Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)
sicher sein, Mrs.O’Connor. Vielleicht haben Sie die Liebenswürdigkeit, mich auf mein Schiff zu begleiten, dort können wir weitersprechen. Mr.Hawkins«, wandte er sich an den Ersten Offizier, der Jessica neugierig musterte, »meine besten Grüße an meinen Steward. Er soll dafür sorgen, dass meine Kajüte für Mrs.O’Connor bereitgestellt wird. Und sagen Sie ihm auch, er soll Wasser bringen und ein Mahl vorbereiten lassen. Mrs.O’Connor wird sich gewiss frisch machen und eine Kleinigkeit zu sich nehmen wollen.« Hawkins gab die Befehle an einen seiner Männer weiter, und Charles wandte sich wieder an Jessica.
»Wenn ich Sie bitten darf, Madam, hier entlang.« Charles trat zur Seite und erwartete, dass Jessica vorangehen würde, diese blieb jedoch stehen und blickte ihn wortlos an, ein Lächeln auf den Lippen, das Tausende Erinnerungen heraufbeschwor.
»Charles Daugherty«, sagte sie endlich leise. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie sehr ich mich freue, Sie wiederzusehen.«
Charles erwiderte ihr Lächeln, wenn auch ironischer. »Ja, mir scheint der Zeitpunkt auch recht glücklich gewählt.«
Jessica legte ihm die Hand auf den Arm. Sie lachte leise und zittrig auf. »Da kann ich Ihnen nur von ganzem Herzen zustimmen.«
13. Kapitel
A ls die Sea Snake Floridas Südspitze erreichte, sah Harding mit bösen Vorahnungen, dass eine Barke zielstrebig Kurs auf sie nahm und Readings Schiff Signale gab und Segel einholte.
Bains, sein Erster Offizier, hatte dieses Manöver ebenfalls beobachtet. »Sieht nicht gut aus, Sir. Die gehören zusammen. Wollen uns vermutlich in die Zange nehmen.«
Harding verfolgte den Kurs der Barke. Tatsächlich versuchte sie, backbords der Sea Snake zu gelangen. Wenn sie das schaffte, befanden sie sich zwischen zwei Breitseiten – keine strategisch wünschenswerte Position. Und dass diese Barke nicht schlecht bewaffnet war, darauf würde er sein Kapitänspatent verwetten.
»Kurs anpassen«, sagte er zu Bains. »Möglichst unauffällig. Sehen wir zu, dass wir knapp hinter Sullivan vorbei aufs offene Meer kommen.«
In diesem Moment gab Readings Schiff Signal, die Fahrt zu vermindern.
Harding knirschte mit den Zähnen.
»Sollen wir, Sir?«, fragte Bains.
»Es wird uns nichts anderes übrigbleiben, wenn wir sie nicht misstrauisch machen wollen. Die Leute sollen aber in den Wanten bleiben, damit wir sofort wieder Segel setzen können, falls wir schnell verschwinden müssen. Lassen Sie auf dem Kanonendeck unauffällig gefechtsklar machen. Die Stückpforten bleiben aber geschlossen. Die Crews sollen die Kanonen erst ausfahren, wenn sie das Zeichen bekommen.«
Während die Sea Snake ihre Fahrt verlangsamte, steuerte Readings Schiff auf sie zu, bis sie fast zu einem Halt kamen, um Sullivan und einige seiner Männer mit dem Boot übersetzen zu lassen.
Harding erwartete Sullivan an der Reling.
»Was soll das? Weshalb haben Sie mir signalisiert anzuhalten?«
»Wir haben da ein kleines Problem.«
Harding studierte ihn misstrauisch. »Und das wäre?«
Sullivan deutete auf die Barke, der es jetzt tatsächlich gelungen war, sich an die Backbordseite der Sea Snake zu setzen.
»Freunde von Ihnen?«, fragte Harding.
»Ja, und sie bringen eine schlechte Nachricht: Charles Daugherty hat den Sturz überlebt.«
Harding hob eine Augenbraue. »Ach ja?«
»Sie scheinen nicht überrascht zu sein.«
»Nicht überrascht, dass jemand bei Sturm zig Meter auf die Felsen und ins Meer stürzt und trotzdem überlebt? Doch. Aber es sollte mich nicht wundern, Daugherty ist ebenso zäh wie sein Vater.«
»Der Captain dieser Barke hat noch eine andere Nachricht: Daugherty ist bereits hinter uns her, mit der El Capitano .« Er musterte Harding argwöhnisch. »Ich dachte, Sie hätten dem Schiff Befehl gegeben, nach Kalkutta zurückzusegeln?«
»Offenbar hat sich Johnson nicht daran gehalten. Aber keine Angst, Daugherty wird es schwerfallen, uns einzuholen.«
»Falls er es doch tut, werde ich vorsichtshalber Harriet Dorley an Bord nehmen«, erwiderte Sullivan.
»Werden Sie nicht.« Harding sagte über die Schulter zu seinem Ersten Offizier: »Mr.Bains, lassen Sie Segel setzen. Die Herren bleiben als unsere Gäste an Bord.«
»Das wäre reichlich unklug. Wie Sie vielleicht bemerkt haben, sind die Kanonen beider Schiffe auf Sie gerichtet. Wollen Sie wirklich zwei volle Breitseiten einstecken?« Sullivan grinste. »Erinnert Sie das nicht an etwas?«
Das tat es allerdings. In einer ähnlichen Situation hatte
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