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Die Sehnsucht der Konkubine

Die Sehnsucht der Konkubine

Titel: Die Sehnsucht der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Furnivall
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unauffällig die Hand in seine Manteltasche. Darin steckte ein zusammengefaltetes Blatt Papier.

DREIUNDDREISSIG

    E in faszinierender Anblick.«
    »Ich bin ganz deiner Meinung«, erwiderte Jens Friis an Olga gerichtet, die neben ihm stand. Sie schauten beide nach oben. »Jedes Mal, wenn ich es sehe, bleibt mir die Luft weg.«
    »Es ist wie ein riesiger, schwangerer Wal, der da oben schwebt.«
    Jens lachte. »Ach, Olga, das wird ihm nicht gerecht. Es ist ein Luftschiff. Schau es dir nur an. So glatt und elegant. Wie eine gigantische silberne Gewehrkugel, die darauf wartet, abgeschossen zu werden.«
    Er war stolz auf seinen Entwurf. Sosehr er ihn auch hasste, war er auch stolz auf ihn. Wie auf ein Kind, das unartig ist und das man dennoch lieben muss. Luftschiffe hatten eine wesentlich größere Reichweite als Flugzeuge, und das hier, mit den beiden Doppeldeckern, die daranhingen, würde eine Waffe darstellen, mit der man ganze Städte und Kampfgebiete terrorisieren konnte.
    Mit einem Schauder wandte Olga den Blick von der Schöpfung ab, die über ihren Köpfen hing. Stattdessen schaute sie zu dem jungen Fillyp hinüber, der sich an den Tauen zu schaffen machte, blickte auf den peinlich sauber geschrubbten Zementboden hinab, auf ihre eigenen Hände, die Hände einer erfahrenen Chemikerin.
    »Olga«, sagte Jens sanft, und berührte sie eine kurze Sekunde lang, als die Aufmerksamkeit aller auf etwas anderes gerichtet war, an der Schulter. »Es ist nicht deine Schuld. Du hast keine Wahl. Keiner von uns hat eine Wahl.«
    Sie wandte ihm ihre traurigen Augen zu. »Stimmt das, Jens? Ist das wirklich wahr?«
    Der Hangar des Luftschiffs war so hoch wie das Gewölbe einer Kathedrale und hatte auch die zahlreichen Rippen eines solchen Gotteshauses. Er erstreckte sich über ihnen wie eine neue Art Himmel, doch in dieser Welt hier schien keine Sonne. Vor dem Hintergrund des gewaltigen Gebäudes wirkten die Ingenieure und Wissenschaftler, die mit geübter Effizienz ihrer Arbeit nachgingen, wie eine Schar winziger Arbeitsameisen inmitten eines riesigen Baus.
    Heute war es Jens’ Aufgabe, die Schalter zum Ablassen der Gasbehälter neu zu konstruieren, indem er seinen Entwurf für eine der Halteklammern an der Unterseite der Doppeldecker im angrenzenden Hangar anbrachte. Das Gewicht der beiden Doppeldecker war entscheidend für das Gleichgewicht des Luftschiffes, weshalb er seine Ausmaße mit größter Präzision abstimmen musste. Er wurde sorgfältig beobachtet. Nicht nur von den Wachsoldaten, die mit geschulterten Gewehren auf und ab gingen, sondern auch von anderer Seite. Nie konnte er wissen, wer seine Bewacher waren oder was sie taten. Es waren Männer mit hageren Gesichtern und grauem Haar, jeweils zwei, die immer schwarze Anzüge trugen. Er nannte sie die Schwarzen Witwen, weil sie genau wie jene giftigen Spinnentiere überall lauerten.
    Beide trugen Brillen, und einer von ihnen war ständig damit beschäftigt, sich die biegsamen Metallbügel von den Ohren zu nesteln und das Brillenglas mit einem blütenreinen Taschentuch, das offenbar nur diesem einen Zweck diente, zu putzen. Selten sagten sie etwas, sondern beobachteten einfach nur alles, was er tat. Manchmal, wenn er über seine Schulter blickte, spiegelte sich einer der Scheinwerfer über ihren Köpfen im Brillenglas, was für Jens so aussah, als wäre das Höllenfeuer selbst in ihren Augen eingeschlossen.
    Draußen im Dunst lungerte Elkin auf einer der Bänke seitlich des Hangars herum und rauchte eine Zigarette. Rauchen war innerhalb der Hangars strengstens verboten, aber außerhalb kümmerte sich niemand so recht um das Verbot, und die massiven Gebäude ringsum boten guten Schutz vor dem beißenden Wind.
    Jens zündete sich ebenfalls eine Zigarette an – einer der Vorteile seiner Arbeit bei dieser Einheit war, dass sie unbegrenzt mit Zigaretten versorgt wurden –, nahm neben seinem Kollegen Platz und streckte die langen Beine aus.
    »Elkin«, sagte er, »wir beide müssen uns mal ernsthaft wegen der Zeitplanung unterhalten. Du hast Oberst Tursenow gesagt, dass wir die Sache in zwei Wochen unter Dach und Fach haben.«
    »Das stimmt auch. Wir können es schaffen.«
    »Ich glaube, dass das sehr fraglich ist. Wir müssen doch zuerst noch eine Testreihe machen.«
    »Meine Güte, Friis, behandele mich nicht wie einen deiner Volltrottel da drüben.« Er wies mit der Zigarette auf einen Wachsoldaten, der auf der obersten Treppenstufe vor einem Lagerhaus drüben bei der

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