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Die Sehnsucht der Konkubine

Die Sehnsucht der Konkubine

Titel: Die Sehnsucht der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Furnivall
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Schlüsselbeine berührten.
    »Sie ist schön«, sagte sie.
    Lydia hörte ein verächtliches Grunzen hinter sich, achtete jedoch nicht darauf.
    Alexej hob eine Augenbraue. »Schönheit spielt hier keine Rolle.«
    »Und was spielt eine Rolle?«
    »Man hat mich dadurch als einen der ihren gekennzeichnet. Für den Rest meines Lebens.«
    » O Alexej, das tut mir leid.«
    »Das braucht es nicht.«
    Sie schenkte ihm ein Lächeln. »Du wirst bloß nicht mehr so oft schwimmen gehen können, das ist alles.«
    »Ich bin sowieso noch nie gern nass geworden oder habe gefroren.« Er erwiderte ihr Lächeln, und am liebsten hätte sie geweint.
    »Und jetzt, da du einer der wory bist, was werden sie für dich tun?«
    »Das muss ich noch rausfinden.«
    Er knöpfte das Hemd wieder zu. Eilig schien er es nicht zu haben. Zum ersten Mal kam in ihr die Frage auf, ob die Zugehörigkeit zu dieser Bruderschaft ihm mehr bedeutete, als ihr bewusst war.
    »Ich habe einen neuen Vater«, sagte er mit leiser Stimme. »Einen, der mir helfen wird.«
    Der Schreck saß tief. Sie hustete und starrte entsetzt auf ihre Hände hinab, weil sie sie so sehr knetete, dass es aussah, als wollten sie sich gegenseitig erwürgen: Sie musste dringend über etwas anderes reden. Über irgendetwas anderes.
    »Antonina möchte mit dir sprechen«, sagte sie.
    Auf der Stelle fuhr sein Kopf hoch, und die grünen Augen blickten wach und voller Interesse. »Du hast sie gesehen?«
    »Ja. Und morgen bringe ich dich zu ihr.«
    »Danke.«
    Das war alles. Beide hatten genug gesagt. Lydia ging zu dem Haken an der Tür und nahm ihren Mantel.
    »Schlaf gut, Bruder«, murmelte sie, öffnete die Tür und trat hinaus auf den schummrigen Treppenabsatz.
    Bevor sie den dunklen Hof draußen erreicht hatte, verschmolz ein stämmiger Schatten mit dem ihren, und so wurden die beiden Gestalten zu einem zweiköpfigen Ungeheuer, das sich durch die Nacht schlich. Es war Liew Popkow. Sie sprachen kein Wort. Er schloss neben ihr auf, und sie passte ihre Schritte den seinen an, während sie in die dunklen Straßen von Moskau eintauchten. Erst wenn er sie sicher an ihrem Ziel abgeliefert hatte, würde er zu Elena und in ihr gemeinsames Bett zurückkehren.
    Das Kruzifix hing noch immer an der Wand, und in dem Zimmer war es finster geworden, doch das machte Lydia nichts aus. Nichts zählte mehr. Jetzt nicht. Chang hatte die Gaslampe angezündet.
    »Damit ich dich anschauen kann«, hatte er gesagt.
    Als sie den Raum betreten hatte, hatte er sanft ihr Gesicht in die Hände genommen und mit den Fingern ihre Schädelknochen nachgefahren, als könnten sie ihm etwas verraten. Einen langen Moment musterten seine Augen die ihren aufmerksam, dann küsste er sie auf die Stirn und schloss sie in seine Arme.
    Da war der Moment, in dem plötzlich nichts mehr zählte.
    Sie lag mit der Wange auf seiner nackten Brust, die Glieder träge über ihm ausgebreitet, und erkundete sanft mit den Fingern seine Haut. Mit großem Genuss strich sie die feine Schweißschicht glatt, die seine Haut in dem gelben Licht schimmern ließ, als wäre sie geölt. Jedes Mal, wenn sie eine der gezackten Narben auf seiner Brust berührte, hob sie den Kopf und streifte sie mit den Lippen, kostete ihren salzigen Geschmack. Seine alten Narben, so wie jene an der Stelle, wo früher sein kleiner Finger gewesen war, konnte sie ertragen. Sie waren ein Schaden an der Oberfläche. Doch was lag unter seiner zarten, kostbaren Haut? Welcher neue Schaden war bei ihm angerichtet worden, während er von ihr getrennt gewesen war, welche Narben, die sie nicht sehen konnte?
    Sie drückte das Ohr sogar noch fester an seine Brust, um dem zu lauschen, was darunter lag, hörte jedoch nur den steten Schlag seines Herzens und das sanfte Seufzen, mit dem die Luft in die verborgenen Höhlen in seinem Inneren hinein- und wieder herausströmte. Seine Hand war in der Wildnis ihres Haarschopfes verborgen, bewegte sich zwischen den Strähnen hin und her, streichelte sie, wühlte sich immer tiefer.
    Ihre erste Liebesnacht war stürmisch gewesen, denn sie waren so hungrig aufeinander gewesen wie Hungernde nach Essen, doch diesmal gingen sie die Sache gemächlicher an, als könnten sie erst jetzt allmählich begreifen, dass sie nicht jeden Moment wieder auseinandergerissen würden. Ihre Körper begannen sich zu entspannen. Einander zu vertrauen. Ohne Mühe fanden sie den Rhythmus des anderen, und wieder verspürte Lydia jenes vertraute Sehnen nach ihm, das weder von dem

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