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Die Sehnsucht der Konkubine

Die Sehnsucht der Konkubine

Titel: Die Sehnsucht der Konkubine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kate Furnivall
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ab, und Malofejew ging um den Tresen herum, bat die Vermittlung um eine Nummer, sprach ein paar knappe Sätze in den Hörer und legte wieder auf.
    »Scheint, dass mein Kontaktmann zum Mittagessen ausgegangen ist.« Er klappte die goldene Taschenuhr auf, die in der Tasche seiner Anzugweste steckte, und hob eine Augenbraue. »Ist vielleicht noch ein bisschen früh, nicht einmal zwölf«, sagte er mit einem Blick zu Lydia, »aber ich habe ihm eine Nachricht hinterlassen, er soll mich diesen Nachmittag im Büro anrufen. Mach dir also keine Sorgen, anständige Sowjetbürgerin .Wenn dein Mitglied der Kommunistischen Partei Chinas auffindbar ist, werden wir ihn finden.«
    Zum allerersten Mal in ihrem schmerzlich langsamen Umgang mit der undurchdringlichen Mauer russischer Bürokratie hatte sie einen Mann vor sich, der das Mögliche sah und nicht das Unmögliche. Er sorgte dafür, dass Dinge geschahen. Am liebsten wäre sie ihm um den Hals gefallen und hätte ihn vor lauter Dankbarkeit so fest gedrückt, dass ihm die Luft wegblieb.
    »Danke.«
    Doch etwas von dem, was sie fühlte, stand ihr offenbar im Gesicht geschrieben, denn er fasste sie einfach am Ellbogen und führte sie beiläufig in Richtung Ausgang.
    »Also dann, Mittagessen, denke ich. Und heute Nachmittag zurück in mein Büro, um die Jagd fortzusetzen.«
    »Ich habe keinen Hunger.«
    Er lachte, ein tiefes, warmes Lachen, wie der wohltuende Klang einer chinesischen Bronzeglocke. In ihren Ohren klang es genau so, weil es ihr keine Angst machte. Und das war in Sowjetrussland etwas ausgesprochen Seltenes und Kostbares.
    »Meine anständige sowjetische Bürgerin«, sagte er mit einem spöttischen Lächeln, »so eine bildhübsche Vogelscheuche wie du hat doch bestimmt immer Hunger. Natürlich brauchst du jetzt ein Mittagessen.«
    Lydia ließ es zu, dass er sie durch die Tür und auf die Straße hinausführte, wobei sie versuchte herauszufinden, ob das gerade eine Beleidigung gewesen war. Es spielte auch keine Rolle. Sie war sich nur einer Sache sicher: dass sie diesen Mann niemals mehr aus den Augen lassen würde. Zwar bedeutete es, dass sie an diesem Mittag ihr Stelldichein an der Christ-Erlöser-Kathedrale verpassen würde, doch in ihrem Herzen wusste sie, dass Alexej nicht da sein würde, ebenso wenig, wie er gestern oder vorgestern oder an irgendeinem anderen Tag dort gewesen war. Am Bordstein wartete ein Wagen mit Chauffeur, ein langes, schwarzes, angenehm surrendes Gefährt, und während sie auf dem mit feinem Leder bezogenen Sitz Platz nahm, warf sie noch rasch einen Blick über die Schulter und sah Elena, die nach wie vor stocksteif auf dem Bürgersteig stand. Wut funkelte in ihren Augen.

FÜNFUNDZWANZIG

    E in Bauer mit traurigen Augen blickte von der Wand des Restaurants vorwurfsvoll auf Lydia herab. Sein seltsam fremdes, fast geschundenes Gesicht machte sie nervös. Ein Kellner mit höflichem Lächeln und einem Atem, der nach Knoblauch stank, zog den Stuhl für sie hervor und breitete eine Serviette auf ihrem Schoß aus – eine Geste, bei der sie erschrocken zusammenzuckte. Der Vorsitzende Malofejew bemerkte es und gab ihr einen Moment lang die Chance, sich wieder zu fassen, während er die Weinkarte studierte.
    Lydia hatte mit einem Speisesaal im Hotel gerechnet, einem dieser ebenso großen wie unpersönlichen Räume wie dem im Hotel Metropol, wo sie schon so oft Mitglieder der sowjetische Führungsriege beobachtet hatte, wie sie, aufgeplustert wie die Tauben, die auf den Plätzen Tschangschus herumstolzierten, durch die Türen schritten. Doch hier hatte sie sich getäuscht.
    Stattdessen hatte er seinen exquisiten Geschmack unter Beweis gestellt und sie in ein kleines Lokal mitgenommen. Bereits die blütenweiße Tischwäsche, die weder steif noch gestärkt zu sein schien, unterstrich die Eleganz des Restaurants, ohne dass es formell wirkte. Etwas Derartiges hatte Lydia noch nie gesehen, und sie war sich nicht sicher, was sie davon halten sollte. Es war ein modernes Restaurant. Fremdartige und befremdliche Gemälde hingen an den Wänden, Bilder voller Kraft und Eindringlichkeit, die entweder wilde, bunte Kringel ohne eigentliche Bedeutung zeigten oder kühn stilisierte Porträts von Bauern und Fabrikarbeitern. Die Stühle waren seltsam proportioniert, mit hohen Lehnen, das Holz in unerbittlichem Schwarz lackiert, mit roten Sitzpolstern, und der Teppich zeigte ein so abenteuerliches Muster, dass man sich kaum traute daraufzutreten. Geometrische Formen in

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