Die Sehnsucht des Piraten: Er ist der Schrecken der Meere - doch gegen sie ist er machtlos (German Edition)
gesunken oder gekapert worden sein.
»Ich sage Euch ganz ehrlich, dass ich sie nicht gesehen habe«, erwiderte Finley. »Ich habe das Land zwar seit meiner Heirat mehrmals verlassen, aber Manda ist mir niemals unter die Augen gekommen.« Er lachte leise. »Und sie ist eine auffällige Person.«
»Ich weiß.« Das Erste, was Männer an Manda bemerkten, war ihre wundervolle Figur. Das Zweite waren ihre Stiefelspitzen, die ihnen die Zähne eintraten. Christopher mischte sich nie ein, wenn ein Mann Manda gegenüber aufdringlich wurde. Dafür machte es viel zu viel Spaß, mitanzusehen, was sie mit ihm anstellte. Aber trotz ihrer Bereitschaft, wie ein Mann zu kämpfen und ein Schiff wie ein Mann zu befehligen, war sie, was Gefühle anging, Männern gegenüber schüchtern. Er bezweifelte sehr, dass sie sich verliebt hatte und mit einem davongelaufen war.
»Ich habe einen Namen gehört«, meinte Christopher. »Eine beiläufige Bemerkung in einer Taverne in der Nähe von Dover. Der Name war Switton. Sagt er Euch etwas?«
Es war ein Schuss ins Blaue. Der fragliche Mann hatte gesagt: »War das nicht eine von Switton?«, doch der Seemann, der bei ihm war, hatte nur mit den Schultern gezuckt.
»Nie von ihm gehört«, antwortete Finley. »Aber ich werde meine Frau fragen. Alexandra ist ein wandelndes Exemplar von Debrett’s Adelsrolle. Sie kennt jeden in Mayfair, weiß, wer seine Eltern waren, wen er geheiratet hat, wo er zur Schule gegangen und wer sein Butler ist.«
Christopher unterdrückte ein Grinsen. »Habt Ihr einen Butler, Finley?«
Finley verzog das Gesicht. »Noch nicht. Alexandra hat ein Auge auf einen geworfen, der bei einer Herzogin in Diensten steht. Sie versucht, ihn zu uns abzuwerben. Es ist eine beliebte Freizeitbeschäftigung aristokratischer Frauen, sich gegenseitig die Butler auszuspannen.«
Christopher schüttelte den Kopf. »Ich kann einfach nicht glauben, dass Ihr Euch in einen Viscount verwandelt habt. Die Welt hat sich seit meinem Tod wahrlich verändert.«
Finley sah ihn lange an. »Ich wusste, dass Ihr nicht im Grab bleiben würdet. Das habt Ihr noch nie getan.«
Die Kutsche hielt vor einem großen Haus mit vielen Fenstern in der Grosvenor Street. Finley bat Christopher mit hinein, doch der lehnte ab und verabschiedete sich, um sich eine Mietdroschke zu suchen, die ihn ins Hafenviertel brachte.
Bevor sie sich trennten, lud Finley Christopher zu einem Maskenball ein, den Alexandra am nächsten Abend geben würde. Ihr neuer Freund Templeton würde ebenfalls dort sein, in Begleitung, setzte Finley grinsend hinzu, seiner charmanten Verlobten Honoria Ardmore.
Christopher erwiderte, dass er diesen Ball um nichts in der Welt versäumen würde.
*
Das Haus in der Grosvenor Street platzte beinahe aus allen Nähten vor Gästen, die Lady Stokes Maskenball besuchten. Honoria und Diana trafen früh ein und zogen sich mitsamt den Zofen in Alexandras Ankleidezimmer zurück, um ihre Kostüme anzulegen.
Sie waren als griechische Edeldamen verkleidet. Ihre schlichten Gewänder fielen in fließenden Falten bis zum Boden und waren an den Schultern mit Broschen befestigt. Immerhin waren sie anders als die derzeitige Mode, meinte Diana, und außerdem waren sie einfach anzuziehen. Honoria versuchte es zwar zu genießen, sich mit Diana zu verkleiden, aber sie war zu gereizt und nervös.
Als sie schließlich hinuntergingen, quoll das Haus bereits vor Gästen über. Alexandras Partys waren sehr beliebt. Auf einer ihrer Soireen, die schon einige Jahre zurücklag, war eine Horde von Piraten, viele von ihnen nackt, durch das Haus gestürmt, hatte mit den Männern gekämpft und sich den Frauen gegenüber etliche Freiheiten erlaubt. Jedenfalls war das die offizielle Version, von der die Zeitungen berichtet hatten.
Honoria kannte die echte Geschichte, von Alexandra selbst. In der kam nur ein mörderischer Pirat vor, plus Grayson Finley. Es hatte auch nur einen nackten Mann gegeben, den bedauernswerten Mr. Jacobs, der mit dem Säbel in der Hand aus einem Schlafgemach gestürmt war, bereit, Grayson und die Ladys des Hauses zu verteidigen.
Der Anblick von Mr. Jacobs, der ein sehr gutaussehender, muskulöser junger Mann war und nichts weiter als einen Piratensäbel trug, hatte die meisten Ladys in eine selige Ohnmacht sinken lassen. Von dem Tag an waren Einladungen zu Alexandras Partys sehr begehrt, und jede Lady hoffte insgeheim, dass ein solch schockierender Zwischenfall sich wiederholen möge.
Für heute Abend
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