Die Sehnsucht des Dämons (German Edition)
auf göttliche Missionen geschickt, ohne zu wissen, was oder wieso sie etwas taten.
Serena muss ihre Aufgabe erfolgreich zu Ende bringen. Sie muss erreichen, woran ich gescheitert bin, dachte die Ausbilderin und klappte ihre eigene Akte zu. Sie legte sie zurück in die Schublade und sprach ein Gebet, in dem sie um Sicherheit für Serena bat.
Arielles Aufgabe war es, den jungen Engel anzuleiten, während die Erzengel aus der Ferne über Serena wachten, auch wenn sie selbst davon nichts merkte.
Sollte Serena scheitern, gab es jedoch keine Rettung für sie. In dieser Nacht sah Julian dem Engel beim Schlafen zu. Als Erzdämon war er nicht mehr an einen physischen Körper gebunden. Er konnte sich entmaterialisieren und auf diese Weise zwischen den Dimensionen wechseln. Er musste sich nur auf das Bild des jungen Engels konzentrieren, um ihren Aufenthaltsort ausfindig zu machen. Zwar war ihr Haus mit einem Schutzzauber versehen, doch der Zauber war schwach und schnell geknackt – wie ein billiges Schloss. Er hatte kein Problem damit, sich Zugang zu verschaffen.
Serenas Zuhause war genauso hübsch und einladend wie sie selbst. Die großen Fenster schienen für viel Licht zu sorgen, denn überall standen blühende Pflanzen. Die Einrichtung war nicht teuer, aber gemütlich und anheimelnd. Sie entsprach wohl dem, was Innenarchitekten heutzutage als „shabby chic“-Stil bezeichneten. Pastellfarben und weiche Stoffe dominierten. Ihm persönlich war dieser Stil jedoch viel zu feminin und er fühlte sich darin nicht besonders wohl.
Serena lag auf ihrem duftig weißen Bett – was für ein Klischee, typisch Engel, dachte er. Ganz nah schwebte er über ihr, in seiner körperlosen Gestalt, um sie genau zu betrachten. Sie schlief ohne Decke, und ihre helle Haut schimmerte im Mondlicht. Sie trug ein Babydoll-Top und Boxershorts. Schade, dass sie nicht nackt war.
Julian kehrte in seinen menschlichen Körper zurück. Nur so konnte er wirklich Lust empfinden, und genau das war heute Nacht sein Ziel. Er war erregt und sehnte sich nach ihr, immer noch enttäuscht über das abrupte Ende ihres Kusses am Nachmittag im Yogastudio. Jetzt stellte er sich neben sie und streichelte ihre Wange. Ihre Haut war so unglaublich weich! Sie seufzte glücklich. In wachem Zustand würde sie ihn niemals so nahe an sich heranlassen.
Doch jetzt schlief sie, und er nahm sich Freiheiten heraus, die sie unter anderen Umständen gewiss abgeschreckt hätten. Er schlüpfte unbemerkt zu ihr ins Bett, in einer sorgsam einstudierten Choreografie. Vorsichtig streichelte er ihre Brüste durch das T-Shirt hindurch. Unter seiner Berührung wurden ihre Brustwarzen hart. Serena stöhnte, rollte sich aber zur Seite. Er strich mit dem Mund über ihren Nacken und küsste sie sanft. Im Schlaf klatschte sie plötzlich mit der Hand auf ihren Nacken.
Aber sie erwachte nicht. Er wartete kurz ab, bis ihre Atemzüge wieder regelmäßig waren. Auf einen Ellbogen gestützt, beobachtete er ihr vom Mondlicht erhelltes Gesicht. Die Enden ihrer langen Wimpern berührten ihre makellosen Wangen. Er betrachtete eingehend ihre perfekt geformte Nase, ihre perfekt geschwungenen Lippen.
Jetzt legte er eine Hand auf ihren Oberschenkel und glitt mit den Fingern über ihre seidenweiche Haut bis zum Saum ihrer Boxershorts. Da schob sie seine Hand weg, setzte sich auf einmal kerzengerade auf und rief: „Julian, nicht!“
Gerade noch rechtzeitig hatte er sich entmaterialisieren können. Jetzt war sie wach und starrte ihn im Dunkeln an. Verwundert zog sie die Decke über sich. So saß sie eine ganze Weile da und fixierte die Stelle, an der er, für sie unsichtbar, schwebte. Allerdings schien sie seine Anwesenheit irgendwie zu spüren. Schließlich legte sie sich wieder hin, schloss die Augen und schlief ein. Enttäuscht verschwand er.
Einmal mehr hatte er ihr Verhalten falsch interpretiert. Am Nachmittag war er fest davon ausgegangen, dass sie sich ihm hingeben wollte. Und jetzt hätte er es fast geschafft, seine Chance bei ihr komplett zu ruinieren.
Aber er würde sie bekommen. Er musste einfach nur ein bisschen schlauer sein als sonst.
Vielleicht musste er es auf die harte Tour versuchen.
4. KAPITEL
A ls er in dieser Nacht nach Hause kam, musste Julian erst einmal ein paar Runden in seinem Pool drehen, um sich abzureagieren. Einen menschlichen Körper zu haben, konnte manchmal richtig nerven. Es gab Höhepunkte, wie bei körperlicher Lust, und Tiefpunkte, wie bei Schmerzen. Er sprang
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