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Die seidene Madonna - Roman

Die seidene Madonna - Roman

Titel: Die seidene Madonna - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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müssten wir einen anderen Lehrling einstellen. Dann schon lieber einen Kutscher!«
    Jacquou winkte verärgert ab und schüttelte entschieden den Kopf.
    »Das mit dem Kutscher kommt nicht in Frage! Ich will nicht, dass du allein mit irgendeinem Fremden unterwegs bist, der dich in irgendwelche Fallen locken kann, dich vielleicht betrügt oder bestiehlt, es dir gegenüber an Respekt fehlen lässt oder sonst etwas macht. Der Kutscher müsste unter allen Umständen ein Mann sein, dem wir absolut vertrauen können.«
    Nachdem er seinem Ärger Luft gemacht hatte, beruhigte sich Jacquou wieder und musterte seine Frau. Dann seufzte er und wartete ab. Er ahnte, dass sie über einer Idee brütete. Schließlich kannte er das hartnäckige Wesen seiner Gattin nur zu gut! Wenn sie diese abweisende, bockige Haltung einnahm, ihre Augenbrauen runzelte und die rosigen Lippen zusammenpresste, war sie stets kurz davor, eine Entscheidung zu treffen, die er auf keinen Fall in Frage stellen durfte.
    »Nein, Pierrot, du musst wirklich in der Werkstatt bleiben«, sagte sie. »Wir finden schon eine Lösung.«
    Wie eine Katze kam sie angestrichen, um Jacquou zu schmeicheln, und nahm seine Hände.
    »Hör doch, ich habe eine Idee, die vielleicht nicht unbedingt die beste ist, aber hoffentlich erst einmal reichen sollte. Ich bekomme sicherlich neue Aufträge. Wahrscheinlich werden sie nicht so umfangreich sein wie die, die du aus Italien mitgebracht hast, aber ich müsste damit meinen Plan verwirklichen können.«
    »Welchen Plan denn?«

    »Nun, nachdem wir keinen Kutscher haben, muss ich den Wagen auf dem Hinweg eben selbst fahren, zurück komme ich dann mit einem vertrauenswürdigen Kutscher.«
    »Wer soll dir denn bitte einen guten, zuverlässigen Kutscher empfehlen?«
    »Die Familie d’Angoulême. Sieh doch, Jacquou, du bist mit Julio und neuen Aufträgen aus Italien zurückgekehrt! Und ich werde mit neuen Aufträgen und einem Kutscher aus Amboise zurückkommen!«
     
    Es dauerte nicht lang, und sie hatten den passenden Wagen gefunden. Klein, durch eine stabile Plane rundum geschlossen und mit nur zwei Plätzen konnte er von einem einzelnen Pferd gezogen werden, was die Ausgaben niedrig hielt und wodurch er sich auch leichter lenken ließ.
    Sicher hätte Alix ein Zelterpferd, wie sie die vornehmen Damen am Hof ritten, am besten gefallen. Aber diese Pferde waren nicht dafür geeignet, einen Wagen zu ziehen. Diese kleinen Stuten waren ausschließlich zum Vergnügen da - für Spazierritte, berittene Ausflüge in den Wald, zum Traben und Galoppieren an der frischen Luft.
    Zum Anspannen brauchte man ein kräftiges Pferd. Auf dem großen Viehmarkt von Tours kauften Jacquou und Alix deshalb einen schönen jungen Fuchs mit rotbraun glänzendem Fell, schwarzem Schweif und schwarzer Mähne, mit breitem Rücken, flinken Beinen und muskulösen Flanken.
    Alix taufte ihn Jason, weil der Fuchs in der Sonne wie ein großes goldenes Schwert leuchtete. Und sie war überglücklich, streichelte ihr Pferd und tat ihm schön und murmelte ihm beruhigende Worte ins Ohr. Bald war Jason ihr Ein und Alles.
    Mitte Mai, als der Frühling in vollem Gange war, machte sich
Alix auf den Weg. Blühende Geranien, Begonien und wilde Rosen schmückten die Häuser von Tours, und die Loire trug ihr schönstes Festtagsblau.
    Alle waren da, um sie zu verabschieden, und Jacquou machte eine besorgte Miene und wünschte, sie wäre schon wieder zurück. Alix saß sehr aufrecht auf dem Fahrersitz, obwohl sie sich da oben schon ein wenig verloren vorkam, auf einer Höhe mit dem großen roten Pferd, das sie bald ganz ruhig am Ufer der Loire entlangführte. Sie hatte zwar keine Angst, versuchte sich aber zu konzentrieren, weil das doch etwas anderes war als die beiden kleinen, undisziplinierten und halsstarrigen Maultiere, die sie sonst gewohnt war.
    Zum Glück hatte sie keinen weiten Weg vor sich. Amboise war so nah bei Tours, dass sie hoffte, noch vor Einbruch der Nacht auf dem Schloss einzutreffen. Jasons Gangart war ihr fremd, aber sie kam schnell voran. An Amandines Getrippel und ihren langsameren Gang gewöhnt, hielt sie die Zügel fest in der Hand, um sich nicht irgendwie überrumpeln zu lassen.
    Aber Jason gewöhnte sich schnell an ihre feste Hand, und sie verstanden sich bald sehr gut. Es dauerte nicht lang, und Alix musste weniger Druck geben und sein Schritt wurde schneller.
    Als die Sonne unterging und sich der Himmel orangerot färbte, erblickte Alix die Türmchen von

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