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Die Seidenbaronin (German Edition)

Die Seidenbaronin (German Edition)

Titel: Die Seidenbaronin (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Rauen
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es Ihnen an Geduld mangelt?»
    «Sie haben mich gebeten, auf Sie zu warten?», fragte Paulina verblüfft.
    «Ja, haben Sie denn meine Briefe nicht gelesen? Ich schrieb Ihnen, dass ich nicht zur Kaiserkrönung nach Frankfurt kommen könne, weil ich nach meiner Rückkehr aus England sofort dem Regiment beitreten musste. Ich hoffte, Sie würden meine Lage verstehen. Glauben Sie, dass es mir leichtgefallen ist, auf das lang ersehnte Wiedersehen mit Ihnen zu verzichten? Als Sie mir nicht antworteten, war meine Enttäuschung groß. Ich sagte mir: Wenn sie nicht einmal ein paar Monate auf dich warten kann, dann ist sie deine Liebe nicht wert.»
    «Ich habe diese Briefe nie bekommen!», stieß Paulina betroffen hervor. «Zum Schluss habe ich überhaupt keine Briefe mehr von Ihnen erhalten.»
    «Dabei habe ich meinem Vater noch einige Schreiben für Sie mitgegeben, als er zur Kaiserkrönung fuhr!»
    Ein schrecklicher Verdacht stieg in Paulina auf. Hatte Graf Bahro die Briefe seines Sohnes unterschlagen?
    «Auch diese haben mich nie erreicht», sagte sie in der Hoffnung, dass Christian selbst auf diese Möglichkeit kommen würde.
    «Wie kann es sein, dass Sie meine Briefe nicht erhalten haben?», fragte er ungläubig. «Noch dazu, wo Sie im Haus des Generalpostmeisters lebten. Sie wollen sich doch wohl nicht im Nachhinein herausreden?»
    Paulina merkte, wie Zorn in ihr aufstieg. «Wie können Sie nur so etwas denken? Ich habe Sie wirklich geliebt! Für mich ist eine Welt zusammengebrochen, als Sie mich nicht mehr sehen wollten!»
    Christian warf einen kurzen Blick auf ihre rechte Hand. «Dafür haben Sie sich aber recht schnell getröstet, meine Liebe! Wie ich sehe, haben Sie nicht gezögert, einen anderen zu heiraten.»
    Unwillkürlich steckte Paulina ihre Hand mit dem Ehering zwischen die Falten ihres Rockes. Sie war kurz davor, ihm zu sagen, dass ihre Ehe nur auf einem Handel beruhte und eigentlich eine Farce war, aber dann schwieg sie. Was würde das schon ändern?
    Sie konnte ihre Heirat nicht rückgängig machen.
    «Ihr Vater hatte mir gesagt, dass eine Hochzeit zwischen Ihnen und mir unter keinen Umständen in Frage käme!», setzte sie zu einer Erklärung an. «Und als ich im Palais Bahro vorsprach, sagte mir Ihr Verwalter, dass Sie mich nicht sehen wollten.»
    «Was hatten Sie auch in Hannover zu suchen? Ihr Platz war am Hof von Thurn und Taxis. Die Gräfin Bahro war über Ihr unerlaubtes Entfernen aus Frankfurt zutiefst empört.»
    Paulina blitzte ihn grimmig an. «Können Sie sich vielleicht vorstellen, dass ich Ihretwegen nach Hannover gefahren bin? Ich wollte um unsere Liebe kämpfen, und dafür habe ich sogar die Ungunst von Prinzessin Therese in Kauf genommen!»
    «Unvernunft hat nichts mit Liebe zu tun!», erwiderte er. «Ihre Großtante hat sich so gegrämt, dass sie sehr krank geworden ist.»
    «Meinetwegen? Ich hatte eher den Eindruck, dass ihre Erkrankung andere Gründe hatte.»
    «Nun, dies werden wir nicht mehr herausfinden können. Die Gräfin Bahro ist letztes Jahr verstorben.»
    Die Nachricht traf Paulina wie ein Schlag. Ihre Großtante war tot – diese unverwüstliche alte Dame, die sie aus dem Elend des Dornfeld’schen Hauses herausgeholt und ihr Leben in den folgenden Jahren gelenkt und begleitet hatte. Paulinas Bestürzung war so groß, dass ein kurzer Schwindel sie erfasste und sie sich an einer Statue aus Stein festhalten musste.
    «Man hat mich damals nicht zu ihr gelassen!», stieß sie mit gepresster Stimme hervor. «Sie muss in dem Glauben gestorben sein, dass ich ihr gegenüber keine Dankbarkeit empfunden habe, trotz allem, was sie für mich getan hat!»
    Paulina fröstelte plötzlich. Ihr tief ausgeschnittenes Kleid war für die herbstliche Nachtluft viel zu dünn. Sie musste ein jämmerliches Bild abgeben, zitternd vor Schwäche und Kälte.
    «Wenn Sie tatsächlich dankbar gewesen sein sollten, haben Sie es der Gräfin Bahro schlecht gezeigt», sagte Christian scheinbar unbeeindruckt.
    Das war zu viel für Paulina. Sie riss den Kopf hoch.
    «Was ist nur mit Ihnen geschehen?», rief sie wutentbrannt. «Hat der Krieg Sie so abgestumpft, dass Ihnen jegliches Mitgefühl abhandengekommen ist? Wo ist der junge Mann geblieben, in den ich mich verliebt habe? Ich erkenne Sie nicht wieder!»
    Mit regungslosem Gesicht lauschte Christian ihren Worten.
    «Haben Sie etwa gedacht, dass ich vor Ihnen zu Kreuze krieche?», fuhr Paulina fort. «Dass ich voller Reue für Verfehlungen bin, die ich nur aus

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