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Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition)

Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Feehan
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Steinplatte beiseite und gab ins Eis geschlagene Stufen frei. Jubal zögerte. »Bist du sicher, dass das der Weg ist?«
    »Er muss es sein«, antwortete Traian. »Nimm deine Schwestern und geh!«
    Jubal blieb jedoch vorsichtig und leuchtete zunächst einmal mit seiner Lampe die dunkle Treppe ab. Die Stufen schienen eine Art Brücke über einen tiefen dunklen Abgrund zu bilden. »Es ist eine weitere Brücke, Traian. Aber können wir uns darauf verlassen, dass es keine Falle ist?«
    »Euch bleibt nichts anderes übrig. Es muss der Ausgang der Magier gewesen sein.«
    Jubal holte tief Luft und trat auf die erste Stufe, merkte, dass sie fest war, und streckte die Hand aus, um Gabrielle zu helfen. »Beeil dich, Joie.«
    »Komm mit uns, Traian!«, bat sie.
    Wasser rauschte in einem trüben dunklen Strom von der Wand herab, und Insekten schwärmten in die Galerie. Die Wand zu Traians Linker fiel in einem Sturzbach dunklen Schlamms zusammen.
    Zwei scheußliche Kreaturen, die in der kristallenen Vollkommenheit des Raumes völlig fehl am Platze wirkten, plumpsten auf den Boden der Kammer. Ihre ausgemergelten Körper waren von oben bis unten mit schwarzem Schlamm bedeckt, und sie starrten Traian hasserfüllt aus roten Augen an und fletschten ihre gezackten, scharfen Zähne.

Kapitel sechs
    L auf, Gabrielle!«, drängte Joie, die zurückfiel, um ihre Geschwister zu beschützen, obwohl ihr Magen sich vor Angst verkrampfte. »Geht, Jubal, und schaut euch nicht mehr um.«
    Sie hatte nicht die Absicht mitzugehen; sie würde Traian nicht zurücklassen – nicht, um diesen grässlichen Monstern allein entgegenzutreten. Es spielte keine Rolle, dass er behauptete, schon sein Leben lang Vampire bekämpft zu haben, sie brachte es trotzdem nicht über sich, ihn in der Gefahr allein zu lassen. Und irgendwie war er ja auch mit ihr verbunden, war ein Teil von ihrem Blut und ihren Knochen, von ihrem Herzen und ihrer Seele. Natürlich würde sie ihm zur Seite stehen.
    »Nicht ohne dich, Joie«, protestierte Jubal. »Und das meine ich ernst. Gabrielle, geh jetzt diese Treppe hinunter.«
    »Begleite sie, Joie«, bedrängte Traian sie. »Es wird leichter für mich sein, mich zu verteidigen, ohne mich auch noch um deine Sicherheit sorgen zu müssen.«
    Mit wild pochendem Herzen zögerte Joie einen Moment, bevor sie herumfuhr und ihrem Bruder und ihrer Schwester nacheilte. Sie fühlte sich furchtbar schuldbewusst dabei, aber sich zu streiten, wenn gehandelt werden musste, war schlicht und einfach dumm. Und so wollte sie vor Traian bestimmt nicht dastehen.
    Als Jubal sah, dass Joie nachgegeben hatte und ihnen folgte, zog er Gabrielle an der Hand die Treppe hinunter und rannte mit ihr um ihr Leben. Joie hatte gerade erst drei Schritte gemacht, als ein unheilvolles Zittern den Raum durchlief. Eisblöcke brachen aus den Mauern, um aus allen Richtungen durch den Raum zu schießen. Die riesigen Eiszapfen schwangen an der Decke hin und her, brachen krachend ab und jagten wie Marschflugkörper auf den Boden zu. Einige zersplitterten, sodass auch große Stücke und Scherben mit den eisigen Speeren hinunterfielen.
    Traian überwand mit einem Satz die Entfernung zwischen ihnen, stieß Joie um und warf sich schützend über sie, während er gleichzeitig blitzschnell einen Schutzschild um sie wob, um den Angriff, der von der Höhle selbst kam, abzuwehren. Die dicke Steinplatte glitt an ihren Platz zurück und schnitt ihnen den Weg zu der verborgenen Treppe ab, die aus der Kammer herausführte. Dicke Eisbrocken prasselten auf die Ausstiegsluke herab und schlossen Joie und Traian mit den beiden wütenden Vampiren in der Höhle ein.
    Für einen Moment drückte er sein Gesicht in Joies Haar und umarmte sie ganz fest. Uns wird nichts geschehen, Joie. Du schaffst das schon. Befolge nur meine Anweisungen und sieh sie nie direkt an! Sie sind Meister der Illusion.
    Joie hatte außer ihrem Allzweckmesser noch ein anderes Messer, ihren Eispickel und ein paar andere, kleinere und weniger effektive Waffen, und sie wusste, dass auch Jubal zweifellos gerade seinen Waffenbestand prüfte. Er würde Gabrielle beschützen und einen Ausweg aus diesem raffinierten Labyrinth finden müssen, während sie mit Traian die Untoten bekämpfte. Beide Positionen waren alles andere als gut, und dennoch strahlte Traian mit der Gelassenheit seines Geistes und der Festigkeit seiner Stimme ein ganz erstaunliches Selbstvertrauen aus.
    Vergiss deinen Bruder und deine Schwester für den Moment, Joie.

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