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Die Seidenbaronin (German Edition)

Die Seidenbaronin (German Edition)

Titel: Die Seidenbaronin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Rauen
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sein.»
    Maximilian wandte sich an Paulina. «Wie schön, dass Ihre Hoheit bereit war, Sie für diesen Tag zu entbehren, meine Liebe. Prinzessin Therese hat Sie in den letzten Monaten sehr beansprucht. Man hat Sie in Regensburg kaum noch zu Gesicht bekommen!»
    «Therese hat sich immer noch nicht recht von ihrer Niederkunft erholt», erklärte Paulina. «Nach höfischen Belustigungen war ihr nicht zumute. Zudem ist die kleine Charlotte ein kränkliches Kind. Ihre Hoheit hat sie nur ungern alleine in Regensburg zurückgelassen.»
    «Oh, seht mal, dort ist der Gasthof Zum Hirsch!», rief Agnes. «Lasst uns ein Glas Apfelwein probieren! Die Hitze bringt mich sonst noch um!»
    Lachend stürmten die jungen Frauen auf das Gasthaus zu und flüchteten sich in den kühlen Schatten des angrenzenden Gartenlokals. Maximilian folgte ihnen gemächlichen Schrittes, ein nachsichtiges Lächeln auf den Lippen.
    Alle Plätze waren von fröhlich schwatzenden Ausflüglern besetzt, doch der Wirt, der sich durch den Besuch der jungen Edelleute geehrt fühlte, schaffte schnell noch einen Tisch und drei Stühle herbei, die er in das letzte freie Eckchen des überfüllten Gartens stellte. Ein flinker Bursche brachte drei Gläser Apfelwein, während der Wirt mit Maximilian das Menü besprach.
    Agnes sah sich neugierig um. Unwillkürlich musste sie an Christian denken und daran, dass es nun nicht mehr lange dauern konnte, bis sie ihn wiedersehen würde. So wundervoll die Briefe mit den Sehnsuchtsbekundungen und Liebesschwüren auch gewesen waren, die im Laufe des letzten Jahres zwischen England und Regensburg hin und her gegangen waren, so sehr drängte es sie nun, den jungen Mann endlich leibhaftig vor sich zu sehen.
    Ihr Blick fiel auf einen Herrn am Nebentisch, der kerzengerade und in Gedanken versunken auf seinem Stuhl saß. Er hatte die Hände übereinander auf den Knauf seines Gehstocks gelegt und wirkte mit seinem ernsten, verkniffenen Gesicht wie ein Fremder zwischen den lachenden und plaudernden Menschen, die ihn umgaben.
    Paulina erstarrte. Sie hatte in dem vergrämten Herrn den Grafen Bahro, Christians Vater, erkannt. Ihr Herz begann wie wild zu klopfen. Enttäuscht und erleichtert zugleich stellte sie fest, dass sich unter den Anwesenden weder ihre Großtante noch der älteste Sohn des Grafen befanden.
    Inzwischen sprang Maximilian von seinem Stuhl auf.
    «Herr von Finken!», rief er erfreut und stürmte auf einen anderen Herrn an der Tafel des Grafen Bahro zu.
    Der Angesprochene empfing den jungen Regensburger mit einer Herzlichkeit, die auf eine gewisse Vertrautheit schließen ließ. Stühle wurden verrückt, und plötzlich fand sich Paulina an einem Tisch mit dem Vater des Mannes wieder, dessen Gemahlin sie zu werden hoffte. Es stellte sich heraus, dass Herr von Finken der Gastgeber des Grafen Bahro war. Der Zufall wollte es, dass er ein Vertreter der Taxis’schen Post in Frankfurt war und die Geschwister Birnreuth schon von klein auf kannte.
    Paulina hoffte schon, dass man sie im allgemeinen Trubel nicht weiter beachten würde, als die Gattin des Grafen Bahro plötzlich fragte: «Wer ist eigentlich die hübsche junge Dame zu Ihrer Linken, Herr von Birnreuth?»
    Maximilian warf in einer dramatischen Geste die Hände in die Luft. «Werden Sie mir noch einmal verzeihen, Madame? Ich war so entzückt über das Wiedersehen mit Herrn von Finken, dass ich die einfachsten Regeln der Höflichkeit verletzt habe. Vielleicht entschädigt Sie jedoch die Tatsache, dass mit diesem jungen Fräulein ein hoher Gast an Ihrem Tisch weilt. Die Baroness von Gralitz ist die erste Hofdame Ihrer Hoheit Prinzessin Therese von Thurn und Taxis.»
    Die Gräfin Bahro riss die Augen auf. «Sie sind die Baroness von Gralitz?» Mühsam ihr Entsetzen unterdrückend, griff sie mit zitternden Händen nach ihrem Glas Apfelwein und führte es zum Mund.
    «Fräulein von Gralitz kommt aus Mecklenburg», fuhr Maximilian nichtsahnend fort. «Eigentlich müssten Sie ihre Familie kennen!»
    Die Gräfin verschluckte sich an ihrem Wein und begann, heftig zu husten. Besorgt reichte ihre Nachbarin ihr ein Taschentuch und klopfte auf ihren Rücken.
    Der Graf saß da wie versteinert. Er starrte Paulina mit eisigem Blick an. Auf einmal war ihr klar, warum Christian in seinen Briefen nie wieder die Möglichkeit einer Heirat erwähnt hatte. Sie hatte immer geglaubt, er hätte nur noch keine Gelegenheit gefunden, mit seinem Vater zu reden, doch jetzt begann sie zu ahnen, dass sein

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