Die Sehnsucht des Piraten: Er ist der Schrecken der Meere - doch gegen sie ist er machtlos (German Edition)
lauschte, den gedämpften Stimmen der Männer, die sich über ihnen unterhielten, dem Kläffen eines Hundes am Ufer.
Als sie die Augen aufschlug, leuchtete der Mond hell in die Kabine. Christophers Kopf lag auf ihrer Schulter, sein warmes Haar über ihrer Brust.
Sein Flüstern drang durch die Stille. »Gott, ich kann das nicht tun.«
»Hmm?«, murmelte Honoria.
Er wartete einen Moment und streichelte mit einem Finger ihre empfindliche Haut. »Schlaf weiter, meine Gemahlin.«
»Du kannst was nicht tun?«
»Ich habe nicht mit dir geredet.«
Sie strich ihm eine blonde Locke aus dem Gesicht. »Ich habe dich nie für einen Kirchgänger gehalten. Oder für jemanden, der zu Gott spricht.«
»Oh, ich kann beten, Honoria.«
»Worum betet denn ein Pirat?« Sie war gut gelaunt, in spielerischer Stimmung, trotz des ernsten Untertons in seiner Stimme. »Um Schiffe, die reich mit Schätzen beladen sind und von einer Mannschaft geführt werden, die ohne viel Gegenwehr aufgibt?«
Er knurrte leise, während sich seine Muskeln anspannten. »Als sie mich an dem Morgen aus dem Gefängnis geführt haben, habe ich darum gebetet, dass ich schnell sterben werde. Ohne diese schrecklichen Dinge zu tun, die ein Mann manchmal tut, wenn er weiß, dass er stirbt.«
Honoria berührte sein Gesicht. Ihr Herz schmerzte vor Mitgefühl. »Ich denke nicht gern daran. Drei Tage lang konnte ich mein Zimmer nicht verlassen.« Sie streichelte seine Wange. »Ich bin sehr dankbar, dass Gott dein Gebet erhört hat.«
Seine Wimpern beschatteten seine Wangen. »Ja, er hat mir den Strick erspart und mich dafür in die Hölle geschickt.«
Seine Augen hatten jede Spur von Ausgelassenheit verloren, jede Wärme.
»Aber du wurdest gerettet«, erinnerte sie ihn. »Du wurdest auf dieses Schiff gebracht.«
»Warst du jemals auf einem englischen Handelsschiff?«
»Nein.«
Er warf ihr einen kurzen Seitenblick zu. Seine grauen Augen wirkten wieder kühl wie immer. »Das Leben als Pirat ist da besser.«
»Piraten sind Halsabschneider.«
»Wir stehlen Fracht«, korrigierte er sie. »Glaube mir, Honoria, die East India Company macht sich weit mehr Sorgen um die Güter, die die Piraten stehlen könnten, als darum, ob die Besatzung ihrer Schiffe stirbt. Wenn wir einfach nur alle Seeleute ermorden würden und die Ladung und das Schiff in Ruhe ließen, gäbe es keine Piratenjäger.«
Honoria schwieg. Sie hatte von James oft genug gehört, wie dankbar Captains von Handelsschiffen waren, dass er ihre Fracht gerettet hatte. Sie schienen der Meinung zu sein, dass der Verlust von einem halben Dutzend Seeleuten und mehreren Offizieren ein akzeptabler Preis dafür war, dass sie ihre Ladung aus Steingut und süßem Wein gerettet hatten.
»Mein Bruder Paul wurde von Piraten getötet«, meinte sie leise. »Seine Frau und seine Töchter ebenfalls.«
»Das habe ich gehört.«
Sie betrachtete sein Gesicht, hoffte, Trauer darin zu finden, ein Anzeichen dafür, dass er Mitgefühl empfunden hatte, als er die Nachricht von Pauls Tod erfuhr. Doch seine Miene blieb ausdruckslos.
»Erzähl mir von deiner Schwester«, bat sie. Es hatte sie überrascht, als sie erfuhr, dass Christopher Raine etwas so Menschliches wie eine Schwester hatte.
»Meine Halbschwester.«
»Wie ist sie?«
Jetzt lächelte er, und die Falten um seine Augenwinkel vertieften sich. »Gemein. Es gibt niemanden, von dem ich mir lieber den Rücken freihalten ließe. Sie ist mir gegenüber absolut loyal, und ich vertraue ihr rückhaltlos.« Er zeichnete mit dem Finger ein Muster auf ihre Schulter. »Sie ist zur gleichen Zeit verschwunden, als dein Bruder mich verhaftet hat. Seitdem habe ich sie nicht mehr gesehen.«
»Das tut mir leid«, sagte sie. »Ich hasse James Ardmore wirklich.«
Er sah sie merkwürdig an. »Starke Worte.«
»Es ist die Wahrheit. Er entscheidet, wie die anderen zu leben haben, und gnade dir Gott, wenn du nicht damit übereinstimmst. Er hat mich, seine eigene Schwester, nicht ein einziges Mal gefragt, was mich glücklich machen würde. Ich wundere mich, dass du ihn nicht ebenfalls hasst.«
Christopher zuckte mit enervierender Gelassenheit die Schultern. »Er hat nur seine Arbeit erledigt.« Er zeichnete ein zweites Muster auf ihre Haut. »Du schienst jedenfalls recht erfreut darüber zu sein, dass er dich zur Witwe gemacht hat.«
Sie stützte sich auf die Ellbogen, und seine Hand glitt von ihrer Schulter. »Wie kannst du das sagen? Ich habe doch erklärt, dass ich tagelang krank war,
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