmählich hatte sie den Verdacht, dass der Unterschlupf leer war. Es war zu dunkel, um etwas zu erkennen, weshalb sie sich gar nicht die Mühe machte hineinzuschauen, sondern einfach dem Karton einen weiteren Tritt verpasste. Ein leises Winseln drinnen wurde rasch zum Schweigen gebracht.
    »Ich habe einen Hundekuchen für Misty mitgebracht.«
    Sie wartete, hörte ein Rascheln, dann stand eine dunkle Gestalt vor ihr.
    »Was willst du?« Die Stimme des Jungen klang argwöhnisch.
    »Ich hab’s dir gesagt. Reden will ich.«
    »Und der Hundekuchen?«
    Sie hielt ihm das Gebäckstück hin. Er schnappte es sich und gab es, ohne es zu

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