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Die Seidenbaronin (German Edition)

Die Seidenbaronin (German Edition)

Titel: Die Seidenbaronin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Rauen
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Problem genauso gut lösen werden wie Sie Ihre Geschäftspartner einwickeln», sagte Napoleon. «Nur beeilen Sie sich damit, sonst werde ich es lösen!»
    Paulinas Gedanken rotierten. Fieberhaft überlegte sie, wen er mit seiner rätselhaften Andeutung gemeint haben konnte. Wer aus ihrer Familie kam dafür in Frage? Thomas Cornelius? Anna von Dornfeld?
    Inzwischen hatte Napoleon seinen Rundgang fortgeführt und stand nun am Kopf der Tafel, an der sich seine Generäle versammelt hatten. Er setzte sich auf den ihm vorbehaltenen Platz an der Stirnseite des Tisches und schlang das Essen hinunter, das ihm ein Diener hastig aufgetan hatte. Währenddessen blieb es im ganzen Festsaal mucksmäuschenstill.
    Als sein Teller leer war, erhob sich Napoleon und ließ seinen finsteren Blick über die Reihen seiner Gäste gleiten. Dann steuerte er ohne ein weiteres Wort auf die Tür zu, die ein Page ihm schnell öffnete. Er rauschte hinaus, und seine Schritte verhallten im Flur.
    Ein erleichtertes Raunen ging durch den Saal. Die Gesichter hellten sich auf, und als der Page die Tür geschlossen hatte, waren schon die ersten anzüglichen Bemerkungen zu hören. Die Atmosphäre entspannte sich zusehends, und das Souper fand in beinahe fröhlicher Stimmung seinen Fortgang. Da mit einem weiteren Erscheinen des Kaisers für heute nicht mehr zu rechnen war, begann man, den Abend sogar zu genießen.
    Einzig Paulina war von einer quälenden Unruhe erfasst.
    «Was ist los mit Ihnen?», fragte Pierre, der schnell zu seiner gewohnten Lässigkeit zurückgefunden hatte. «Entspannen Sie sich! Wir kennen diese grauenhaften Soupers und Empfänge doch mittlerweile zur Genüge. Er wird ohnehin bald wieder ausziehen, um auch noch den Rest der Welt zu erobern, und dann haben wir erst einmal Ruhe vor ihm.»
    «Wie können Sie die Dinge nur so verharmlosen?», schimpfte Paulina mit gedämpfter Stimme. «Ich finde, dass die Vorgänge in dem Land, in dessen Senat Sie immerhin sitzen, beängstigend sind.»
    «Der Senat ist doch nur mehr eine Farce!» Pierre war wie immer von einer fast kindlichen Offenherzigkeit. «Oder glauben Sie, dass wir in den letzten Jahren eine Entscheidung getroffen hätten, die nicht vom Kaiser abgesegnet worden wäre?»
    Bestimmt nicht, dachte Paulina zähneknirschend. Seit Tilsit wusste sie, dass nichts ohne die Zustimmung Napoleons geschah.
    Auf der Heimfahrt zu ihrem Palais schnitt sie das Thema noch einmal an.
    «Haben Sie eine Ahnung, welches Mitglied unserer Familie Napoleon mit seiner Anschuldigung gemeint haben könnte?», fragte sie in der Abgeschiedenheit ihrer Kutsche, wo sie vor fremden Ohren sicher waren.
    Pierre hatte die Augen geschlossen und döste vor sich hin.
    «Ehrlich gestanden, fällt mir da niemand ein», sagte er schläfrig.
    «Glauben Sie, dass Thomas Cornelius vielleicht …?», spekulierte Paulina weiter.
    Pierre hielt es nun doch für nötig, die Augen zu öffnen.
    «Wissen Sie, was ich glaube? Der Kaiser wollte Sie ein wenig erschrecken. Es hat ihn geärgert, dass Sie nicht wie alle anderen vor Ehrfurcht erstarrt sind, als er seine üblen Scherzchen mit Ihnen trieb, und deshalb hat er Ihnen eine kleine Lektion erteilt. Vergessen Sie die ganze Sache! Thomas Cornelius wird bestimmt nicht so dumm sein, einen Aufstand gegen Napoleon anzuzetteln.»
    Paulina sah in die Pariser Winternacht hinaus und dachte darüber nach, wie gut es war, dass Pierre manche Dinge nicht wusste.

    Ein paar Tage später kehrte Paulina abends früher als erwartet von einem Empfang zurück. Als ihr Wagen in die Rue de Joubert einbog, sah sie vor ihrem Haus eine fremde Kutsche stehen, in die drei Gestalten in aller Eile kleine Kisten verluden. Die Sache kam ihr merkwürdig vor, und als die geheimnisvollen Personen just vor ihrem Eintreffen in den Wagen stiegen und abfuhren, befahl sie Franz, ihnen unauffällig zu folgen.
    Der fremde Wagen hielt in einer schmalen, leicht gewundenen Gasse im Herzen von Paris. Paulina bat Franz, an der Straßenecke zu warten, und stieg aus. In einen Hauseingang gedrückt beobachtete sie, wie die drei Gestalten die Kisten durch eine Tür trugen, aus der helles Licht auf die Straße fiel. Wenige Sekunden nur dauerte das Ausladen, dann verschwanden die Gestalten im Haus. Die Tür fiel zu, und die Kutsche rollte davon.
    Was ging hier vor sich? Hatte Napoleon vielleicht doch von Pierre gesprochen? Führte ihr Gatte womöglich ein Doppelleben?
    Kurz entschlossen ging Paulina auf das Haus zu und klopfte an die

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