Die Sehnsucht des Piraten: Er ist der Schrecken der Meere - doch gegen sie ist er machtlos (German Edition)
beantwortete. Sie rückte näher und trat mit dem Fuß nach seinem Gesicht. Er fing den Tritt mit Leichtigkeit ab, und dann begannen sie ihren gewohnten Sparringskampf, verfielen wie von selbst in Muster, die sie vor Jahren erlernt hatten.
Aus irgendeinem Grund rutschte das Leopardenfell nicht herunter, sehr zur Enttäuschung der Gentlemen. Dafür jedoch wurden reichlich hohe Wetten getätigt. Einige auf Christopher, die meisten jedoch auf Manda.
Manda atmete schneller, und Schweiß glänzte auf ihrer dunklen Haut. Die Gentlemen riefen ihr anzügliche Komplimente zu, die sie ignorierte. Sie hatte nur Augen für Christopher, wartete auf seine Instruktionen.
Sie hatten diese Art von Sparring oft betrieben, um sich fit zu halten. Manchmal hatten sie auch in Kaschemmen Kämpfe inszeniert, um Wetten zu gewinnen. Sie trat wieder zu, er erwischte ihren Fuß und drehte sie weg; dann wollte er sie packen, doch sie wich ihm mühelos aus. Es war vier Jahre her, seit sie sich zuletzt gesehen hatten, und dennoch konnten sie problemlos ohne Worte kommunizieren. Sein Herz schlug heftig gegen seine Rippen, vor Erleichterung und Freude. Sie lebte und war gesund.
Er hatte keinen klaren Plan gehabt, als er zu dem Käfig geeilt war, sondern war nur von Wut erfüllt gewesen, einer brennenden, übermächtigen Wut. Jetzt zwang er sich zur Ruhe und arbeitete eine Strategie aus, die zu dem passte, was Finley, Henderson und er bereits geplant hatten.
Er gab ihr ein weiteres Zeichen, das sie erneut mit einem unmerklichen Kopfnicken beantwortete. Als sie sich das nächste Mal auf ihn stürzte, packte sie sein Hemd und riss es ihm vom Leib. Die Männer lachten, die Frauen kreischten. Er hörte Honorias vernehmliches Keuchen. Manda wickelte das Hemd rasch zu einem langen dicken Strick. Als Christopher sich erneut auf sie stürzte, schlang sie es ihm um den Hals und zog es zu.
Sie war stark. Christopher spannte seine Nackenmuskeln an, fühlte jedoch immer noch das Brennen des Leinens an seiner Kehle. Er hustete, und die Muskeln ihrer schlanken Arme spannten sich an, als sie ihn immer weiter nach hinten zog. Er riss an dem Tuch, und er tat nicht nur so als ob. Die Männer jubelten, und Manda wickelte das Hemd mit theatralischen Gesten immer enger.
»Bitte helft ihm! Hilf ihm doch jemand!« Honorias gellender Schrei übertönte den Lärm.
Christopher hörte Finleys Stimme. »Öffnet den Käfig!«, brüllte der Viscount. Er musste ganz in der Nähe stehen.
Der Schlüssel klapperte im Schloss, und die Holztür schwang auf. Manda ließ das Hemd fallen, und geschlossen sprinteten sie und Christopher zum Ausgang. Finley hatte bereits einen der Lakaien zur Seite gestoßen, und Manda schickte den anderen hinterher.
Unter den Zuschauern brach Chaos aus. Ladys kreischten, Gentlemen fluchten. Einige Männer sprangen vor, um Manda und auch Christopher aufzuhalten. Er hörte das dumpfe Klatschen von Fausthieben, als Grayson sich seinen Weg zu ihnen bahnte. Manda trat aus, und die Männer duckten sich rasch, aber sie waren betrunken und aufgepeitscht, und die meisten von ihnen hätten gern selbst gekämpft. Der Ring aus Leibern zog sich um sie herum zusammen.
Er hörte einen hohen, schrillen Schrei, das Geräusch eines Körpers, der auf das Gras fiel. »Hilfe, Hilfe!«, schrie Alexandra. »Zu Hilfe! Mrs. Raine ist zusammengebrochen!«
Christopher grinste. Sie waren wirklich wahre Schätze, alle beide. Er würde Honoria seine Dankbarkeit über ihre Hilfe ausführlich zeigen.
Aber zuerst einmal musste er überhaupt entkommen. Auf Alexandras Hilfeschrei hin hatte sich etwa ein Drittel der Männer abgewandt, erfreut, eine Aktivität zu finden, die weit weniger gefährlich schien. Die restlichen kämpften jedoch fröhlich weiter, bereit, sie zu Boden zu reißen und windelweich zu schlagen.
Da tauchte Henderson auf. Er hielt eine Pistole in der Hand. Beim Anblick der vernickelten Waffe, deren Perlmuttgriff weich in der Faust eines Mannes schimmerte, der ganz offenkundig so wirkte, als verstünde er es, damit umzugehen, überlegten es sich noch mehr Kämpfer. Sie wichen zurück und schrien: »Schön ruhig, Mann!«
Doch immer noch versperrte ihnen eine Gruppe von Männern den Weg. Sie waren vom Port berauscht und streitlustig und bereit, diese Amazone zurückzuerobern, mit welchen Mitteln auch immer.
Eine kleine Gestalt schoss an Christopher vorbei auf die Gentlemen zu. Seine wehenden Rockschöße ließen ihn wie einen kleinen entschlossenen Kometen
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