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Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Die Sehnsucht der Smaragdlilie

Titel: Die Sehnsucht der Smaragdlilie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Mccabe
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dabei vorzustellen, das Messer bohre sich in Nikolais Fleisch. „Sehr gut, Master Tilney. Ihr hattet recht, Greenwich ist überaus faszinierend.“
    „Es freut mich, dass Ihr dieser Meinung seid. Wohin ich auch gehe, höre ich von nichts anderem als der schönen Madame Dumas!“
    Marguerite lachte und griff nach dem weichen, weißen Brot. „Das bezweifle ich. Einschließlich Euch selbst haben das vielleicht zwei Personen gesagt. Doch mir kam zu Ohren, dass ich Euch für eine Sache zu danken habe – Euch zu danken oder Euch zu verfluchen.“
    „Nun, ich muss gestehen, ich habe keine Ahnung, wovon die Rede ist. Sicher gibt es Damen, die mich auch schon früher verflucht haben, aber nicht nach solch kurzer Bekanntschaft. Wofür muss ich Euch um Verzeihung bitten?“
    „Dafür, dass Ihr mich dem Master of Revels für seine Aufführungen empfohlen habt.“
    Tilney lachte. „Ich habe nur angemerkt, dass es eine hübsche Geste wäre, einige der französischen Damen mit einzubeziehen. Eure Schönheit und Euer süßes Wesen empfahlen sich von selbst.“
    „Ich bin wohl kaum süß zu nennen, Master Tilney! Tatsächlich wurde von mir immer eher das Gegenteil behauptet.“
    „Madame, mich dünkt, Ihr seid zu bescheiden.“ Er nahm eine Zuckerwaffel von einer der Silberplatten und bot sie Marguerite lächelnd an. „Diese seltenen Köstlichkeiten können nicht süßer sein als Ihr.“
    Marguerite nahm das Gebäck lächelnd an, doch der delikate Geschmack wurde schal in ihrem Mund, als sie sah, dass Nikolai sich offenbar mit seiner hübschen spanischen Tischdame sehr amüsierte, zumindest lachten die beiden gerade herzlich. Ihre Süße überstieg zweifellos jeden Honig oder Zucker.
    Das Bankett schien Stunden und Stunden zu dauern, auf Artischocken in Cremesoße folgten mit Äpfeln gefüllte ganze Schweine, Schwäne und Pfauen, Lamm mit Minze und rosa und hellgrün gefärbte Süßigkeiten, die mit noch mehr glitzerndem Zucker bestäubt waren.
    Der Wein floss, das schrille Gelächter wurde immer lauter, bis Marguerite außer dem Brummen in ihrem Kopf kaum noch etwas zu hören vermochte. Sie aß wenig und trank noch weniger, und während die Schwelgerei weiterging, wurde ihr Lächeln immer gequälter. Würde ihr Gesicht am Ende des Abends einfach zerspringen, als wäre es eine Maske aus Marmor? Der Marmor würde unter dem Gelächter und den Gesprächen zerfallen und zerbröckeln, bis nur noch eine Handvoll weißen Staubs übrig bliebe.
    Endlich wurden die Platten und Tischdecken fortgeschafft, der gebogene Tisch zurückgeschoben, damit auf dem frei gewordenen Platz getanzt werden konnte. Die Musikanten, die während des Festessens fast unbemerkt liebliche Madrigale gespielt hatten, stimmten jetzt eine würdevolle Pavane an. König Henry führte den Tanz mit seiner Tochter an, deren winzige Hand er mit seiner mächtigen Pranke umfasst hielt.
    Prinzessin Mary war ein anmutiges kleines Ding, wie Marguerite bemerkte. Elegant setzte sie einen Fuß vor den anderen und wedelte graziös mit der Hand. Auf ihrem schmalen Gesicht lag der Ausdruck feierlicher Konzentration. Ihr Vater blickte mit strahlendem Stolz zu ihr herunter. Königin Katharina beobachtete alles mit heiterem Lächeln. Würde die Prinzessin wirklich eines Tages den Duc d’Orléans heiraten, als Zeichen, dass man der königlichen Familie Frankreichs vertraute?
    Marguerite konnte es noch nicht sagen. Man stand erst am Anfang der Vertragsverhandlungen, und Prinzessin Mary wirkte so ernst, so – spanisch. Doch die Vermählung der beiden konnte der Auftakt sein für eine wichtige und lang andauernde Verbindung der Länder, für François wie auch für Henry.
    Als die Musik endete, hob Henry Mary hoch und wirbelte sie lachend herum. „Meine Herrschaften, hier seht Ihr meine schönste Perle der ganzen Welt!“, verkündete er. Unter Applaus verbeugte sich die Prinzessin höchst anmutig.
    „Perle oder nicht, Mädchen brauchen ihren Schlaf“, meinte Königin Katharina ruhig. Sie ergriff die Hand ihrer Tochter, nachdem Henry das Kind wieder auf die Füße gestellt hatte. „Ich werde die Prinzessin in ihre Gemächer bringen.“
    Nachdem die Königin mit ihrer Entourage den Saal verlassen hatte, wechselte die Musik. Von der langsamen, traditionellen Pavane ging das Tempo in einen lebhafteren Saltarello über, den neuesten Tanz, der gerade aus Italien eingeführt worden war. Marguerite sah genauer hin, als König Henry jetzt eine neue Dame zum Tanz führte, und die anderen

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