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Die seidene Madonna - Roman

Die seidene Madonna - Roman

Titel: Die seidene Madonna - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Dieses Feuer wurde von Mörderhand gelegt.«
    »Glaubt Ihr das wirklich?«
    »Ein Fenster in Eurer Werkstatt stand offen. Schließt Ihr sie abends nicht, bevor Ihr geht?«
    »Alles andere wäre äußerst unvernünftig. Ehe ich die Werkstatt verlasse, mache ich alle Fenster und Türen zu.«
    »Könnte es jemand anders vergessen haben?«
    »Ich bin stets die Letzte, die geht.«
    »Dann hat jemand das Fenster von außen gewaltsam geöffnet und eine kleine Fackel in die Werkstatt geworfen, die nur langsam anbrennt. Zum Glück ist sie wohl auf irgendetwas gefallen, das nur schwer entflammbar war. Wäre sie auf die Wandteppiche gefallen, hätte es eine Katastrophe gegeben. Alles wäre verbrannt, Euch wäre nichts geblieben - gar nichts, da bin ich mir ganz sicher.«
    »Ich bin es leid, ich will nicht mehr kämpfen«, sagte Alix leise. »Ich will nur noch mein Kind. Mehr will ich jetzt nicht.«
    »Und wovon soll dieses Kind leben, wenn Ihr eure Werkstätten aufgebt, weil das Feuer sie zerstört hat? So etwas passiert immer wieder, Alix. Wenn keiner den Flammen zum Opfer gefallen ist, gibt es auch keine Toten.«

    »Ich sehe, Ihr wollt mir Mut machen.«
    »Und das wird mir auch gelingen, vertraut nur Abbé Mirepoix!«
    Als Alix dann endlich im Bett lag, fühlte sie sich halbtot vor Erschöpfung, Müdigkeit und Verzweiflung, und die Tränen liefen ihr übers Gesicht. Dabei hatte sie nicht mehr geweint, seit sie sich vorgenommen hatte, sich in die Arbeit zu stürzen, um alles zu vergessen.
    »Hier, bitte, trinkt das«, sagte die Bertille und reichte ihr einen beruhigenden Kräutertee. »Danach schlaft Ihr tief und fest wie ein kleines Kind.«
    Doch Alix konnte überhaupt nicht einschlafen. Alpträume suchten sie heim, und der Schweiß lief ihr in Strömen über Stirn, Hals und Bauch. Sie bekam hohes Fieber, es überfiel sie heimtückisch, und sie brüllte vor Schmerzen, während sie ihren Bauch mit beiden Händen umklammerte.
    Von dem Geschrei aufgeschreckt, kam die Bertille und betrachtete entsetzt das leichenblasse Gesicht von Alix; ihre Wangen waren eingefallen und ihre Nase ganz spitz. Als sie ihre heiße Stirn befühlt hatte, schüttelte sie traurig den Kopf.
    »Ihr habt hohes Fieber, das gefällt mir gar nicht. Ich geh Lisette wecken, sie soll einen Arzt holen.«
    »Nein, lass Lisette schlafen«, murmelte Alix halb im Delirium. »Sie ist doch auch schwanger und muss sich ausruhen.«
    »Dann muss eben Juan gehen.«
    »Nein, Bertille. Frag Mathias, er wird das für mich machen.«
    Das sollten ihre letzten Worte sein, ehe sie bewusstlos wurde. Sie zitterte jetzt am ganzen Körper und klapperte mit den Zähnen. Den Kopf warf sie von einer Seite auf die andere, wobei er wie ein glatter, schwerer Stein aufs Kopfkissen klatschte. Die Schwerkraft
schien ihn immer wieder nach unten zu ziehen, und sie verzerrte ihr Gesicht vor Schmerz.
    Eine Stunde später war Mathias noch immer nicht zurückgekommen, obwohl er Jason genommen hatte, um schneller zu sein. Alix delirierte und wälzte sich in ihrem Bett. Immer wieder schleuderte sie die Decke weg und schlug mit unvorstellbarer Kraft mit den Fäusten auf das Bettgestell ein.
    Bertille hatte Lisette dann doch geweckt und sie gebeten, sich zu Alix zu setzen, damit sie einen neuen fiebersenkenden Tee aufsetzen konnte.
    Schließlich weckte sie Pierrot, der nach den Anstrengungen des Tages wie tot schlief, und schickte ihn los, Arnaude zu holen, falls der Doktor zu spät eintreffen sollte. Und das war sehr gut, weil Mathias irgendwann mit der Nachricht zurückkam, der Arzt wäre bei einem anderen Kranken, weshalb er nicht wusste, wann er zu Alix kommen könnte.
    Ein schrecklicher Schrei von Alix weckte Abbé Mirepoix, der sofort aus dem Bett sprang. Weil seine Kutte bei dem Feuer verbrannt war, hatte ihm Mathias Kleider geliehen, in die er jetzt schnell schlüpfte. Und in dem Aufzug sah er eher wie ein braver Kaufmann als wie ein Geistlicher aus.
    »Ich glaube, sie kommt nieder«, meinte die Bertille beunruhigt. »Sie schreit wie eine Frau, wenn sie ein Kind bekommt. Aber das hohe Fieber macht mir Sorgen.«
    »Gebt ihr jetzt nichts zu trinken«, ordnete Bruder André an. »Ich bin Apotheker und kenne mich mit Heilpflanzen aus. Ich will ihr eine Arznei machen, die ihr helfen wird.«
    Er ging und kam kurz darauf mit einer kleinen hellbraunen Ledertasche wieder, die aus allen Nähten platzte, weil sie bis an den Rand mit getrockneten Pflanzen, Heilmitteln und verschiedenen Arzneien gefüllt

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