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Die Sehnsucht Meines Bruders

Die Sehnsucht Meines Bruders

Titel: Die Sehnsucht Meines Bruders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Waters
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Überraschung bevorstand. Von Überraschungen hatte ich heute die Nase voll.
Als ich zurückkam, hatte sich James zurückgelehnt und ließ sich von der schon merklich tiefer stehenden Sonne wärmen. Wenn er so durchgekühlt war wie ich, konnten wir hier nicht lange bleiben. Wir mussten schon allein deshalb weitergehen, weil wir uns in unseren nassen Sachen nur durch Bewegung richtig warm halten konnten.
Ich stellte mich hinter ihn und begann, seine Schultern durchzukneten. Er seufzte wohlig und genoss meine Berührungen mit geschlossenen Augen. Seine Züge entspannten sich, doch seine Lippen waren immer noch blau und seine Haut blutleer. Ich machte mir Sorgen. Er hatte zwar eine unverwüstliche Natur, das hier stieß jedoch an seine Grenzen, davon war ich überzeugt.
Langsam beugte ich mich vor und küsste ihn sanft. Er lächelte zu mir auf. Ich versuchte, mir meine Besorgnis nicht anmerken zu lassen. „Der Abhang scheint nicht mehr sehr schwierig und auch nicht vereist zu sein. Wir werden es schaffen.“
„Klar, Alter, sicher schaffen wir es. Ich sagte dir doch, ich gebe nicht gerne vor dem Ziel auf. Und jetzt gib mir schon was von dem Pemmikan, und dann lass uns gehen, mir ist kalt.“
* * *
    Es war etwa gegen zehn Uhr, als wir endlich den Einstieg in den Hohlweg fanden, den Achim mir beschrieben hatte. Im letzten Licht des Tages gingen, nein schleppten wir uns dort hinunter. Auch mir steckte der Berg in den Knochen, doch James war völlig ausgelaugt.
    Ich hatte ihm längst seinen Rucksack abgenommen und ihn auf meinen geschnallt. Am Anfang protestierte er, doch inzwischen benötigte er seine gesamte Konzentration dazu, einen Fuß vor den anderen zu setzen.
    Und dann öffnete sich endlich vor uns der Hohlweg auf ein kleines Plateau, etwa so groß wie ein Fußballfeld, das im Hintergrund von einer Steilwand begrenzt wurde. Wir hatten hier die Baumgrenze wieder erreicht, denn die Fläche war vereinzelt von Krüppelkiefern bestanden.
    Unter uns musste irgendwo der See liegen. Von hier aus konnte man ihn allerdings nicht sehen. Achim hatte gemeint, dass ein kaum zu erkennender Weg schräg durch schmale Felsspalten ins Tal hinunter führe.
    Völlig fertig ließ James sich an Ort und Stelle in die duftenden Kräuter fallen.
Ich schnallte die Rucksäcke ab und setzte mich neben ihn. Er sah gar nicht gut aus, hielt die Augen geschlossen und murmelte etwas von Zelt aufbauen. Natürlich hatte er Recht, nur noch ein kleiner Rest Tageslicht erhellte den westlichen Horizont. Hier zwischen den Bäumen würde ich bald eine Taschenlampe benötigen. Außerdem wurde es höchste Zeit, dass er aus den nassen Sachen herauskam.
Ich streichelte ihm die Haare aus dem Gesicht und erschrak, seine Stirn war ganz heiß. Er hatte Fieber. So eine verdammte Scheiße! Ich hätte ihn dazu zwingen sollen, die Tour abzubrechen und umzukehren, als noch Zeit dazu war. Das war ganz allein meine Schuld.
„Ruh dich aus, ich mach das schon.“, beruhigte ich mich weit mehr als ihn.
Ein Bach entsprang am Fuß der Felswand und nahm dann seinen Weg über das Plateau. Ganz in unserer Nähe erweiterte er sich zu einem kleinen Tümpel. Hier schlug ich unser Lager auf – in Rekordzeit. Ich glaube, ich habe noch nie so schnell ein Zelt aufgebaut und Decken ausgelegt. Dann half ich James aufzustehen und sich auszuziehen. Die nassen Sachen legte ich draußen zum Trocknen aus.
Er stöhnte wohlig, als ich ihn mit einem Handtuch trockenrubbelte. Ich nahm mir von den Füßen bis zum Hals alles gründlich vor und rieb so lange, bis seine Haut warm und gerötet war. Dann kroch er in den Schlafsack und ich wechselte seinen Verband.
Glücklicherweise sah die Wunde gar nicht so schlecht aus. Sie nässte zwar noch, aber Eiter war kaum entstanden. Ich reinigte sie und strich sie mit dem Betaisodona ein. Dann zog auch ich mich aus und kroch zu James in den Schlafsack, nahm ihn zärtlich in den Arm. Er legte seinen Kopf an meine Brust und schlief sofort ein.
* * *
    Mitten in der Nacht wurde ich davon wach, dass er sich hin und her warf, Unverständliches murmelte und angstvoll aufschrie. Er war nassgeschwitzt und schlug um sich, als ich ihn zu wecken versuchte. Ich ließ nicht locker, wollte ihn unbedingt aus seinem Alptraum herausreißen. Mein Beschützerinstinkt lief Amok. Schließlich erwachte er, irritiert um sich blickend, war einen Augenblick ziemlich orientierungslos.
    „Du hast geträumt“, sagte ich zärtlich und hielt seinen Kopf in meinem Schoß.
„Kann mich

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