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Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Drake
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getroffen, aber nur ein Stück herausgerissen. Noch waren sie manövrierfähig.
    Und jetzt war der Schmerz da, beißend, stechend, so dass er Harding die Luft nahm, als er versuchte aufzustehen. Nach Atem ringend und hustend sank er wieder zurück, wollte sich abermals aufrichten.
    Die dumme Gans versuchte, ihn daran zu hindern, schimpfte auf Sullivan, auf sich selbst und auf ihn, Harding. Er stieß sie weg, und als er aufzustehen versuchte, spürte er die warme Flüssigkeit über seine Brust laufen. Seine Knie knickten ein.
    Bains hatte das Kommando übernommen, Harriet schrie nach dem Arzt und zeterte, weil er nicht schon hier war, während sie Hardings Jacke öffnete und sein Hemd aufriss. Harding wollte sie wegschieben, aber sie fauchte ihn an.
    Eine weitere Breitseite wurde von der Sea Snake abgefeuert. Wutgeheul ertönte von den anderen Schiffen, Triumphschreie von ihrem. Alles ging in einem Chaos aus Kanonendonner, beißenden Rauchschwaden und herabfallenden Seil- und Holzstücken unter. Harriet kniete, sich der Gefahr offenbar nicht im mindesten bewusst, bei Harding und versuchte, die Blutung zu stoppen.
    »Ducken Sie sich«, schnauzte er sie an, als wieder Kugeln flogen.
    »Seien Sie still«, erwiderte sie ebenso unfreundlich. Und dann waren endlich der Bordarzt und drei von Hardings Leuten neben ihnen. Sie nahmen ihn bei den Schultern und an den Beinen und schleppten ihn den Niedergang hinab. Harding fluchte. Er wollte an Deck bleiben, aber Harriet ließ das nicht zu, und zu Hardings Verdruss gehorchten die Männer ihr und nicht ihm.
    Und dann lag er auf zwei zusammengeschobenen Truhen, dem Operationstisch auf dem Krankendeck. Das Blut quoll unaufhörlich aus der Wunde in seiner Brust. Über ihm schaukelte die Laterne. An den Bewegungen des Schiffes erkannte er, dass die Sea Snake Fahrt aufgenommen hatte. Wenn sie nicht zu schwer getroffen worden waren, dann konnten sie vielleicht doch entkommen. Sie hatten die anderen verdammt gut erwischt.
    »Wie sieht es oben aus?«, fragte er einen der jungen Matrosen, der geholfen hatte, ihn herunterzubringen, einen drahtigen Burschen von etwa fünfzehn Jahren.
    »Haben einiges abgekriegt, Sir«, sagte er mit weit aufgerissenen Augen.
    »Das weiß ich selbst! Geh hinauf und berichte mir«, schnauzte Harding ihn an, das hagere Gesicht von Zorn und Schmerz verzerrt. »Verflucht noch mal«, fuhr er den Arzt an, als dieser seine Wunde untersuchte, »wollen Sie die Kugel noch weiter reinschieben?«
    Der Arzt kannte Harding und die anderen Männer auf dem Schiff schon seit vielen Jahren. Er war nicht irgendein Bader, eine gestrandete Existenz, wie sie sonst auf Schiffen, sogar bei der königlichen Marine, Zuflucht fanden, sondern ein richtiger Doktor, dem Charles ein Vermögen dafür bezahlte, dass er die Leute der Sea Snake gut versorgte. »Es ist ein glatter Durchschuss. Wir müssen die Blutung stillen, Sie verlieren zu viel Blut.«
    Harriet ließ keinen Blick von seinen Händen und von Hardings Gesicht. »Stimmt es wirklich, dass Charles lebt?« Sie knetete so nervös ihre Finger, dass die Gelenke knackten.
    »Ja, zum Teufel.«
    »Warum haben Sie mir nichts gesagt?«
    Harding knurrte etwas Unverständliches.
    »Es tut mir leid. Ich dachte wirklich, Sie würden die Seiten wechseln.«
    Harding schnaubte nur verächtlich.
    »Weshalb haben Sie das getan?«, flüsterte sie hastig, als der Arzt sich kurz umwandte. »Weshalb haben Sie Ihr Leben in Gefahr gebracht, um mich zu retten?«
    Harding wollte das Gesicht zu einem höhnischen Grinsen verziehen, aber der Schmerz war so heftig, dass nur eine mitleiderregende Grimasse draus wurde.
    »Das habe ich nicht für Sie gemacht, sondern für Charles«, presste er hervor. Seine Lippen waren wie zwei weiße Striche, sein Gesicht grau. »Weil mein Junge Sie haben will«, fügte er kaum hörbar hinzu.
    »Ihr Junge?«
    Harding knurrte etwas, das sich anhörte wie »unglaublich dummes Weib«. Dann verlor er das Bewusstsein.
    * * *
    Johnsons Männer hatten auf dem Piratenschiff sogar die Kiste mit Jessicas Kleidung gefunden, so dass sie, als Charles sie zu Tisch begleitete, sauber und adrett aussah. Charles musste sich beherrschen, um ihr äußerlich ruhig gegenüberzusitzen, anstatt oben an Deck hin und her zu laufen und nach der Sea Snake Ausschau zu halten. Dabei war es nicht zu erwarten, dass sie Harding schnell einholen konnten. Der Vorsprung der anderen war zu groß, und sie hatten durch die Piraten mehrere Stunden verloren.
    Johnson

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