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Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Titel: Die Sehnsucht der Smaragdlilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Mccabe
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einen strahlenden Tag versprach.
    Er würde Marcos schreiben und ihm dafür danken müssen, dass er ihn um diesen Gefallen gebeten hatte. Mit einem Mal erschien ihm diese englische Zusammenkunft nicht mehr grau und langweilig, sondern sehr farbig und interessant. In den kommenden Tagen war sicher alles möglich.

6. KAPITEL
    Marguerite hielt den Kopf über ihre Stickerei gesenkt und tat, als wäre sie vollauf mit den winzigen Blumen aus blaugelber Seide beschäftigt, während sie dem leisen Stimmengemurmel um sich herum lauschte. Königin Katharina hatte Claudine und ihre Hofdamen zu sich in ihr Privatgemach eingeladen, während ihr Gatte und die anderen Männer im Ratszimmer mit ihren „dummen“ Geschäften zu tun hatten.
    In Wahrheit war Marguerite davon überzeugt, dass sich hier viel interessantere Dinge taten als in der Gruppe um den König. Die Männer mit ihren ungelenken Täuschungsmanövern und ihrer Geltungssucht hätten von ihren Frauen, deren sanftes Lächeln und schmeichelnde Worte wahre Dolche waren, eine Menge über die Kunst der Verstellung lernen können.
    Königin Katharina saß in einem eleganten gepolsterten Sessel nahe beim Feuer und nähte an einem der feinen Batisthemden des Königs. Seit den ersten Tagen ihrer Ehe hatte sie seine Hemden gesäumt und den schwarzen Besatz an ihnen gestickt. Sie würde diese Aufgabe auch jetzt niemals jemand anderem überlassen. Gekleidet in ein winziges blaues Wams, tollte zu ihren Füßen ein kleiner Affe herum, den sie wie ein Schoßhündchen hielt, während in einem Käfig am Fenster Sperlingspapageien plapperten.
    Die schrillen Schreie der Tiere vermischten sich mit dem Kichern der Damen, ihrem Flüstern, dem Knistern der Flammen und dem Klang einer Laute, die von der ersten Hofdame der Königin, Maria de Salinas, gespielt wurde.
    Bis jetzt hatten sich die Gespräche um Mode und Haushalt, um Claudines in Kürze auf die Welt kommenden Nachwuchs und um Prinzessin Marys Erziehung gedreht. Wenig genug, doch Marguerite war geduldig. Sie musste es sein.
    Sie zog die Nadel durch den feinen weißen Stoff und verzierte das Blatt einer Kornblume. Ein Stich, noch einer und noch einer, und bald würde alles ein Bild ergeben. Genauso war es mit dem Zuhören. Ein scheinbar unwichtiges Detail fügte sich an das andere, bis das größere Bild sichtbar wurde.
    „Das ist recht hübsch, Madame Dumas“, sagte Lady Penelope Percy, eine der jüngeren Hofdamen der Königin. Sie hielt ihre eigene Arbeit hoch, ein hoffnungslos verpfuschtes Muster aus Tudorrosen und Karos. „Es soll ein Kissenbezug werden, doch ich fürchte, mir fehlt Eure Geschicklichkeit. Keiner wird je darauf sitzen wollen!“
    Marguerite lachte. „In Wahrheit ist Nadelarbeit nicht gerade mein Lieblingszeitvertreib, Lady Penelope. Ich finde sie eher langweilig.“
    „Aber Ihr könnt es so gut.“
    „Am französischen Hofe in meiner Eigenschaft als Hofdame von Prinzessin Madeleine gibt es den ganzen Tag lang wenig anderes zu tun. Ich konnte gar nicht anders. Ich musste eine gute Stickerin werden. Seht her, Lady Penelope, wenn Ihr die Fäden auf diese Art hindurchzieht, bleibt die Spannung erhalten und es ergibt einen hübscheren Stich.“
    „Ja, wirklich! Wie äußerst klug.“ Einige Zeit stickten sie schweigend weiter, dann beugte sich Lady Penelope zu Marguerite hinüber und flüsterte: „Dann ist also üblicherweise Euer Platz nicht im Haushalt der Comtesse?“
    „Nein. Während einer so weiten Reise benötigte sie in ihrem Zustand eine zusätzliche Hilfe. Und auf mich konnte man im Haushalt der Prinzessin am ehesten verzichten. Ich gestehe, ich freute mich über die Gelegenheit zu reisen und England zu sehen.“
    „Wie sehr ich mir wünsche, Paris zu sehen! Aber ach, ich fürchte, ich muss im Dienst der Königin bleiben, bis mein Vater irgendeinen milchgesichtigen Junker gefunden hat, der mich heiratet. Nie in meinem Leben werde ich ein wenig Fröhlichkeit erleben“, seufzte Lady Percy und schob schmollend die Unterlippe vor.
    Aha, dachte Marguerite. Es lohnte sich immer, das Vertrauen einer unzufriedenen Hofdame zu gewinnen, wenn es einem denn gelang, sie davon zu überzeugen, dass man ihres Vertrauens würdig war. Einige Damen waren einfach zu eifersüchtig. Doch Lady Penelope war selbst ganz hübsch und offensichtlich einsam. „Wie traurig für Euch! Jeder sollte Spaß haben, solange er jung ist, nicht wahr?“
    „So ist es! Zum Trübsal blasen hat man später noch genug Zeit, wenn man alt

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