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Die seidene Madonna - Roman

Die seidene Madonna - Roman

Titel: Die seidene Madonna - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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jungen Mädchen zum König hatte weihen lassen. Zu gern hätte sich Alix dort neue Kraft geholt oder so etwas wie eine Mission, damit sie ihre Begabung und ihre beruflichen Fähigkeiten besser erfüllen konnte. Nun hatte sie aber plötzlich das Gefühl, dass ihr das nicht gelingen wollte. Immerhin war es ein großes Glück, dass sie diesem Kirchenmann, der die Frauen wie den Teufel persönlich hasste, ihre grausame Enttäuschung nicht gezeigt hatte. Und dann diese Ohrfeige, ein Brandmal, das sie nie vergessen würde!
    Warum sehnte sie sich nicht mehr nach Erfolg? Schluss damit - weg mit all den düsteren Gedanken! Bald war sie wieder bei Jacquou und seinen heißen Umarmungen, bei ihrem geliebten Jacquou, ihrer Arbeit, ihren Hoffnungen.

    Plötzlich wurde ihr übel, und sie schloss die Augen. Warum nur musste sie unaufhörlich an die zynische Weigerung des Erzbischofs denken? Sie versuchte den aufkommenden Brechreiz zu unterdrücken und dachte an die möglichen Folgen ihres katastrophalen Gesprächs mit dem Prälaten. Was würde geschehen, wenn er sich tatsächlich mit Mortagne und Van Thiegen verbündete, die sie bereits beide mit Beleidigungen angegangen waren? Und wer war eigentlich dieser alte Seigneur de La Tournelle, den sie nicht kannte? Sein Sohn war ein echter Ehrenmann, mit dem sich Alix und Jacquou bestens verstanden hatten. Was für ein Mensch mochte also der Vater sein?
    Durch den Fensterladen drang ein erster Lichtstrahl und kündigte den nahenden Tag an. Also hörte sie auf zu grübeln und kleidete sich langsam an.
     
    Kutscher und Pferde waren ausgeruht und satt, und so machten sie sich bei schönstem Wetter auf den Heimweg. Zum Glück hatten die Unwetter aufgehört, weshalb sie gut vorwärtskamen und zwei Tage später bereits die Hälfte der Strecke hinter sich hatten.
    Als sie gerade auf die Straße nach Chartres gebogen waren, hörte Juan plötzlich zwei Pferde hinter sich. Er lenkte die Kutsche auf die Seite, damit für einen anderen Wagen genug Platz zum Vorbeifahren blieb.
    Dem schnellen Hufschlag nach zu urteilen, waren die beiden Reiter sehr in Eile. Juan ließ seine Pferde lieber langsamer gehen, um nicht länger gestört zu werden. Eine Zeit lang hörte er die Kavalkade hinter sich, weil die Reiter aber anscheinend nicht überholen wollten, fuhr er noch mehr zur Seite.
    Die Kutsche streifte die Böschung, aber Juan konnte im Moment nichts daran ändern und musste so weiterfahren. Alix rief
ihm irgendetwas zu, aber er verstand sie nicht, weil der Lärm der nachfolgenden Pferde immer lauter wurde.
    Und dann brach ein anderer Tornado los. Weil man sie abrupt angehalten hatte, begannen Jason und Hector laut zu wiehern. Alix schrie auf, als sie im Nacken einen heißen Atem spürte, ohne dass sie den schweren Männerkörper gesehen hätte, der sich in ihre Kutsche schwang.
    Jemand packte sie mit starken Armen und warf sie zu Boden. Sie wurde geknebelt, an Armen und Beinen gefesselt und hinten in den Wagen geschleudert. Mit einem dumpfen Schlag landete sie auf dem Boden und hatte das Gefühl, ihr Rücken sei entzweigebrochen.
    Sie hatte nicht einmal mehr sehen können, was mit Juan geschah, den man vermutlich ebenfalls überwältigt hatte, weil er ihr nicht zu Hilfe geeilt war. Alix begann zu zittern. Jemand schleifte sie über den Boden weiter und verpasste ihr einen Fußtritt in den Magen, der sie vollends außer Gefecht setzte. Ein seltsamer schwarzer Schleier legte sich über ihre Augen, und sie dachte, sie würde ohnmächtig. Aber die Stimmen der Verbrecher drangen noch immer bis an ihr Ohr, und sie merkte, dass sie trotz der schrecklichen Schmerzen noch in der Lage war, zu verstehen, was sie sagten.
    »Beeil dich!«, brüllte einer der beiden Männer. »Der Kutscher kommt zu sich.«
    Oh, Juan kam wieder zu sich! Vielleicht konnte er ihr doch irgendwie helfen! Plötzlich wurde ihr übel, genau wie am Morgen, als sie noch in ihrem Zimmer war. Der Fußtritt hatte ihr schrecklich zugesetzt. Sie musste würgen und übergab sich.
    »Hörst du nicht, der Kutscher wacht auf.«
    »Dann schlag ihn bewusstlos; er wird schon wieder zu sich kommen.«

    »Und wenn wir ihn einfach totschlagen?«
    »Nein! Das ist nicht der Befehl.«
    Sie hatten einen Befehl, waren also keine einfachen Banditen. An ihren Stimmen erkannte Alix, dass es nur zwei Männer waren, die sie überfallen hatten. Lieber Himmel! Obwohl sie unterwegs war, seit sie acht Jahre alt war, zu Fuß, mit ihrem Muli, auf einem Pferd oder in einem

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