Die Sehnsucht des Dämons (German Edition)
die ganze Zeit über dich wachten.“
„Sogar, als ich …“ Serena errötete. Wusste Arielle über alles Bescheid, was passiert war?
„Als du mit Julian geschlafen hast? Nein. Dabei nicht. Wir wissen, wann Privatsphäre angebracht ist.“
Wohl kaum. Die Tatsache, dass die Kompanie über ihr Liebesleben Bescheid wusste, war peinlich genug.
Arielle seufzte amüsiert. „Meine Liebe, Sex ist nichts Schlimmes, solange er auf Liebe gründet. Das weißt du doch. Was du getan hast, war nur natürlich. Du hast niemandem wehgetan, auch dir selbst nicht. Wir haben sogar gehofft, dass es passieren würde. Zum Wohle der Mission.“
„Aber ich verstehe immer noch nicht. Wie konntest du zulassen, dass ich all diese Ängste ausstehen musste – für nichts und wieder nichts? Warum hast du mich glauben lassen, ich hätte keinerlei Unterstützung?“
Wieder lächelte Arielle. „Es war nicht umsonst. Alles passiert zu einem Zweck. Es gab nur Dinge, die wir dir nicht mitteilen durften, und zwar zu deinem eigenen Besten. Zum Beispiel musstest du lernen, endlich auf eigenen Füßen zu stehen. Jeder Schutzengel muss lernen, selbstständig zu sein. Das hast du gelernt. Und was vielleicht noch wichtiger ist: Wenn du gewusst hättest, welche Ziele wir mit Julian verfolgen, hätte er sich nie in dich verliebt.“
„Und was soll ich jetzt machen?“, fragte Serena. „Nick ist tot. Ich habe versagt.“
„Versagt, das ist ein hartes Wort. Keine Erfahrung, die wir machen, ist umsonst“, sagte Arielle ermutigend. „Fürs Erste brauchst du etwas Abstand von deiner Arbeit für die Kompanie. Konzentrier dich auf deinen Yogaunterricht. Eines Tages wirst du erkennen, welchen Nutzen deine Mission hatte.“
Arielles Worte konnten Serena nicht trösten. Sie schloss die Augen und versuchte die Traurigkeit zu ignorieren, die sie zu überwältigen drohte. Wäre das alles nur nie geschehen, wünschte sie sich. Was auch immer ihre Ausbilderin sagte – es änderte nichts an der Tatsache, dass Nick, ihr Schutzbefohlener, sich umgebracht hatte.
Sie war für ihn verantwortlich gewesen, und sie hatte versagt, ihm gegenüber und der Kompanie gegenüber. Und vor sich selbst.
Gegen Abend änderte sich das Wetter. Es wurde grau und regnerisch, sehr ungewöhnlich für den kalifornischen Sommer. Seine Familie trauerte nicht öffentlich, doch ganz Los Angeles schien Nick Ramirez zu beweinen. Vor seinem Haus wimmelte es von Paparazzi, und die Menschen legten Blumen vor der Haustür ab. T-Shirts mit Nicks Konterfei tauchten auf und fanden nicht nur in der Stadt, sondern bald im ganzen Land reißenden Absatz.
Tausende Fans versammelten sich in Los Angeles zu einer improvisierten Gedenkfeier, die jemand in einem ehemaligen Lagerhaus organisiert hatte. Sie artete in eine Rave-Party aus, auf der die Menschen bis tief in die Nacht hinein tanzten gemäß der Parole: „Nick hätte es so gewollt.“ Fernsehteams flogen mit Hubschraubern über die feiernden Massen und hielten den Augenblick für die Nachwelt fest.
Solange er gelebt hatte, war Nick nur ein weiterer bedauernswerter junger Schauspieler gewesen, dessen Fehltritte Futter für die Klatschmagazine waren.
Doch nach seinem Tod wurde er zur Ikone.
Das Devil’s Ecstasy stand kurz vor der Eröffnung. Und Julian interessierte es nicht.
In der Lobby des Lussuria drängten sich die Menschenmassen, unter ihnen viele Prominente, und warteten darauf, dass Julian die Türen öffnete, damit die Party beginnen konnte. Die Ausschweifungen. Das exzessive Trinken. Die wilden Drogen und der hemmungslose, abgefahrene Sex. Er müsste jetzt unten sein, um seinen bisher größten Erfolg zu feiern.
Doch Julian kümmerte es nicht.
Nicht, weil er immer noch im Selbstmitleid ertrank. Nein. Wegen der schlechten Nachricht, die ihm Harry nach der Rückkehr von seinem Ausflug mit dem Hubschrauber eröffnete.
„Nick Ramirez ist tot“, hatte sein Assistent mit heiserer Stimme gesagt. „Und man hat Corbin und Luciana in Los Angeles gesehen.“
Julian erkannte sofort den Fehler, den er begangen hatte. Wie dumm von ihm! Statt sinnlos durch die Gegend zu fliegen und in Selbstmitleid zu baden, hätte er besser nachdenken und seine Kräfte gegen den Feind versammeln sollen. Mit der Rache der beiden Dämonen war zu rechnen gewesen. Doch er hatte sich von seinem Verlust blenden lassen. Von seiner Traurigkeit. Von der Liebe.
„Wir müssen Corbin und Luciana finden, und zwar schnell – bevor sie weiteren Schaden anrichten
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