Die Sehnsucht des Piraten: Er ist der Schrecken der Meere - doch gegen sie ist er machtlos (German Edition)
den Schatz finden – oder eben auch nicht –, es musste jedenfalls schnell geschehen. Er wollte nicht seine halbe Mannschaft wegen eines Schatzes verlieren, der gar nicht mehr existierte.
Der einzige Grund, warum er es zuließ, dass er einschlief, war Manda, die Wache hielt und aufpasste. Er hatte vier Jahre lang auf das tröstliche Wissen verzichten müssen, dass Manda ihm den Rücken freihielt. Es gefiel ihm sehr, diesen Luxus wieder genießen zu können.
Christopher schloss die Augen, küsste Honorias duftendes Haar und überließ sich dem Schlummer.
*
Manda lehnte an dem Langboot und kreuzte die Füße in ihren Stiefeln. Träge ließ sie ihren Blick von der schlafenden Gestalt ihres Bruders zu dem bebrillten Gesicht von Alden Henderson gleiten, der nicht weit entfernt an Ardmores Boot stand.
Sofort kochte ihr Blut. Sie wünschte sich, dass dieser verdammte Mann an Bord der Argonaut geblieben wäre. Denn jetzt, wo sie ihn sah, wurde ihr wieder unmissverständlich vor Augen geführt, dass sie sich in ihn verliebt hatte. So etwas Dummes hatte Manda Raine in ihrem ganzen Leben noch nicht getan.
Er war nur mit der Starcross gesegelt, um sich wieder mit seinem Captain zu treffen. Das wusste sie doch. Warum hatte es dann so weh getan, als er wortlos in die Gig geklettert und zu seinem Schiff zurückgerudert war?
Es sollte eigentlich keine Rolle spielen, ihr eigentlich nicht so nahe gehen. Sie hatte ertragen, dass Switton sie wie ein wildes Tier eingesperrt hatte, ohne dass sie deswegen zusammengebrochen war, aber die Zurückweisung des vornehmen Engländers hatte ihr einen derartigen Stich ins Herz versetzt, wie sie es noch nie erlebt hatte.
Allerdings hatte sie immer ganz tief drinnen geglaubt, dass Christopher sie retten würde, als Switton sie in ein Zimmer gesperrt oder im Käfig in den Garten geschafft hatte. Er hatte ihr durch alle Härten in ihrem Leben geholfen, und das würde er auch wieder tun. Obwohl ihr Verstand ihr sagte, dass Christopher tot war, hatte ihr eine kleine Stimme zugeflüstert, dass er sie holen würde.
Und dann hatte sie durch die Stäbe des Käfigs geblickt und unglaublicherweise Christopher gesehen, der ihren Blick erwiderte. Vor Staunen hatte sie fast keine Luft mehr bekommen. Sie wusste nicht, wie er es geschafft hatte, aber er war gekommen, um sie zu retten. Er hatte selbst den Tod bezwungen. Nichts war unmöglich für ihn. Das hatte sie schon immer gewusst.
Auf dem Gebiet der Liebe jedoch konnte er ihr nicht helfen, auch das war ihr klar. Hier war Manda auf sich allein gestellt, und der Gedanke flößte ihr Angst ein.
Andererseits betete Christopher dieses schwarzhaarige Südstaatenweib förmlich an, die zu allem Überfluss auch noch James Ardmores Schwester war. Sie warf einen kurzen Blick zu Christopher, der in seine Decke gehüllt dalag und einen muskulösen Arm über die Hüfte seiner Frau gelegt hatte. Sie unterdrückte ein Lachen.
Christopher redete sich ein, dass er in dieser Ehe die Oberhand hätte, aber Manda wusste sehr genau, dass dem nicht so war. Das kleine Weibsstück hatte ihn um seine hübschen Finger gewickelt, und Christopher ließ sich nur zu gern verzaubern.
Manda sah wieder zu Hendersons Gestalt hinüber, doch er war verschwunden.
Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Sie musterte prüfend den Strand, aber er war nirgendwo zu sehen.
Der Ozean spülte leise seufzend an den Strand. Der Schaum glänzte im Mondlicht, das auch die kahlen Masten der beiden Schiffe umrahmte, die weitab vom Ufer in tiefem Wasser lagen. Sie sollten sich so weit entfernt halten, dass ihre Kanonen das Land nicht erreichen konnten, darauf hatte Christopher bestanden. Um das Lagerfeuer scharten sich schlafende Gestalten in ihren dunklen Decken, die wie große Pilze wirkten. Ein paar Männer wanderten rastlos herum, gerade außerhalb des Lichtkegels des Feuers. Sie beäugten sich angespannt. Manda suchte vergeblich nach einem blassblonden Haarschopf oder dem Schimmern einer Brille.
Dann hörte sie ein Geräusch hinter sich, das Scharren von Füßen im Sand. Sie wirbelte herum, während sie blitzschnell ihr Messer zog.
Hinter dem Ende des Langbootes rangen zwei Männer im flachen Wasser miteinander. Der eine war klein und drahtig, der andere hatte seinen Gehrock ausgezogen, und die Ärmel seines Leinenhemdes schimmerten fahl in der Dunkelheit. Das Mondlicht blitzte auf der Klinge seines Messers und seiner goldenen Brille.
Henderson kämpfte lautlos und erbittert und wehrte die
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