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Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Drake
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»Aber nur solche, die ebenfalls dauerhaft sind, Respekt, Zuneigung, Freundschaft. Keine kindliche Verliebtheit, die einen Abend noch die Nacht zu erhellen scheint und in der nächsten nicht einmal eine Kerze auszustechen vermag.«
    Harriet, die den Vergleich von Verliebtheit, die das Dunkel der Nacht erhellte, sehr poetisch und sogar realistisch fand, unterdrückte ein Seufzen.
    »Ich hätte es ohne den Hinweis Ihres Vaters niemals gewagt, von mir aus diesen Vorschlag zu machen«, sprach Charles weiter, »oder auch nur anzunehmen, Ihre freundschaftlichen Gefühle für mich wären stark genug. Aber ich hatte geplant, Ihnen nach meiner Rückkehr den Hof zu machen.« Das war zwar gelogen, aber jetzt bot eine Heirat mit Harriet Vorteile, die es wert waren, etwaige Nachteile und Unwägbarkeiten einer Ehe zu vernachlässigen. Eine ungewohnte Wärme stieg in ihm hoch, wenn er sie im Licht der Laternen betrachtete, die nichts mit Begehren zu tun hatte. Zumindest nicht hauptsächlich, auch wenn er ihre Nähe so deutlich fühlte, als würde er sie berühren.
    Er widerstand dem Drang, sie tatsächlich anzufassen, sie an sich zu ziehen, was vermutlich auch unklug gewesen wäre. Er hatte in den vergangenen Nächten, die er schlaflos und unruhig in seiner Hängematte verbracht hatte, über die Gründe nachgedacht, die sie veranlassten, nach Boston zu reisen. Zweifellos steckte ihre unselige Leidenschaft zu diesem Jahan dahinter, und eine Frau, die in einen anderen verliebt war, war schnell mit einer Ablehnung bei der Hand. Das durfte er nicht riskieren. Ihr nahekommen, sie ein wenig verunsichern, ihre Sinnlichkeit wecken, aber nicht mehr. Zumindest vorerst nicht, bis er ihrer sicher war.
    »Habe ich mich denn in der Hoffnung getäuscht, Ihre Freundschaft zu besitzen, Harriet?«
    »Das haben Sie nicht«, entgegnete sie verlegen.
    »Und ich will mir Mühe geben, auch Ihr Vertrauen zu erringen.« Wie, das wusste er noch nicht. Er sprach über Vertrauen und belog sie, oder verheimlichte ihr zumindest den wichtigsten Teil seines Lebens. »Und Ihren Respekt.«
    »Also all jene … hm … Gefühle, die Sie für eine Ehe als nötig erachten«, fasste Harriet mit leicht belegter Stimme zusammen.
    »So ist es, meine Liebe.«
    Harriet schwieg eine Weile, und Charles war klug genug, sie nicht zu bedrängen. Das lange Schweigen machte ihn ein wenig nervös, aber etwas in Harriets Haltung, wie sie sich ihm zuwandte und nicht einmal zurückzuckte, wenn die Bewegung des Schiffs sie leicht an ihn drückte, gab ihm Hoffnung. Er selbst begnügte sich in der Zwischenzeit damit, tief den Duft ihres Haars und ihrer Haut einzuatmen, ihre Wärme zu erfühlen. Sie war so nahe, dass einige ihrer Locken sogar seine Nase kitzelten. Am liebsten hätte er den Kopf gesenkt, um sein Gesicht in dieser seidigen Pracht zu vergraben.
    »Sie schlagen mir also ein Geschäft vor, Charles?«, fragte Harriet leise, nachdem sie Charles’ – sehr vernünftigen – Antrag kurz überdacht hatte.
    »Kein Geschäft, Harriet! Eine Gemeinschaft, zu beiderseitigem Nutzen«, erwiderte er, nur mühsam seinen Eifer bezwingend, sie zu überreden. »Ich schätze und respektiere Sie sehr«, meinte er nach einer kleinen Pause. »Und ich denke, dass wir beide alt genug sind, um offen miteinander reden zu können. Sie hätten – das kann ich Ihnen versichern – in mir einen aufmerksamen und treuen Ehemann, der Ihnen immer seinen Schutz anbietet.« Sein Herz schlug hart und schnell, und in seinen Ohren rauschte es. Seine Kehle wurde eng, als sie immer noch nichts sagte. Hatte er die richtigen Worte gefunden? Hätte er etwas anders machen sollen? Sie einfach in die Arme reißen und überrumpeln? Und wenn sie Angst bekam? Sie war ihm auf dem Schiff und in den nächsten Wochen auf Gedeih und Verderb ausgeliefert. Er konnte sie natürlich zwingen, ihn zu heiraten, indem er ihren Ruf ruinierte. Nichts einfacher als das. Er konnte einfach über sie herfallen und sich nehmen, was er begehrte. Er konnte. Aber er würde es nicht tun, und das nicht Sir Percivals wegen, sondern weil es ihm guttat, in Harriet einen Menschen vor sich zu haben, der ihm vertraute. Zwang würde er nur anwenden, wenn sie ihm keine andere Möglichkeit ließ.
    Harriet überlegte. Sofern ihr Zustand Überlegung in diesem Moment überhaupt zuließ. Der Antrag war zwar nicht ganz das, was sie sich erhofft hätte und was sie selbst fühlte, aber sie erwärmte sich immer mehr für diesen Gedanken. Es sprachen, wenn sie

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