Die Sehnsucht des Piraten: Er ist der Schrecken der Meere - doch gegen sie ist er machtlos (German Edition)
eisiger. »Das ist kein Spiel, Honoria.«
»Aber natürlich ist es das. Ihr seid Männer! Aus allem macht ihr einen Wettkampf. Ihr seid wie Hähne, die auf dem Hof herumstolzieren und miteinander wetteifern, wer am lautesten krähen kann!«
»Der Vergleich ist recht passend«, ließ sich Diana zum ersten Mal vernehmen.
»Ladys!«, begann Ardmore schneidend.
»Nein, James, du wirst uns nicht zum Schweigen bringen«, unterbrach Honoria ihn. »Für uns steht genauso viel auf dem Spiel wie für dich. Ich bleibe bei Christopher. Er ist mein Ehemann. Versenke uns, und sei verdammt!«
St. Cyr wirkte betreten. Henderson hatte kein einziges Wort gesagt. Und Manda sah aus, als hätte sie Ardmore am liebsten auf der Stelle erschossen.
»Ich werde es tun, Honoria«, sagte Ardmore. »Bist du dir sicher, dass du seinetwegen sterben willst?«
Honoria warf Christopher einen kurzen Seitenblick zu, in dem jedoch keinerlei liebende Hingabe lag, sondern nur flammender Zorn. »Ich werde bei meinem Ehemann bleiben, James. Ich habe ein Gelübde abgelegt. Mir bedeutet Loyalität etwas.«
Ardmore warf ihr einen kühlen Blick zu. »Ich nehme an, dass du mit dieser Bemerkung sagen willst, mir bedeute sie nichts. In dem Punkt hast du dich schon immer geirrt.« Er richtete seine durchdringenden Augen auf Christopher. »Falls Ihr mir damit den Fehdehandschuh hingeworfen habt, dann sei dem so. Solltet Ihr das Gold holen, versenke ich Euch.«
Christopher fuhr mit dem Finger über den Rand seines Bechers. »Und wenn ich Euch nun sage, dass ich nicht die Absicht habe, das Gold zu holen, würdet Ihr mir trotzdem folgen, um sicherzugehen?«
»Allerdings«, sagte Ardmore.
»Klingt nach einer Menge Schwierigkeiten für Euch und Eure Männer.«
Ardmore nahm seinen Becher und trank einen Schluck. »Ihr vergesst da etwas. Ich weiß, wo das Gold ist. Wenn Ihr davonsegelt, hole ich es mir einfach selbst.«
Christopher lachte kurz. »Ihr wisst ungefähr, wo das Gold ist. Das ist nicht ganz dasselbe, wie es genau zu wissen.«
»Dann könnt Ihr mich dorthin führen.« Ardmore trank noch einen Schluck Brandy. »Oder ich kann Euch versenken, Euch gefangen nehmen und Euch zwingen, es mir zu sagen.«
»Euch steht ein höllischer Kampf bevor, wenn Ihr das versucht«, stieß Manda fast erstickt vor Wut hervor.
»Das klingt gut«, erwiderte Ardmore. »Eure Mannschaft ist nicht die einzige, die streitlustig ist.«
»Gut, dann bekommst du ihn!«, spie Honoria hervor.
Manda und auch Christophers Gemahlin sahen wütend genug aus, um über den Tisch zu klettern und Ardmore auf der Stelle zu erwürgen. Henderson sah seinen Captain genauso kriegerisch an wie Honoria und Manda. Nur St. Cyr behielt wie immer seine unbeteiligte Miene bei und nippte genießerisch an seinem Brandy.
Christopher fing plötzlich an zu lachen, tief und rumpelnd, bis sein Gelächter den ganzen Kartenraum erfüllte. Manda und Honoria starrten ihn wütend an. Ardmore betrachtete ihn nur kalt.
»Ende des Spiels, Ardmore«, sagte Christopher. »Es wird keinen Kampf, kein Versenken und keine Gefangenen geben. Wenn Ihr das verdammte Gold wollt, könnt Ihr es gern haben. Ich führe Euch hin. Nehmt Euch, was Ihr wollt.« Er hörte auf zu lachen, leerte seinen Becher und deutete damit auf Ardmore. »Dafür gebt Ihr mir Euer Wort, Euch aus meinem Leben herauszuhalten.«
»Christopher!«, begann Honoria.
Er ignorierte sie. »Ich will meine Frau, meine Freiheit und mein Schiff. Alles andere interessiert mich nicht.« Er beugte sich vor. »Ihr bekommt das Gold, ich bekomme mein Leben.«
Ardmore warf Honoria einen langen, abschätzenden Blick zu, den sie, ohne mit der Wimper zu zucken, erwiderte.
Dann streckte er Christopher über den Tisch hinweg seine Hand hin. »Abgemacht«, sagte er.
*
»Christopher«, sagte Honoria. Sie lag auf der breiten Koje.
Ihr Ehemann war gerade dabei gewesen, sein Hemd aufzubinden, und hielt jetzt damit inne. Seine Muskeln spannten sich an, und sein Blick wurde wachsam. »Was?«
Er hatte seit dem Treffen im Kartenraum nicht mehr mit Honoria gesprochen, und das war bereits Stunden her. James dagegen hatte verlangt, mit ihr zu reden. Er hatte Christopher um Erlaubnis gebeten. Honoria hatte sich schlicht geweigert.
Diana war bestürzt gewesen, aber Honoria hatte sie beiseite genommen und ihr den Grund erklärt. Schließlich hatte Diana verstanden, auch wenn es ihr nicht gefiel. Sie war dann ohne weitere Einwände mit James von Bord gegangen.
Mr. Henderson
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