Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)
Sie: Haben Sie tatsächlich noch einen Grund, diesem kleinen Bastard die Treue zu halten?«
Harding schwieg eine Weile, ließ jedoch die anderen nicht aus den Augen. Schließlich sagte er: »Reden wir nicht länger darum herum: Ihre Vorschläge?«
Sullivan lehnte sich mit einem zufriedenen Ausdruck zurück. »Sagen Sie mir zuerst, was Daugherty vorhat.«
»Er plant, nach Boston zu fahren. Wie Sie vermutlich auch schon wissen, will Miss Dorley dort Verwandte besuchen.«
Sullivan nickte. »Harriet Dorley. Auch ein Stein auf dem Brett, auf dem unser Spiel ausgetragen wird.«
»Spielen Sie Schach, Sullivan?«, fragte Harding ironisch.
»Ein wenig.«
»Dann werden Sie wissen, dass am Ende nur ein König gewinnen kann.«
Sullivan musterte ihn nachdenklich. »Oder wir haben eine Patt-Situation. Zwei Könige. Beide gleichgestellt. Der eine arbeitet diesseits des Ozeans, der andere jenseits.« Er versuchte, Hardings Blick festzuhalten, sah jedoch als Erster weg. »Ostindien für Sie. Westindien für uns.«
»Welche Garantie habe ich, dass Sie mich nicht reinlegen?«
Sullivan deutete auf Reading. »Mein Bruder wird die Geschäfte hier leiten. Und ich werde Ihnen in Ostindien zur Seite stehen. Allerdings wird es dabei nötig sein, meine Beziehungen zu Harriet Dorley auf eine fundierte Basis zu stellen. Mein Einfluss bei der East India Company ist kaum als nennenswert zu bezeichnen, das muss sich ändern. Und wer könnte mir dabei besser helfen als die Tochter von Sir Percival?«
Harding nickte zustimmend. »Klingt durchaus logisch. Und wie wollen Sie Charles Daugherty dazu bringen, das Mädchen gehenzulassen?«
»Diese Frage haben wir schon gelöst. Machen Sie sich deshalb keine Gedanken. Wir haben dafür gesorgt, dass er uns in eine Falle gehen wird.«
Harding hob überrascht die Augenbrauen. »Tatsächlich?«
»Die hübsche Miss Harriet«, Sullivan grinste selbstgefällig, »wird soeben als Spionin gefangen gesetzt und nach El Morro gebracht. Daugherty wird die Frau nicht im Stich lassen. Und sobald er dort auftaucht, wird er ebenfalls festgehalten. Wegen Piraterie. Der Gouverneur hat einen diesbezüglichen Hinweis erhalten.«
»Ein guter Plan«, meinte Harding anerkennend. »Aber warum so umständlich? Hätten Sie es nicht leichter haben können, ihn loszuwerden?«
»Dann hätten wir Ramirez auf dem Hals gehabt. Dieser alte Trottel hat seltsame, altertümliche Anschauungen von der Art, wie man Geschäfte macht und seine Geschäftsfreunde unterstützt«, mischte sich Reading wieder ins Gespräch. »Er hatte mit El Capitano ein Abkommen und wird dieses auch bei seinem Sohn einhalten. Und er hat großen Einfluss. Würde Daugherty hier plötzlich verschwinden, hätten wir ihn am Hals. Mit den Behörden wird er sich aber nicht anlegen, dazu hat er zu viel Dreck am Stecken.«
»Daugherty wird El Morro also nicht mehr verlassen«, Hardings Lächeln hätte Feuer zum Frieren gebracht.
»Nur als Leiche. Und das ist nicht schwierig, wie Sie wissen.« Sullivan hob die Hände. »Alles ganz legal.«
Harding nickte. »Und Miss Harriet wird vermutlich wieder freigelassen, weil Sie sich für sie verwenden?«
»Ein unschuldiges Opfer dieses Verbrechers«, stimmte Sullivan zu. »Sie wird uns dann nach Boston begleiten. Sozusagen als Pfand für die Verhandlungen mit ihrer Familie. Die Boston Independence Company und ihre Schiffe machen uns gelegentlich mehr Ärger, als wir ihnen zugestehen. Und wenn wir dann nach Kalkutta zurückkehren, wird Miss Harriet froh sein, einen Ring von mir am Finger zu tragen, der aus einer kleinen Hure eine ehrbare Frau macht.«
»Ein guter, wohldurchdachter Plan.« Harding stellte das fast volle Glas weg und erhob sich.
Sullivan und Reading standen ebenfalls auf. »Und? Sind wir im Geschäft?«
Harding grinste. »Sie sind am Zug, würde ich sagen.«
* * *
Lan Meng ging tatsächlich auf die Suche nach einem Schiff, allerdings nicht zu dem amerikanischen Händler, sondern schnurstracks zum Landungsboot der Sea Snake , das, von zwei Männern bewacht, im Hafen schaukelte. Der eine begrüßte sie grinsend, der andere misstrauisch.
»Captain Harding?«, fragte sie direkt.
»Nich an Bord, der Captain«, erwiderte der Grinsende, wobei sein Blick anzüglich über ihren Körper wanderte. Er hätte wohl gern noch etwas hinzugefügt, aber Lan Mengs Gesichtsausdruck ließ ihn verstummen. Ebenso wie die Erinnerung daran, was der Captain mit ihm machen würde, wenn er Charles Daughertys Gästen frech
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