Die Sehnsucht des Dämons (German Edition)
Zimmern. An jeder Ecke sah sie Dämonen, die die Verdammten folterten, an den Eingeweiden verstümmelter menschlicher Leichen nagten und ihnen mit ihren scharfen Klauen die Augäpfel herausrissen. In ihrem Traum zischten die Dämonen, und ihre grünen Schlangenaugen leuchteten.
Sie rannte durch das Labyrinth von Korridoren, bis sie in das Zentrum des Irrgartens gelangte. Dort war Julian, an ein morsches Bettgestell gefesselt. Er drehte den Kopf zu ihr, seine blauen Augen glänzten fiebrig. Sie konnte sich plötzlich nicht mehr bewegen, ihre Füße waren wie angewachsen. Hinter ihr tauchte ein Dämon auf und hieb ihr seine Pranke in die Schulter, und dann …
Sie erwachte in ihrem Bett zu Hause, die weiche Decke über sich. Ihr Kopf schmerzte, als wäre sie von einem Lastwagen überfahren worden. Aber ansonsten war sie unversehrt. Ihre Wunden würden heilen. Wenigstens die Äußerlichen.
Arielle saß auf dem Bettrand und beugte sich besorgt über sie. Serena wollte sprechen, aus ihrer Kehle drang aber nur ein Krächzen. „Was ist passiert? Wie lange war ich ohnmächtig?“
Sie erinnerte sich, dass Corbin und Julian plötzlich wie vom Erdboden verschluckt waren, während sie noch auf dem Fußboden im Klub miteinander kämpften. Einen Moment lang war ihr Bild noch zu sehen gewesen, dann verschwanden ihre Spuren, und alles war ruhig.
„Nur ein paar Stunden. Es ist ein bisschen anders gelaufen, als wir es geplant hatten“, gab Arielle zu. „Keiner von uns hat damit gerechnet, dass Nick verschwinden würde. Aber so ist er, und wir wissen bis jetzt noch nicht, wo er sich aufhält. Vielleicht werden wir irgendwann in der Lage sein, ihn zu erreichen. Doch was das Wichtigste ist: Wir haben unser Hauptziel erreicht. Julian ist nicht länger ein Dämon. Er hat nicht mehr die Kraft, Menschen in Versuchung zu führen. Dein Auftrag ist erfüllt.“
Wir haben Nick verloren. Diese Formulierung hatte Arielle benutzt, um ihr zu sagen, dass Nick in der Hölle war. Und Julian … Serena wusste, wo er war. Ihr Traum war kein Traum gewesen. Corbin hatte ihn mit in die Unterwelt gerissen.
Arielle nickte, wie zur Bestätigung. „Es liegt aber nicht in deiner Verantwortung, ihn zu retten. Julian glaubt, er müsste bestraft werden. Solange er davon überzeugt ist, kann niemand ihn retten.“
Sie schwiegen, als Serena sich die Bilder vor Augen rief, die sie in ihrem Albtraum gesehen hatte. Die Verdammten, die von den Dämonen gefoltert wurden. Julian, der an ein Bett gefesselt war.
Sie schob die Decke weg. Ihr ganzer Körper schmerzte. Natürlich war sie noch lange nicht wiederhergestellt, aber das durfte sie nicht aufhalten. Sie würde nicht im Bett liegen bleiben, während Julian Höllenqualen erlitt. Es war keine Zeit zu verlieren. „Dann ist meine Aufgabe noch nicht erfüllt. Wir müssen Julian da rausholen!“, verkündete sie. „Ich gehe in die Hölle.“
„Du willst das Risiko auf dich nehmen, dich selbst auf alle Ewigkeit zu opfern?“, fragte Arielle eindringlich. „Denk nach, was das bedeutet, Serena. Du wirst deine restliche Existenz in der Hölle zubringen. Deine Aufgabe ist es nicht, dich selbst zu opfern. Denk dran, das hast du bereits einmal getan. Das Risiko ist viel zu groß. Es ist an der Zeit, Julian loszulassen.“
„Ich liebe ihn. Ich muss es wenigstens versuchen.“ Serena bedauerte es sehr, dass sie mit ihren Aktionen Arielle in einer Weise geschadet hatte, die sie selbst nie bedacht hatte. Aber sie konnte Julian nicht aufgeben. „Gott wird es nicht zulassen, dass ich in der Hölle schmore. Ich habe keine Angst. Außerdem hat Julian sein Leben auch für mich aufs Spiel gesetzt.“
Arielle schwieg, während Serena in ihrer Kommode nach einer Jeans und einer Bluse suchte. Schließlich sagte sie: „Ich wünschte, ich könnte mit dir kommen, aber das geht nicht. Corbin ist darauf spezialisiert, die Leute in ihre ganz spezielle eigene Version der Hölle zu verschleppen, die auf deren schlimmsten Ängsten und Albträumen basiert. Nur jemand, dem Julian so sehr traut, dass er ihn in sein Unterbewusstsein vordringen lässt, kann auch seine Version der Hölle betreten.“
Serena drehte sich zu ihr um, ihre Kleider in der Hand. „Woher weiß ich, dass er mich reinlassen wird?“
„Das weißt du erst, wenn du dort bist. Aber du wirst nicht allein sein. Die Erzengel haben die Macht, die Hölle zu betreten. Du musst Gabriel bitten, dich zu begleiten.“
„Wie mache ich das?“
„Ruf ihn, und er wird
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