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Die seidene Madonna - Roman

Die seidene Madonna - Roman

Titel: Die seidene Madonna - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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überhaupt nicht in Frage!«, entgegnete de Gié mit eisiger Stimme.
    »Und warum nicht, wenn ich fragen darf?«, wollte die Comtesse d’Angoulême wissen.

    »Diese Frau ist nicht meine Schülerin.«
    »Entlohnt Euch der König etwa nicht gut genug, um dieser harmlosen Bitte nachzukommen? Oder soll ich ihn nach seiner Meinung dazu fragen?«
    »Der König ist noch nicht wieder aus Italien zurück«, entgegnete der Marschall spöttisch.
    »Da täuscht Ihr euch aber, lieber Marschall, ein Bote hat mir soeben ein Schreiben gebracht, in dem es heißt, dass Königin Anne in Blois Philipp von Österreich empfangen will, der in Begleitung seiner jungen Gattin, Johanna von Kastilien, dort eintrifft. Aus diesem Grund kehrt der König eilends aus Italien zurück.«
    Von dieser unerwarteten Neuigkeit war de Gié überrascht, tat aber so, als würde ihn die Sache nicht interessieren, und antwortete:
    »Mir geht es einzig und allein um den Unterricht für Euren Sohn. Und jetzt hat er nun einmal seine Italienischstunde.«
    »In Ordnung. Ich möchte aber, dass Alix und Marguerite daran teilnehmen. Wie Ihr wisst, ist Marguerite sehr sprachbegabt, viel begabter als ihr Bruder. Sie wird mir sagen, ob Ihr mit ihr oder ohne sie fortfahren sollt.«
    Dann wandte sie sich an Alix und sagte: »Es freut mich sehr, dass Ihr fremde Sprachen lernt. Ich selbst beherrsche Italienisch und Spanisch gut genug, um mich mit meinen Kindern in diesen Sprachen unterhalten zu können, wenn sie erst einmal weit genug gekommen sind.«
     
    Mai und Juni waren auf Schloss Amboise bei bester Laune und schönstem Wetter vergangen. Im Juli war es dann sehr heiß geworden, aber Alix übte sich weiter täglich in der Kunst des Reitens. Auch beim Fremdsprachenunterricht machte sie schnelle
Fortschritte. Mittlerweile bereitete es ihr große Freude, sich mit Louise und Marguerite auf Italienisch zu unterhalten.
    Als eines Abends Familie d’Angoulême samt Antoinette, Jeanne und ihrer Tochter Souveraine im großen Salon versammelt war, sagte Louise zu Alix:
    »Auf keinen Fall dürft ihr vor den Festlichkeiten in Blois abreisen. Ihr müsst uns unbedingt begleiten.«
    »Aber ich bin doch nun schon seit zwei Monaten bei Euch in Amboise zu Gast, Louise. Es wird Zeit für mich, nach Tours zurückzukehren.«
    »Liebe Alix, dieses große Fest müsst Ihr unbedingt miterleben«, bettelte Marguerite. »Ihr habt doch genug Arbeitskräfte in der Werkstatt, und man kommt dort auch eine Zeitlang ohne Euch zurecht, wie Ihr sagt.«
    »Ich habe eine großartige Idee!«, meinte Louise. »Teilt Meister Jacquou mit, er soll nach Blois kommen und sich uns anschließen - nur für ein paar Tage. Danach könntet Ihr gemeinsam nach Hause fahren.«
    Der Vorschlag war so verlockend, dass Alix beinahe ohne zu überlegen eingewilligt hätte. Aber was würde ihr Jacquou dazu sagen? Das Leben am Hofe war ihm fremd, und mehr noch als Alix würde er verlegen sein, sich fehl am Platz oder überflüssig fühlen. Wie viele Künstler - Maler, Baumeister, Dichter oder Schriftsteller - verspürten dieses Unbehagen, wenn sie an die europäischen Königshöfe geladen wurden. Dennoch schlug keiner die Einladung der Könige aus, weil ihre Anwesenheit am Hofe zu ihrer beider Ruhme diente.
    Alix hatte Für und Wider reiflich abgewogen und sich schließlich doch dafür entschieden. Jacquou sollte an den Feierlichkeiten zum Empfang von Philipp von Österreich und Johanna von Kastilien in Blois teilnehmen.

6
    Als Königin Annes Bote La Vigne König Ludwig die Nachricht überbrachte, dass Philipp von Österreich und seine junge Gattin, Johanna von Kastilien, in Blois erwartet würden und sich der ganze Hofstaat für ihren Empfang rüstete, war Ludwig zunächst einmal sehr verwundert.
    Nachdem er lange gegrübelt und darüber eine schlaflose Nacht verbracht hatte, war er zu dem Schluss gekommen, seine Gattin habe diese Begegnung arrangiert, um ihn aus Italien zurückzuholen. Zu viel stand auf dem Spiel, und so konnte er sich ihrem Wunsch nicht verschließen und durfte nicht länger vor den Toren Mailands aushalten. Zumal sich die Dinge ungünstig entwickelten und es sicher besser war, wenn alle einmal zur Ruhe kamen, ehe man den Konflikt von neuem aufnahm.
    Je länger er nachdachte, umso mehr kam Louis zu der Überzeugung, dass Annes Plan exakt mit seinem übereinstimmte: Er wollte ein Bündnis mit Philipp von Österreich in die Wege leiten, um sich besser gegen dessen Vater Maximilian behaupten zu können. Und

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