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Die Sehnsucht der Konkubine

Die Sehnsucht der Konkubine

Titel: Die Sehnsucht der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Furnivall
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hauchte er.
    Ohne die Lampe anzuzünden durchquerte er den Raum. Sie stand mit einer Reglosigkeit und Geduld in einer Ecke, die ihm sagte, dass sie schon lange dort gestanden hatte, und er verfluchte das offizielle Abendessen, das sich endlos hingezogen und ihn so lange aufgehalten hatte. Dass sich der Aufenthalt der Delegation in Moskau langsam seinem Ende näherte, hatte er ihr nicht gesagt. Sie schlang die Arme um seinen Hals, und er atmete tief ihren vertrauten Duft ein, verspürte wieder dieses Gefühl der Ganzheit, das nur sein Fuchsmädchen ihm geben konnte. Er hielt sie fest, doch nicht so fest, dass er die Gedanken erdrückt haben könnte, die sie wie Glühwürmchen zu umschwirren schienen. Er gab ihnen den Raum zu fliegen.
    »Was ist denn, mein Liebling?«
    »Schade ich dir?«
    Er spürte, wie die bösen Geister der Nacht an seinem Kopf vorbeihuschten, wie sie in der Dunkelheit raschelten, wie sie versuchten, in ihre Gedanken einzudringen. Er wedelte mit der Hand, um sie zu verscheuchen, und sie legte den Kopf in den Nacken und blickte fragend in sein Gesicht.
    »Und?«
    »Nein, Lydia, du schadest mir nicht. Du machst mich ganz. Wer hat dir denn den Floh ins Ohr gesetzt?«
    »Elena.«
    »Sag Elena, dass …«
    »Popkow ist angeschossen, beinahe getötet worden. Weil er mir helfen wollte.«
    Chang stockte der Atem.
    »Und«, sie flüsterte die Worte, als wären sie zerbrechlich, und man müsste behutsam mit ihnen umgehen. »Meinetwegen ist heute Abend Dmitri Malofejew zu Tode gekommen. Nun bitte ich dich um Hilfe, und das macht mir Angst.«
    Er ließ sie los und zündete die Gaslampe an. Bei dem schummrigen Licht sah er den angespannten Zug um ihren Mund, und sie hatte eine Prellung im Gesicht. Doch in ihren bernsteinfarbenen Augen war etwas Neues, als hätte dieser Tag sie verändert, und das erkannte er sofort wieder. Es war der Ausdruck, den er in den Augen eines Soldaten nach der Schlacht gesehen hatte, ein Selbstvertrauen, eine Unabhängigkeit des Geistes, die sich wie eine Eisglocke um sein Herz legte. Dennoch schenkte er ihr ein zärtliches Lächeln und öffnete die Arme, um sich für das bereit zu machen, worum sie ihn bitten würde.
    »Sag schon«, meinte er.
    Also war Wolfsauge tot. Chang empfand kein Bedauern für diese gierige Seele, und als er die Witwe sah, konnte er auch in ihren blau umränderten Augen keine Trauer entdecken, auch wenn sie weinte. Doch es beunruhigte ihn, die Sorge auf Lydias Gesicht zu sehen, als sie den Teppich entrollte, um dem Russen die Uhr und den Ehering abzunehmen. Der Ring saß zu fest, um ihn einfach abzuziehen, weshalb Chang sein Messer zog, um ihn vom Finger zu schneiden.
    »Ist das nötig?«, fragte sie.
    »Es darf nichts an ihm sein, durch das man ihn identifizieren könnte.«
    Sie nickte, zupfte unbehaglich an ihrem Haar. Er wandte den Blick ab, weil er es kaum ertragen konnte zu sehen, wie sie all dies für den Mann tat, der ihr ins Gesicht geschlagen hatte. Er rollte den Teppich wieder auf und schickte die Frau weg, damit sie den Wagen holte, während Lydia den Boden schrubbte, um das Blut zu entfernen.
    »Lydia, seine Leute werden nach ihm suchen.«
    Sie kniete immer noch auf dem Boden und schrubbte. »Ich weiß.«
    »Wie wird die Ehefrau sein Verschwinden erklären?«
    »Sie wird ihnen morgen mitteilen, dass er zu seinem kranken Onkel nach Kazan gefahren ist. Er hat dort wirklich einen Onkel, weshalb man es ihr glauben wird, wenn sie sagt, er sei plötzlich krank geworden. Das wird ihr ein wenig Zeit geben zu entscheiden, was als Nächstes zu tun ist.«
    Er wies sie nicht darauf hin, dass man auch eine eventuelle Reiseerlaubnis überprüfen müsste. Eins nach dem anderen.
    »Gut«, murmelte er und ging neben ihr in die Hocke, legte seine Hand auf die ihre. »Warum bedeutet dir diese Frau so viel? Warum lässt du sie nicht ins Gefängnis gehen?«
    »Sie erinnert mich an jemanden«, sagte sie sanft. »Jemanden, der ebenso geschädigt war wie sie, und der ebenso Hilfe benötigt hat.«
    »Deine Mutter?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Wie auch immer«, fügte sie hinzu, »ich habe Dmitris Schreibtisch durchsucht und eine Schachtel mit offiziellen Stempeln gefunden. Die können wir für alle möglichen Formulare verwenden.« Sie schaute ihn an. »Das könnte nützlich sein, wenn wir wegmüssen.«
    »Ich habe seit jeher gesagt, dass du mein schlauer Fuchs bist. Immer in irgendwelchen Abfalltonnen und Schubladen stöbern, auf der Suche nach allem Möglichen, was

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