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Die Seidenbaronin (German Edition)

Die Seidenbaronin (German Edition)

Titel: Die Seidenbaronin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Rauen
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Gespenster, gnädige Frau», sagte er herablassend. «Wir unterhalten lediglich einen kleinen Zirkel, der …»
    «… franzosenfeindliche Ideen spinnt?», unterbrach Paulina ihn und zog herausfordernd die Augenbrauen hoch.
    «So würde ich das nicht nennen», erwiderte der Graf. «Sagen wir es etwas anders: Wir beschäftigen uns mit vielfältigen philosophischen und gesellschaftlichen Themen.»
    Paulina spürte Zorn in sich aufsteigen. «Es ist wirklich nicht zu fassen! Auf meinem Besitz trifft sich eine Vereinigung, die gegen den französischen Kaiser intrigiert! Ist Ihnen nicht bekannt, dass ich die Gattin eines Senators von Frankreich bin?»
    Die Herren in Uniform standen auf und falteten eilig ihre Papiere zusammen.
    «Was für eine delikate Situation!», murmelte einer von ihnen bestürzt. «Und das ausgerechnet jetzt! Die Dame wird hoffentlich nicht unsere Pläne durchkreuzen.»
    «Das glaube ich kaum», meinte der Graf Bahro, der als Einziger immer noch seelenruhig war. «In der Umgebung des Kaisers von Frankreich zu leben, bedeutet nicht unbedingt, dass man diesem auch treu ergeben ist. Die gnädige Frau wird wenig Interesse daran haben, dass irgendjemand von unserem kurzen Besuch in Blommersforst erfährt. Nicht wahr, Gräfin Ostry?»
    Was wusste Graf Bahro über sie? Hatte er etwa Erkundigungen eingezogen? Paulina dachte an die kompromittierenden Briefe in ihrem Gepäck und zog es vor zu schweigen.
    Sichtlich befriedigt, wandte der Graf sich den anderen Herren zu.
    «Lassen Sie uns aufbrechen! Es ist alles besprochen, und wir könnten noch ein wenig Schlaf gebrauchen.»
    In aller Eile brachen die Herren auf. Als Paulina beobachtete, dass sie vorsichtig um sich blickend wie Diebe in den Stall schlichen, um ihre Pferde zu holen, konnte sie erst recht nicht an die harmlose Herrenrunde glauben.
    «Sie werden mir jetzt sofort sagen, wo mein Diener ist!», befahl sie dem Verwalter, der dabei war, hastig die Spuren der Zusammenkunft zu beseitigen.
    «Der Mann, der Französisch sprach? … Wir haben ihn in den Stall gesperrt, da wir annahmen, er sei vom französischen Geheimdienst.»
    Paulina zweifelte langsam an ihrem Verstand. «Sie sperren einen Mann, von dem Sie denken, dass er vom französischen Geheimdienst ist, in den Stall?»
    «Wir hätten ihn morgen wieder freigelassen.»
    «Und dann? Er würde sofort seine Leute informieren!»
    «Aber er ist doch gar nicht vom Geheimdienst», sagte der Verwalter mit einer Naivität, die in Paulina die Lust weckte, ihn fest zu schütteln.
    «Wie kommt es, dass ein ehemaliger Minister von Hannover in Ihrem Haus verkehrt?», bohrte sie weiter.
    «Wie bereits gesagt … wir gehören diesem Zirkel an …» Der Verwalter räumte hektisch auf dem Tisch herum.
    «Faseln Sie nicht!», rief Paulina wütend, und dann konnte sie sich nicht mehr beherrschen. «Sie stecken mit dem Grafen Bahro unter einer Decke! Sie haben ihm vor fünfzehn Jahren geholfen zu verhindern, dass sein Sohn und ich uns wiedersahen.»
    Der Verwalter erstarrte. «Woher wissen Sie das?»
    Es stimmte also! Der Graf Bahro hatte das Treffen zwischen Christian und ihr vereitelt. Er hatte nicht davor zurückgeschreckt, sich dazu der Unterstützung ihres Verwalters zu bedienen.
    Unter großer Mühe zwang Paulina sich zur Ruhe.
    «Sie werden jetzt als Erstes meinen armen Diener befreien», sagte sie leise, aber bestimmt. «Dann werden Sie mich ins Schloss einlassen und eine Magd schicken, die Feuer macht, sowie Ihre Gattin, die uns das Essen bereitet. Wenn Sie mit alledem fertig sind, dann packen Sie Ihre Sachen und verlassen meinen Besitz! Morgen früh möchte ich Sie und Ihre Familie nicht mehr hier sehen!»

    «Frau Gräfin, Frau Gräfin! Mein Mann ist gerade verhaftet worden!»
    Völlig aufgelöst stürzte die Frau des Verwalters ins Esszimmer des Schlosses, wo Paulina gerade ihr Frühstück einnahm.
    «Den Grafen Bahro und die Herren Offiziere haben sie schon heute Nacht geholt!», keuchte die Frau, als sie vor Paulina stand.
    Diese hatte sie schon fortschicken wollen, doch als sie den Namen des Grafen vernahm, horchte sie auf.
    «Wer hat die Herren mitgenommen?», fragte sie.
    «Na, die Gendarmen! Wie ein Verbrecher wurde mein Gatte in Fesseln auf einen Karren gepackt und nach Cassel geschafft.»

    «Hat man Ihnen gesagt, was mit den Herren geschehen ist?», fragte Paulina.
    «Gar nichts hat man gesagt!» Die Frau des Verwalters warf verzweifelt die Arme in die Luft. «Wenn der Kutscher des Karrens nicht

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