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Die Sehnsucht der Konkubine

Die Sehnsucht der Konkubine

Titel: Die Sehnsucht der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Furnivall
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»überprüf den Lieferanten. Und zeig ihn an.«
    » Da , Genosse Oberst.« Sie kritzelte etwas auf ihren Block.
    »Keine weiteren Unterbrechungen mehr«, sagte er kurz angebunden.
    »Nein, Genosse Oberst.«
    »Wie lange dauert es noch, bis ich eine Vorführung bekomme?«
    »Das dauert mindestens noch einen Monat«, begann Jens, »bevor …«
    »Zwei Wochen.« Es war Elkin am Ende der Reihe, der sich zu Wort gemeldet hatte. »In zwei Wochen wird alles bereit sein.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja, Oberst.«
    » Otlitschno! Ausgezeichnet! Ich werde den Genossen Kaganowitsch informieren, und er wird erfreut sein.«
    Elkin lächelte und konzentrierte sich wieder auf die polierten Schuhe. Tursenow unterzog die Gefangenen in ihren schlammfarbenen Arbeitsanzügen einer genüsslichen Musterung, als er bemerkte, dass Jens immer noch außerhalb der Reihe stand. Er runzelte die Stirn. »Noch etwas, Gefangener Friis?«
    »Ja, Genosse Oberst.«
    »Was möchtest du sagen?«
    »Wenn eine Vorführung stattfindet, bevor die Probleme vollständig überwunden sind, könnte sich der Kanister vorzeitig öffnen, was hochgradig gefährlich wäre für …«
    »Zwei Wochen«, unterbrach Tursenow ihn mit seiner sanftesten Stimme. »Ihr werdet sie in zwei Wochen lösen, Gefangener Friis.«
    Ihre Blicke begegneten sich für kaum mehr als eine Sekunde, doch das genügte. Jetzt wusste Jens, dass er das Projekt nicht länger hinauszögern konnte. Tursenow hatte Verdacht geschöpft. Ohne ein weiteres Wort trat er ins Glied zurück.

VIERUNDZWANZIG

    W arte hier«, sagte Lydia.
    »Mach dir keine Gedanken, Mädchen, hier würdest du mich für kein Geld der Welt reinkriegen.«
    Elena verschränkte die Arme vor der Brust und ging neben der großen Doppeltür in Stellung. Sie schaute auf die belebte Straße hinaus, und die Augen inmitten ihres breiten Gesichts wurden schmal und störrisch. Lydia gelang es nicht immer, den Gesichtsausdruck dieser Frau zu interpretieren, doch sie hatte das Gefühl, das war Elena auch lieber so. Heute bemerkte sie, dass Elena müde aussah und sich die kleinen Fältchen um ihre Augen sichtbar vertieft hatten, aber sie war so klug, es nicht zu erwähnen – ebenso wenig wie den neuen Marinemantel, den Elena trug.
    Das Messingschild an der Wand verkündete in unauffälligen Lettern: VERBINDUNGSBÜRO DER KOMMUNISTISCHEN PARTEI .
    »Ich mach schnell«, versprach Lydia.
    »Die Worte schnell und Kommunistische Partei sind eigentlich nicht miteinander vereinbar«, murmelte Elena und stampfte mit den Füßen auf.
    Lydia sprang in ein paar Sätzen die Treppe hoch.
    »Papiere?«
    Ein uniformierter, blonder Mann mittleren Alters mit Geheimratsecken und freundlichen Augen stand direkt an der Tür. Seine Sohlen quietschten auf dem Marmorboden, als er vor Lydia trat und ihr erwartungsvoll eine Hand hinstreckte.
    » Dobroje utro , Genosse«, sagte sie lächelnd.
    »Wieder mal da?«
    »Da.«
    »Dir muss es hier gefallen.«
    »Nicht so sehr wie dir«, scherzte sie und freute sich, als er über ihren Witz lachte. Das schenkte ihr ein Gefühl der Sicherheit.
    Sie reichte ihm ihre kostbare Aufenthaltsgenehmigung und den Ausweis und plauderte drauflos. »Ist heute nicht so kalt«, sagte sie und wedelte mit der Hand in Richtung Fenster, vor dem der Dunst wie ein grauer, verschwiegener Vorhang hing. Er begann ihre Papiere zu studieren. Das war der Moment, in dem jedes Mal ihr Herz aussetzte. Einfach zu schlagen vergaß. Es war immer dasselbe. »Denkst du, später wird es schneien, Genosse?«, fragte sie.
    Er blickte auf und lächelte sie an. »Wieso? Heute keinen Schirm dabei?«
    Sie riss sich die Mütze vom Kopf und sah seinen bewundernden Blick, als ihr das Haar über die Schultern fiel. »Hab mich zu sehr beeilt hierherzukommen«, antwortete sie lachend.
    »Wie oft warst du jetzt schon hier?«
    »Noch nicht oft genug, scheint mir.«
    Er gab ihr die Papiere zurück. »Na gut, dann freue ich mich auf morgen«, sagte er glucksend.
    Sie strich sich mit der Hand ganz leicht über die Kehle, eine Bewegung, die sie ihre Mutter oft in Gegenwart von Männern hatte machen sehen. Er folgte ihr mit den Augen.
    »Ich werde hier sein«, sagte sie.
    »Ich auch.«
    Sie lachten beide. Wahrscheinlich würde er sich beim nächsten Mal nicht einmal mehr die Mühe machen, sich die Papiere anzuschauen.
    Der Mann am Empfangstisch war nicht so leicht um den Finger zu wickeln.
    »Du wieder«, sagte er, ohne aus seiner Verärgerung einen Hehl zu machen.
    »Ja, Genosse.

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