Die Sehnsucht des Dämons (German Edition)
ins kalte Feuchte und versenkte seine Lust im kühlen Blau des Wassers. Und versuchte, nicht an Serena zu denken.
Stattdessen dachte er an Wahlmöglichkeiten .
Er pflügte durchs Wasser, eine Bahn nach der anderen, während seine Gedanken sich überschlugen. Im Grunde genommen bot er den Menschen Wahlmöglichkeiten an, wenn er sie korrumpierte. In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle erreichte er sein Ziel sogar, ohne sich selbst direkt in kriminelle Aktivitäten verwickeln zu lassen. Dafür gab es genügend Mittelsmänner, die sich bereitwillig darum kümmerten. Julian hielt schlicht und einfach ein breites Spektrum an Angeboten bereit. In Nicks Fall hatte er zum Beispiel einfach für die Möglichkeit gesorgt, dass er jederzeit an illegale Substanzen und Sex kommen konnte. Andere Menschen führte Julian mit großen Geldsummen in Versuchung.
Seine Muskeln begannen zu schmerzen, doch er schwamm weiter. Seine Gedanken sprudelten immer noch.
Niemand muss die Verdammnis wählen. Julian hatte nie eine Seele dazu gezwungen, sich für die Hölle zu entscheiden. Die Kraft der Suggestion reichte aus, das hatte er über die Jahre gelernt. Und wenn die versagte, gab es immer noch die gute alte Erpressung. Es gab fast niemanden, der nicht in seiner Vergangenheit Entscheidungen getroffen hatte, die er lieber geheim hielt. Fast jeder hatte eine Leiche im Keller. Ob wohl auch Serena eine Leiche im Keller hatte? Wahrscheinlich fand man da bei ihr nur pastellfarbene Sommerkleider und Yogaklamotten. Er bekam Lust, es herauszufinden.
Es war bereits nach ein Uhr nachts, als Julian aus dem Becken stieg und seinen persönlichen Assistenten anrief. Harry, ein Afroamerikaner Mitte dreißig und Familienvater, war der zufriedene Besitzer eines englischen Pubs in einer ruhigen Gegend gewesen, bis er vor drei Monaten plötzlich und unerwartet verstarb. Schon wenige Minuten, nachdem Julian ihn angerufen hatte, stand er außer Atem vor ihm.
„Ich gehe davon aus, Ihren Kindern geht es gut?“, erkundigte sich Julian.
Nach seinem Tod hatte Harry damit begonnen, Klubbesucher im Devil’s Paradise zu bestehlen. Als die Türhüter ihn dabei erwischten und Julian übergaben, hatte er über viertausend Dollar Bargeld bei sich und diverse Schmuckstücke, darunter auch ein Silberarmband, das er dem Manager des Klubs vom Handgelenk geklaut hatte. Julian erkannte Harrys Potenzial auf Anhieb und engagierte ihn vom Fleck weg.
„Bestens, danke“, erwiderte Harry. „Sie sind sehr großzügig. Ich schicke meiner Frau den Großteil meines Gehalts. Sie glaubt, das Geld stammt aus meiner Lebensversicherung.“
„Hervorragend. Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten. Letzte Nacht war eine junge Frau im Klub, ein Engel. Ihr Name ist Serena St. Clair. Finden Sie alles über sie heraus. Ich wüsste gern, welche Wahlmöglichkeiten man einer solchen Person bietet, wenn Sie verstehen, was ich meine.“
„Betrachten Sie die Sache bereits als erledigt, Sir.“ Harry brauchte keine weiteren Erklärungen. Er verschwand so lautlos in der Nacht, wie er gekommen war. Julian blieb zurück in dem Wissen, dass sein Auftrag in guten Händen war. Wenn sich jemand mit Wahlmöglichkeiten auskannte, dann Harry. Er war zum Dämon geworden wegen ein paar unglücklicher Entscheidungen, die er als Mensch getroffen hatte. Entscheidungen, die er bitter bereute. Und nun war er bereit, die schlimmsten Dinge zu tun, obwohl sein Motiv edel war.
Oh ja, am Ende lief es auf die Entscheidungen des Einzelnen hinaus. Man musste nur herausfinden, mit welchen Wahlmöglichkeiten man eine Person knacken konnte. Und früher oder später würde Julian auch die kleine Miss Perfect knacken. Er musste nur noch herausfinden, an welchem Punkt sie korrumpierbar war. Die Geschenke, die Julian ihr schickte, wurden mit jedem Tag größer. Am Montag waren es Blumen und Schokolade – drei Dutzend rote Rosen und die größte Schachtel belgischer Pralinen, die sie jemals gesehen hatte. Am Dienstag erhielt sie einen Korb voll französischer Parfüms. Am Mittwoch einen Yorkshire-Terrier-Welpen mit einer riesigen Schleife um den Hals. Am Donnerstag traf ein Kurier ein, der eine Schachtel vom Juwelier brachte, in der auf dem dunkelblauen Samt ein wunderschönes Diamantarmband lag. Am Freitag schenkte er ihr eine Reise nach Paris – in seinem Privatjet.
Natürlich schickte sie jedes seiner Präsente umgehend an ihn zurück, und zwar kommentarlos. Kein Anruf, keine E-Mail, nicht einmal eine SMS. Es
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