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Die Sehnsucht der Konkubine

Die Sehnsucht der Konkubine

Titel: Die Sehnsucht der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Furnivall
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bringen, sondern auch Jens …«
    »Nein, ich bin nicht deiner Meinung, weil …«
    »Vergiss es, Lydia.«
    »Aber …«
    »Nein.«
    Alexej sah, wie sie Maxim einen Blick zuwarf, doch einen Verbündeten suchte sie dort vergeblich. Sein fleischiges Gesicht sah aufgedunsen aus, Adern liefen wie scharlachrote Fäden über seine Wangen, und sein Gesichtsausdruck war störrisch. Alexej bemerkte, dass die Haut rund um den Mund weiß und blutleer war, und war leicht beunruhigt.
    »Nach Hause«, befahl Maxim dem Fahrer.
    Lydia beugte sich nach vorne, streckte den Arm über Alexej hinweg aus und berührte Maxims pelzbedeckten Arm. »Bitte, pakhan .«
    » Njet . Alexej hat Recht. Nur ein Idiot würde das Risiko eingehen. Überlass das uns.«
    Alexej spürte, dass sie zitterte, als sie sich in ihre Ecke zurückfallen ließ. Doch bei der ersten Kreuzung, an der der Wagen langsamer wurde, um eine Trambahn vorbeizulassen, drückte sie den Chromgriff hinunter, machte die Tür auf und schlüpfte hinaus. Sie verabschiedete sich nicht. Auch kein: »Danke, pakhan .« Das ärgerte Alexej.
    Spiegelfliesen. Ein Seidenmorgenrock. Der Duft nach französischem Parfüm. Eine Pfauenfeder, schwer vom Dampf. Alexej ließ sich in die Badewanne sinken und bemühte sich, nicht die Augen zu schließen. Hinter seinen geschlossenen Lidern hätten Welten gelauert, die ihn ängstigten, und er war nicht daran gewöhnt, geängstigt zu werden.
    Eine weiche, mit einem weißen Handschuh bekleidete Hand strich ihm über die feuchte Stirn und fuhr ihm durchs Haar.
    »Ich habe dich vermisst«, murmelte Antonina und hielt ihm sanft den versilberten Rand eines Champagnerglases an die Lippen.
    Ihre schlanke Gestalt saß neben der Wanne, nackt bis auf die Handschuhe, die ihr bis zu den Ellbogen reichten. Ihr dunkles Haar hing wie ein glänzender Vorhang über ihren Rücken und schimmerte vor Feuchtigkeit, und sie war ungeschminkt, so wie er es am liebsten hatte. Sie waren allein in der Wohnung der Malofejews. Es war ein Risiko, das wussten sie beide, aber das war ihnen egal. Alexej nahm einen Schluck von der eiskalten Flüssigkeit, doch sie war nicht nach seinem Geschmack. Ein Glas von Maxims Weinbrand wäre ihm lieber gewesen.
    »Das war eine seltsame Szene heute Morgen beim Kaffee«, murmelte Antonina und tauchte ihre Zungenspitze in die perlende Flüssigkeit.
    »Wessen schlaue Idee war es denn eigentlich, uns dort zusammenzubringen?«
    »Natürlich die von Dmitri. Als ich erwähnt habe, dass Lydia mit dir hierherkommt, bestand er darauf, stattdessen ein kleines Treffen zu viert zu arrangieren und dafür einen entsprechend großartigen Rahmen zu wählen. Er möchte einfach gerne jeden daran erinnern, dass er die Macht in den Fingerspitzen hat.«
    Alexej hob eine dunkle Augenbraue. »Vielleicht wollte er mich einfach nur aus seiner Wohnung heraushalten.«
    Sie nahm einen Schluck Champagner. »Na ja, ist ihm aber nicht gelungen, oder?«
    »Bin ich deshalb hier? Um Dmitri zu ärgern?«
    Die Schatten unter ihren Augen verdunkelten sich, als sie sich vorbeugte, mit der Zungenspitze ganz langsam über seine Wange fuhr und damit eine Furche durch die Dampfperlen auf seiner Haut zog. »Du bist hier, weil ich dich hierhaben will.«
    Er betrachtete aufmerksam ihr Gesicht. Was war nur an dieser Frau, das ihn so anzog? Weder ihr gutes Aussehen noch ihre Eleganz oder auch ihre Stellung innerhalb der sowjetischen Parteielite. All diese Dinge waren seinen Gefühlen eher im Wege. Nein, da war etwas an der Verletzlichkeit unter all der geschönten Oberfläche, etwas, das ihm unter die Haut ging und sich dort festsetzte, wie eine Klette, die er nicht mehr entfernen konnte. Und die er auch nicht entfernen wollte. Mit einem lauten Platschen setzte er sich in der Wanne auf, schlang einen Arm um ihre nackte Taille und zog sie auf sich in das schaumige Wasser.
    Sie quiekte und schaufelte Wasser in ihr leeres Champagnerglas, um es ihm über den Kopf zu kippen.
    »Du ertränkst mich«, lachte sie.
    Ganz bewusst langsam hob er einen der weißen Handschuhe an, der tropfnass und voller duftender Seifenblasen war, und küsste die zarte Haut ihres Ellbogens.
    »Ich bring dir das Schwimmen bei«, sagte er und begann, den durchnässten Stoff herunterzurollen. Zentimeter für Zentimeter kam die zerstörte Haut zum Vorschein.

FÜNFUNDVIERZIG

    S ie gingen Seite an Seite. Nebeneinander, ohne sich zu berühren. Die Köpfe gegen den Wind geduckt. Chang war angespannt, das spürte Lydia an der Art,

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