Die Sehnsucht des Piraten: Er ist der Schrecken der Meere - doch gegen sie ist er machtlos (German Edition)
seiner Haut beinahe unerträglich.
Links neben ihm ritt Finley, der sich ebenso unbehaglich auf dem Pferd zu fühlen schien wie Christopher. Beide liebten die See – eine Reise über Land war ein notwendiges Übel für sie. Pferde waren sehr nette Tiere, zumindest in der Theorie, und es machte ihm nichts aus, ihnen Karotten zu geben oder ihre warmen Flanken zu tätscheln.
Aber sobald man auf ihnen saß, verwandelten sich diese gutmütigen Tiere in Dämonen mit einem eigenen Willen. Er war einmal in China in eisiger Kälte über einen Bergpass geritten, und das auf einem störrischen Vieh, das es genoss, auf dem Rand des Abgrundes zu tänzeln. Ein falscher Schritt, und es schickte Geröll in die Tiefe, um dann plötzlich zurückzuspringen, als wäre es davon überrascht. Als sie schließlich sicheren Grund erreicht hatten, war Christopher abgestiegen, vor das Pferd getreten und hatte es ausgiebig verflucht, sehr zur Belustigung des Chinesen, von dem er es gemietet hatte.
Die Straße nach Epsom wies zwar keine tückischen Klippen auf, und es war warm, aber sein Gaul vertrieb sich die Langeweile damit, vor jeder Fliege, Biene, Libelle, jedem Moskito und jedem noch so harmlosen Schmetterling zurückzuschrecken, die an seiner Nase vorbeiflogen. Christopher knurrte es böse an, aber das Vieh tänzelte weiter nervös herum, ohne auf Christophers Zorn zu achten.
Mr. Henderson, ein Gentleman, der die englische Landschaft sozusagen seit seiner Geburt verinnerlicht hatte, saß elegant auf seinem Ross. Er war einer dieser nervigen Engländer, die alles reiten konnten und vermutlich Hengste besaßen, die Beelzebub oder Mephisto hießen und die sie ihrem Willen gefügig machen konnten. Henderson wusste das natürlich und rieb es Christopher unauffällig unter die Nase, indem er elegant den Schlammlöchern in der Straße auswich, durch die Christophers Pferd offenbar unbedingt hindurchgehen wollte.
Den drei Reitern folgte ein Landauer, dessen Verdeck hochgeklappt war, um die Insassen vor der Sonne zu schützen. Er gehörte Grayson Finley, und darin saßen Honoria und Alexandra.
Grayson hatte Christopher unterwegs erklärt, dass die Ladys die Gelegenheit dieser Ausfahrt nützen würden, um lang und breit über die Männer herzuziehen. Er sagte es mit sichtlichem Vergnügen.
Christopher stellte sich vor, wie Honoria Alexandra die Schrecken der letzten gemeinsamen Nacht erklärte. Die beiden würden entweder zu der Ansicht gelangen, dass Christopher ein entsetzlicher Rüpel wäre, oder sich königlich amüsieren, was noch schlimmer war. Er warf einen finsteren Blick zurück auf den Landauer, was sein Pferd dazu nutzte, um durch das nächste Schlammloch zu stolpern.
Nach außen hin waren die fünf schlicht Freunde, die einen Tag auf dem Land genossen. Swittons Haus in Surrey lag in der Nähe der Epsom Downs, und der Mann hatte auf Hendersons Brief geantwortet, dass er ihn mit Vergnügen dort empfangen würde.
Nach vielen Diskussionen über die angemessene Etikette, die vor allem von Henderson und den beiden Damen geführt wurde, kamen sie zu dem Schluss, das Henderson den Earl allein aufsuchen würde. Finley, Christopher und ihre Ehefrauen würden in einer Herberge in der nächstgelegenen Ortschaft absteigen und so tun, als genössen sie ein Picknick im Grünen.
Jedenfalls würde Christopher so tun. Die anderen schienen sich tatsächlich köstlich zu amüsieren.
Kaum war alles für das Picknick vorbereitet, mit viel Gekicher von Seiten der Ladys, nahm Christopher seine rastlose Wanderung über den Hügel auf. Von hier aus konnte er die Straße überblicken, die Henderson entlanggeritten war. Swittons Besitz lag hinter einigen niedrigen Hügeln, die von mehreren von Bäumen gesäumten Bächen eingefasst waren. Hecken schlossen Felder ein, auf denen Bauern gebückt arbeiteten oder mit Ochsen- und Pferdegespannen pflügten. Auf offenen Weiden grasten Schafe, auch auf dem Hügel, auf dem Christopher stand. Ein Schaf rupfte kaum anderthalb Meter von ihm entfernt Gras aus dem Boden und betrachtete ihn mit mildem Interesse.
Auf dem Hang des Hügels mischte sich Finleys volltönendes Gelächter mit dem glockenhellen Kichern von Honoria und Alexandra. Die beiden Ladys hatten diesen Ausflug minutiös geplant, angefangen von der Auswahl der richtigen Speisen über die Wahl eines ausreichend großen Picknickkorbes bis hin zur angemessenen Garderobe. Als sie sich am Fuß des Hügels niedergelassen hatten, hatten Honoria und Alexandra
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