Die Sehnsucht Meines Bruders
erschrak zu Tode.
Der Schock ging so tief, dass mein Herz einen Schlag aussetzte und heiße Blitze durch meinen Körper jagte. Ich blieb wie gelähmt einfach liegen, wie ich lag: auf dem Bauch, halb auf dem Bett, halb auf James‘ nacktem Rücken, mein Bein um seines geschlungen und ... oh, mein Gott ... mein zum bersten pralles Glied an seine Hüfte gedrückt.
Was hatte mich bloß in diese Lage gebracht ...? Wahrscheinlich war mir nachts kalt geworden, und in dem Glauben, zurück in mein Bett zu kriechen, war ich in das von James gestiegen. Ja, genau! Hatte ihn dann im Schlaf für diese Traumfrau gehalten. Gute Erklärung!
Ich überlegte fieberhaft ... jetzt kam es auf die kleinste Bewegung an. Vielleicht schlief er ja noch, und ich konnte mich nach und nach zurückziehen.
Vorsichtig gelang es mir, mich von ihm zu lösen, nahm ein Handtuch um meine schmerzenden Lenden und öffnete vorsichtig die Tür.
Bevor ich hinaus auf den Gang schlüpfte, sah ich noch einmal zurück. James hatte sich anscheinend nicht bewegt und seine Augen waren geschlossen. Was ja noch nichts heißen musste ... dachte ich einen Augenblick später, als ich unter der Dusche stand und mir mal wieder resigniert einen runterholte.
Die ganze Sache war mir so peinlich, dass ich beim Frühstück kaum ein Wort herausbrachte. Glücklicherweise wusste James inzwischen zur Genüge, dass ich ein arger Morgenmuffel war, wie Lisa sich auszudrücken pflegte. Also fiel meine Schweigsamkeit wohl kaum besonders auf. Dachte ich zumindest.
James hingegen war die Fröhlichkeit selbst, fragte mich, ob ich gut geschlafen hätte und sprach davon, ohne von mir mehr als ein Brummen als Antwort zu erwarten, wie phantastisch er geschlafen und geträumt hatte.
Ich sah ihn misstrauisch an, aber er fuhr fort, die gute Luft zu loben, und wie viel tiefer es sich doch hier oben bei soviel reinem Sauerstoff schlafen ließe. Na, um so besser. Wenn er das Thema nicht anschnitt, ich würde den Teufel tun und darüber sprechen. Schließlich musste ihm ja genau wie mir klar sein, dass es sich um ein Versehen gehandelt hatte ... hoffentlich.
Sechs
Heute Morgen stand eine leichte Kletterei auf dem Programm. Später würden wir dann wieder in einem Hochtal aufsteigen und die Baumgrenze nach und nach hinter uns lassen. Der Weg war leicht zu finden. Wir brauchten uns nur an einen kleinen Bach zu halten, der uns meines Wissens zu einem quer liegenden Bergrücken führte. Über diesen erreichten wir dann Hochtäler, in denen wir uns weiter ins Gebirge vorarbeiten konnten.
Ich war froh, die Führung übernehmen und vorangehen zu können. Ich wollte James heute nicht sehen. Den ganzen Tag seinen schwingenden Knackarsch vor Augen würde ich nicht überleben, nicht nach dieser Nacht.
Wohl um mich wieder zu ärgern, trug er ein weißes ärmelloses Shirt. Seine Haut war zwar ein wenig vorgebräunt, aber diesen Leichtsinn würde er bereuen, da war ich sicher. Ich sagte nichts, sollte er doch sehen, was er davon hatte. Einen Streit würde ich deswegen nicht vom Zaun brechen. Er musste schließlich selbst wissen, was er tat.
Doch er hatte Glück. Als wir gegen Mittag ein Tal erreichten, das sich schräg ins Gebirge schnitt, schob sich die Bergwand bald so hoch vor die Sonne, dass wir von nun an im Schatten gingen.
Ich konnte nicht verstehen, warum er so unvernünftig war. Schließlich war er oft genug in den Bergen gewesen, um die Risiken für seine Haut zu kennen. Ich wusste ja nicht, dass sein Verhalten reine Berechnung war, wie sich bald zeigen sollte.
Ziel unseres Weges heute war eine Schutzhütte am Fuß des Bergkamms, den wir am nächsten Tage besteigen würden. Sie lag verlassen im Schatten, als wir sie erreichten. Ziemlich karg, zwei Räume, einer mit Tisch und Bänken, einem gemauerten Kamin und ein paar von irgendwem zurückgelassene Nahrungsmittel in Dosen. Der zweite Raum enthielt einfache Pritschen und einen kleinen Schrank mit Decken, das war alles. Zum Waschen ging man an den draußen plätschernden Brunnen.
Wir schafften die schweren Rucksäcke in den Schlafraum, machten unsere Betten und legten uns früh schlafen. Beide waren wir reichlich erledigt.
Im Morgengrauen erwachte ich, vor Kälte bibbernd, obwohl ich mich warm angezogen hatte. Ich war anscheinend nichts mehr gewöhnt. Also stand ich auf, holte Wasser und bereitete heißen Kaffee auf unserem Spirituskocher. Ich hatte mich schon ein wenig aufgewärmt, als ich James‘ schläfrige Stimme hinter mir
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